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GUTE-NACHT/2727: Beste Freunde (SB)


Es ist Abend. Pumpelchen zieht es zum Fenster hin, um der Geschichte zu lauschen, die jeden Abend dem Kind vorgelesen wird. Ein wenig scheu blickt sich Pumpelchen um, ob vielleicht Rumpelchen in der Nähe ist. In den letzten Tagen sind sich beide aus dem Weg gegangen. Was war überhaupt der Anlaß gewesen? Pumpelchen weiß es gar nicht mehr. Wenn man aber nicht einmal mehr weiß, worum ein Streit letztlich ging, dann ist das Sichbösesein doch eigentlich überflüssig. Jedenfalls vermißt Pumpelchen sein Rumpelchen sehr. Von Rumpelchen ist allerdings nichts zu sehen.

Das liegt daran, daß Rumpelchen nicht gesehen werden möchte. Um aber auch die Gute-Nacht-Geschichte mitzubekommen, hat sich Rumpelchen im Baum nahe dem Kinderzimmerfenster versteckt. Damit rechnet Pumpelchen nicht und bekommt darum auch nicht mit, daß Rumpelchen fast dicht bei ihm ist.

Pumpelchen lauscht sehr gespannt den Worten, die durch die Fensterscheibe nach außen dringen. Rumpelchen oben im Baum verhält sich ganz still. Er will seinen Freund nicht erschrecken. Denn wenn er jetzt so mir nichts dir nichts aus dem Nichts auftauchen würde, wie würde sich da sein Freund erschrecken. Aber so wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. "Morgen werde ich mit Pumpelchen reden. Ich will mich wieder mit ihm vertragen", denkt Rumpelchen. Dann wendet er den Blick zum Fenster hin.

Plötzlich knackst es im Holunderbusch, Pumpelchen hat es nicht bemerkt, er ist so in die Geschichte vertieft, daß er erst beim nächsten Knacken aufhorcht. Dann blickt er nach oben und sieht Rumpelchen im Holunderbusch. Verärgert und sauer läuft Pumpelchen fort ohne auch nur mit dem Freund zu sprechen. Pumpelchen findet, daß Rumpelchen ihm doch wirklich nicht auflauern bräuchte. Darum läuft er davon. Traurig bleibt Rumpelchen zurück. "Morgen werde ich das wieder in Ordnung bringen!", sagt er zu sich selber, "meinen besten Freund will ich nicht mehr vermissen."

4. September 2008

Gute Nacht