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GUTE-NACHT/2605: Verbunden und doch verschwunden (SB)


Verbunden und doch verschwunden

Die beiden Geschwister Marci und Mara möchten in der Nacht im Traum miteinander sprechen. Aber wie können beide in dem gleichen Traum sein? Um dies zu erreichen, haben sie gestern beim Einschlafen miteinander gesprochen, weil sie hofften, so gemeinsam in den selben Traum zu gelangen. Aber dann war Mara vor Marci eingeschlafen.

"Zusammen einzuschlafen klappt wohl einfach nicht", stellt Marci fest. "Das liegt bestimmt daran, daß du mir an den anderen Abenden vor dem Einschlafen auch immer etwas erzählst, damit ich in der Dunkelheit keine Angst habe, und damit du nicht vor mir einschläfst", erklärt Mara.

"Aber was können wir anfangen, um doch gemeinsam einen Traum zu haben?" stellt Marci die Frage. Beide überlegen. "Vielleicht ist es wichtig, daß wir uns berühren?" fällt Mara ein. "Das ist eine blöde Idee", findet Marci und ärgert sich, daß er nicht selber darauf gekommen ist. "Laß es uns doch mal probieren!" läßt Mara nicht locker.

Marci stimmt nun zu. Da die beiden Betten weit auseinander stehen, können die beiden entweder in einem Bett schlafen oder die Betten zusammenschieben. Sie entscheiden sich für die zweite Überlegung. Beim Zusammenschieben sind die beiden sehr vorsichtig, damit Mama keinen Krach im Zimmer hört. Sie wäre sicher nicht begeistert, wenn ihre Kinder in der Nacht noch Betten verschieben anstatt zu schlafen.

"Geschafft!" sagt Marci, "nun gib mir deine Hand." Mara reicht ihrem Bruder ihre linke Hand und Marci greift sie mit seiner rechten. "Reicht das denn?" fragt Mara. Marci überlegt einen kurzen Moment. Da fällt ihm ein, wie Papa und er beim Eisenbahnbauen die Kabel immer miteinander verbunden haben, so daß ein Kreislauf entstand, aus dem der Strom nicht herausfließen konnte. Marci schlägt vor, auch jetzt einen Kreisschluß herbei zu schaffen: "Mit den Händen fassen wir uns an und mit den Füßen berühren wir uns außerdem. Dann kann nichts verloren gehen, was da zwischen uns hin und her fließt." Das leuchtet Mara ein und so wird es gemacht. Mara findet es schon ein bißchen anstrengend ganz gerade auf dem Rücken zu liegen, wo sie sich doch sonst immer unter ihrer Decke zusammenrollt wie ein Kätzchen. Aber für dieses Experiment geht es nicht anders.

"Liegst du gut?" fragt Marci. "Es geht schon, und du?" - "Mir zieht es am großen Zeh", stellt Marci fest, "meine Decke ist zu kurz, ich brauche eine neue. Aber sonst ist alles okay."

Nach einer Weile schreit Mara auf: "Autsch, drück meine Hand nicht so fest." Marci entgegnet: "Ich habe sie gar nicht mehr gespürt. Ich dachte schon, ich hätte dich losgelassen." - "Nein, aber unsere Zehen sind nicht mehr zusammen", entdeckt Mara. "Wir sollten sie irgendwie zusammenbinden", schlägt Marci vor. Doch Mara ist damit nicht einverstanden. Sie hatte sich einmal mit ihrer Freundin an den Handgelenken zusammengebunden. Da hatte Mama sehr geschimpft, als sie das sah. "Schaut mal eure Hände an, da kann das Blut ja gar nicht mehr richtig durchfließen", hatte sie gesagt.

"Dann leg du dein Bein über mein Bein. So bleiben sie bestimmt aneinander", fordert Marci seine Schwester auf. So liegen die beiden nun da. Marci erzählt Mara noch eine Geschichte und dann landet auch er in der Traumwelt. Aber wo steckt Mara?

15. April 2008

Gute Nacht