Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

GUTE-NACHT/2786: Olga und Teddy allein zuhause (SB)


Auf der Bettkante sitzt Teddy, den Kopf in die Pfoten gestützt und die Beine baumeln herunter. Puppe Olga dagegen liegt in ihrem Puppenbett und mimt die Kranke. Paula hat sie da hineingelegt. Die Puppenmama fand, daß sich Paula sehr kalt anfühlte.

"Jetzt bist du doch bestimmt wieder warm geworden!", sagt Teddy. Seiner Meinung nach könnte Olga wieder aufstehen und mit ihm spielen. Olga weiß, daß Teddy am liebsten Fußball spielt oder mit Schwertern kämpft. Davon hält Olga gar nichts. Deshalb bleibt sie lieber im Puppenbett liegen. "Erzähl mir doch eine Geschichte, dann werde ich bestimmt schneller gesund", schlägt Olga vor.

Geschichten hört Teddy gern, aber sie selber erzählen, mag er nicht so sehr. Olga aber weiß, wie sie ihn doch zum Erzählen bekommt. Sie beginnt von dem Ball, der die ganze Teddyfamilie in Atem hielt, zu berichten: "Alle liefen hinter ihm her, denn jeder wollte den Ball haben. 'Fangt mich doch, so fangt mich doch', rief der Ball und so liefen alle Teddybären hinter dem Ball her, angefangen vom Opa Teddy bis zum Baby Teddy."

"So war das aber nicht", entrüstet sich Teddy, "Bälle gibt es erst, seit es Teddys gibt. Wir Teddybären haben den Ball quasi erfunden. Das kam so. Jedes Jahr wenn der Frühling kommt, brauchen Bären nicht mehr so ein dickes Fell. Wenn wir gebürstet werden, fällt deshalb Fell heraus. Das Fell war Mama Bär aber zu schade, um es wegzuwerfen. 'Es ist doch so schön weich', stellte Mama Bär fest. Deshalb sammelte sie es in einer Tüte. Vielleicht würde sie das Fell doch noch einmal gebrauchen können. Immer mehr Fell stopfte sie in die Tüte und knetschte es so dicht zusammen, daß ein richtiges Knäul, ja eine große Kugel daraus wurde. Eines Tages, es war draußen wieder kalt und alle Bärenkinder langweilten sich in der Stube. Sie begannen zu nörgeln und sich zu streiten, wie es gar nicht des Bären Art ist. Da erinnerte sich Mama an die Fellkugel und holte sie heraus.

Was uns Bären da nicht alles einfiel. Die Kugel wurde hin und her geworfen und ging im Kreis herum. Sie wurde unter den Beinen durchgereicht, versteckt und wiedergefunden. Die Füße stupsten sie hin und her, die Arme fingen sie auf. Die Köpfe stießen sie in einen Korb, der an der Decke aufgehängt worden war. Das alles machte uns Teddybären so viel Spaß, daß wir die Fellkugel auch mit hinaus nahmen, als das Wetter besser wurde. Doch irgendwie tat das unserer geliebten Kugel gar nicht gut. Denn als es plötzlich zu regnen begann, wurde sie ganz naß, schwer und verzog sich. Dann fiel sie auch noch in den Matsch. Mama schimpfte, als wir am Abend mit einem 'Dreckklumpen' nach Hause kamen. 'Ihr wollt doch nicht ehrlich behaupten, daß dies unser schöner Felly ist?' Aber es war unser Fellball. Mama Teddy nahm das dreckige Ding und steckte es gleich richtig in ein Wasserbad. Sie wusch und schrubbte, bis der ganze Dreck herausgewaschen war. Von unserem alten Felly blieb nicht mehr viel übrig. Mama Teddy zog ihn noch in Form, aber er war sichtlich geschrumpft. Nach dem Trocknen jedoch, fühlte sich Felly recht passabel an. Er war zwar kleiner, dafür aber fester, lag besser in der Pfote und flog viel weiter als zuvor. Das konnten wir allerdings erst herausfinden, nachdem Mama Teddy so enttäuscht über ihr Waschergebnis war, daß sie das unförmige Ding aus der Türe hinaus pfefferte. Dabei bemerkte sie, wie gut sie doch Werfen konnte. War ihr das früher nie aufgefallen oder hatte sich Teddy in ein Zauberflugdings verwandelt?"

Jetzt macht Teddy eine Pause und klettert auf das Regal ganz nach oben. Hier weiß er, liegen verschiedenste Stoffbälle. Den leichtesten wirft er Puppe Olga auf das Kinderbett hinunter. Die erschreckt sich so sehr darüber, daß sie gleich ohnmächtig in ihrem Puppenbett liegen bleibt.

18. November 2008

Gute Nacht