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GUTE-NACHT/2857: Der Geist in Pantoffeln und der fliegende Teppich (SB)


Gute Nacht Geschichten


Gestern hatte es zwischen Mutter und Paddy Krach gegeben. In Mutters neuen Rock war mit einer Schere am Saum eingeschnitten worden. Das konnte ja wohl nur Paddy gewesen sein, war Mutters Ansicht. Ihre Tochter Paddy dagegen verdächtigte Zwerge der Tat. Großmutter enthielt sich lieber der Stimme und flickte den Rock so kunstvoll, daß er aussah wie neu. Das stimmte Mutter am heutigen Tag wieder versöhnlich, und da Paddy ihr auch noch ein Bild malte und schenkte, ist der Haussegen wieder gerade gerückt.

Paddy ist nun dabei, ihrer Mutter das Bild zu erklären: "Das hier ist ein Zwerg mit einer Schere, der gerade einen Rock kaputtschneiden will. Doch da kommt genau zur richtigen Zeit ein Geist angeflogen und verhindert diese Tat." Mutter schmunzelt. "Was ist das da unter dem Geist?" fragt sie, "etwa ein fliegender Teppich?" - "Nein", entrüstet sich Paddy und ist ein wenig beleidigt, "das sind die Pantoffeln." - "Ah, ja, jetzt erkenne ich sie", sagt Mutter schnell, "das ist also der Geist in Pantoffeln." Gestern hatte Mutter, nachdem sie ihren zerschnittenen Rock entdeckt und Paddy gefragt hatte, ob sie es gewesen war, nur ein Nein geerntet. Daraufhin hatte sie ärgerlich gefragt und sich die Frage auch gleich selbst beantwortet: "So und wer soll es gewesen sein? Vielleicht der Geist in Pantoffeln?" Paddy hatte nicht verstanden, warum ein Geist Pantoffeln anziehen sollte, da er doch sowieso durch die Luft fliegt und sich sicher nie kalte Füße auf kalten Fußböden holt.

Die Frage nach den Geistpantoffeln beschäftigt Paddy noch immer und deshalb überlegt sie laut: "Warum braucht ein Geist denn Pantoffeln, der schwebt doch sowieso über dem Boden." Mit der Hand macht Paddy einige Flugbewegungen. "Nun das weiß ich auch nicht", antwortet Mutter und ist sich nicht mehr ganz sicher, ob es klug war, die Redewendung vom Geist in Pantoffeln - manche sprechen auch vom Geist in Patschen - erwähnt zu haben. Großmutter dagegen scheint etwas zu wissen. Sie räuspert sich. Das ist ihre Art zu sagen: "Ich weiß etwas darüber. Du kannst ruhig mich fragen."

Paddy blickt nun hoch und schaut die Großmutter aufmunternd an. "Nun", beginnt die, "nicht alle Geister schweben. Manche haben schwere Ketten mit Kugeln an ihren Knöcheln befestigt, mit denen sie laut rasseln und die Menschen, die in ihre Nähe kommen einschüchtern und erschrecken wollen." - "Aber, warum hat unser Geist Pantoffeln an?" fragt Paddy. "Nicht immer will ein Geist die Menschen erschrecken. Manchmal will er vielleicht auch nur so durchs Haus gehen, ohne gehört zu werden. Wer will schon immer auf sich aufmerksam machen. Da wirken Pantoffeln wie Schallisolierer."

Paddy scheint die Erklärung ihrer Großmutter einzuleuchten. Vielleicht sollte sie selber auch öfter ihre Hausschuhe anziehen. Dann könnte sie sich besser durchs Haus und an ihrer Mutter vorbeischleichen. Das will Paddy doch gleich einmal ausprobieren. Doch wo stecken wieder einmal ihre Hausschuhe. "Hier Mami, dein Bild." Damit steht sie auf und verläßt die Runde. "Wo willst du hin?", fragt Mutter erstaunt. "Nur aufs Klo", schummelt Paddy. "Na, dann putz dir auch schon die Zähne und ab ins Bett. Ich komme gleich noch, dir Gute-Nacht sagen."

13. Februar 2009

Gute Nacht