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GUTE-NACHT/3014: Verstecken (SB)


Gute Nacht Geschichten


"Siehst du, Sandmann, jetzt sind die Kinder wieder fort. Aber was ist denn das hier? Das sind doch Sentas Kuscheltiere, Pin Guin und Ele Fant. Die wird sie spätestens am Abend, wenn sie zu Bett geht, mächtig vermissen."

Sandmann startet den Versuch, die Kuscheltiere ins Maul zu nehmen.

"Nicht doch, du schlabberst sie ja voll!"

Sandmann läßt los und legt sich hin. Was macht Jan jetzt wohl mit den beiden Kuscheltieren, die Töchterchen Senta am Wochende mit noch einem weiteren, dem Tiger, für Sandmann versteckt hat, damit er sie finden konnte? Senta hatte nichts dagegen wenn Sandmann die Tiere ins Maul nahm. Das Telefon klingelt.

"Ja, ich habe sie gerade entdeckt. - Nein, ich kann sie nicht vorbeibringen. Mein Auto streikt. Der Auspuff ist abgerissen. - Was, du kannst auch nicht kommen?"

Immer, wenn Jan telefoniert, ist Sandmann sehr aufmerksam. Das zeigt er dadurch, daß er seinen Kopf hin und her bewegt und Jan nicht aus den Augen läßt. Am liebsten möchte er wissen, warum Jan redet und ihn - Sandmann - dabei nicht einmal anblickt.

"Was möchtest du, Schätzchen?"

So etwas hat Jan immer zu Senta gesagt. Sandmann läuft im Zimmer herum und zur Tür, aber Senta ist nicht zugegen. Aufgeregt wedelt Sandmann mit dem Schwanz. Wenn Senta jetzt gleich auftaucht, spielt sie bestimmt wieder Verstecken mit ihm.

"Was? Du vermißt nicht nur diese beiden Kuscheltiere, die ich in der Hand habe, sondern noch ein drittes? Ach, das soll ich jetzt suchen und es in ein Paket stecken und zu euch schicken! Damit du sie morgen hast! Weißt du wieviel Uhr es ist? Die Post hier unten in der Stadt schließt in einer Stunde. Bis dahin habe ich sicher Tiger noch nicht gefunden. Denn wenn er mir bis jetzt noch nicht in die Hände gefallen ist, wo ich den ganzen Tag aufgeräumt habe, werde ich ihn sicher auch nicht so schnell finden. Er kann überall und nirgends sein."

Senta scheint so laut in den Hörer zu protestieren, daß auch Sandmann hört, daß da noch ein anderer spricht. Er blickt sich erneut im Zimmer um und sucht diesen Fremden.

"Ist er nicht! Ist er nicht!", äfft Jan die Stimme im Telefon nach. "Ja, tut mir leid. Aber schrei bitte nicht so in den Hörer. Vielleicht weißt du ja noch, wo du Tiger hingelegt hast. - Versteckt? - Dann mußt du doch wissen, wo du ihn postiert hast. Ich soll Sandmann suchen lassen? Wenn ich ihm das erlaube, schleppt er mir womöglich in Zukunft alles an, was da herumliegt. Das möchte ich aber nicht."

Sandmann folgt wieder diesem merkwürdigen Selbstgespräch von Jan. Als er wiederholt seinen eigenen Namen hört, wird er ganz aufgeregt. Bestimmt gibt es gleich etwas Gutes, ein Leckerchen oder einen Spaziergang.

"Sandmann versteht das doch nicht, wenn du mit ihm durch das Telefon sprichst. - Also gut, einen Versuch ist es wert."

Das merkwürdige kleine Ding, das Jan die ganze Zeit in der Hand gehalten hat, versucht Jan nun an Sandmanns Ohr zu halten. Sandmann versteht das nicht und würde am liebsten hineinbeißen. Dann aber hört er eine vertraute Stimme. Endlich, Senta ist wieder da!

"Ich glaube, er hat deine Stimme erkannt. Jetzt geht er wirklich im Zimmer herum, als suche er etwas."

Es dauert nicht lang, da hat Sandmann den kleinen Tiger aus einer ungewöhnlichen Lage heraus befreit.

"Sandmann! Das hätte ich wirklich nicht gedacht. Du bist ja ein richtiger Spürhund."

Zur Belohnung bekommt Sandmann einen dicken Kauknochen. Jan dagegen schnappt sich eine Tüte, wirft Geld und die Kuscheltiere hinein, verabschiedet sich schnell von Senta und schwingt sich auf sein Fahrrad.

"Zum Glück gibt es ja mittlerweile Kartons bei der Post zu kaufen. Dieses Angebot werde ich nutzen. Denn wenn ich jetzt erst noch ein Päckchen packen müßte, käme ich auf jeden Fall zu spät. Wenn ich aber jetzt gleich erst einmal in der Post drin bin, dann werden sie mich ohne verrichteter Dinge nicht einfach hinausschmeißen."

Mit diesen Gedanken flitzt Jan den kleinen Berg hinunter zur Post im Städtchen. Sandmann hat inzwischen gut mit seinem Knochen zu tun. Dagegen werden Pin Guin, Ele Fant und Tiger in ihrer Plastiktüte ganz schön herumgeschleudert. Von einer schönen Reise kann hier nicht gesprochen werden.

25. August 2009

Gute Nacht