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GUTE-NACHT/2504: Umzugspläne (SB)


Mutter Maus im Sandmannhaus

An diesem Tag kommen die Mäusekinder nicht aus der Höhle heraus. Kater Mombart schwänzelt die ganze Zeit in der Nähe des Mäuselochs herum. Ob er eine Fährte aufgenommen hat? "Ganz sicher", meint Mutter Maus, "so ein Kater hat doch eine gute Nase. Er wird uns schon auflauern. Vielleicht sollte ich mich nach einer neuen Höhle für uns umsehen?"

Als dann in der Küche Geräusche hörbar werden, die unzweideutig mitteilen, daß gerade Kater Mombarts Napf gefüllt wird, scheint es der Kater doch eilig zu haben, genau dorthin zu gelangen, woher auch ein starker Duft seinen Ursprung zu haben scheint. Mutter Maus nutzt diesen Zeitpunkt, um sich auf die Suche nach einem neuen Versteck für sich, die Großmutter und ihre Kinder zu begeben. Vielleicht wäre ein Platz irgendwo über dem Tisch des Sandmannes nicht schlecht. Von dort aus könnte Mutter Maus, dem Sandmann immer über die Schulter gucken. Dann erführe sie schneller, was der Sandmann so gerade ausbrütet.

Mutter Maus kann sich ein Lachen nicht verkneifen. "Ausbrüten! Als ob der Sandmann wie eine Henne auf Eiern sitzt und den Küken darin zur Entfaltung verhülfe. Andererseits ist es gar keine so abwägige Idee. Schließlich sind Geschichten ja auch wie kleine Küken, die heranwachsen wollen", überlegt Mutter Maus. Sie blickt noch einmal zur Küche hinüber. Von dort ist jetzt ein Schmatzen zu hören.

Flink erklettert Mutter Maus das Regal, das gleich einen Meter neben dem Mauseloch in die Höhe steigt. Hier auf dem obersten Brett hält Mutter Maus inne, schaut sich um und läuft dann das Regalbrett entlang. In der Mitte hält sie Ausschau, ob sie von hier einen guten Ausblick auf den Tisch in der Mitte erhaschen kann. Was da in dem aufgeschlagenen Buch geschrieben steht, kann Mutter Maus nicht entziffern. Wenn sie jedoch ein Vergrößerungsglas hätte, dann wäre es schon perfekt.

Mutter Maus schaut sich weiter um. Sie läuft das Regal bis zum Ende entlang. Hier findet sie mehrere Kartons, die ihr dienlich sein könnten. Kleine Löcher an der Seite reichen für den Einstieg ins Innere. "Nicht schlecht", denkt sie, "das sieht ja aus wie eine Höhle. Wir könnten hierher umziehen. Nur wenn Mombart uns hier oben vermutet, könnte er den ganzen Kasten vom Regal schmeißen. Dann wäre es aus mit uns."

Mutter Maus klettert aus dem Karton wieder heraus und läuft noch einmal an die Stelle, von wo aus sie dem Sandmann über die Schulter schauen könnte. Während Mutter Maus den Karton ausgekundschaftet hat, ist der Sandmann aus der Küche wieder auf seinen Stuhl am Tisch zurückgekehrt. Mutter Maus erschrickt, als sie den Sandmann bemerkt, war sie doch recht unbekümmert über das Regal gelaufen. Er hätte sie entdecken können. Glücklicherweise saß er mit dem Rücken zu ihr. "Tja, mit über die Schultern schauen ist da nichts", stellt Mutter Maus nun fest. Der breite Rücken des Sandmannes verdeckt die ganze Tischfront. "Wenn er sich einfach auf die andere Seite des Tisches setzen würde", grübelt Mutter Maus. Doch dann wäre die Gefahr, entdeckt zu werden, weitaus größer. Mutter Maus schaut sich um, ob ihr noch etwas anderes einfällt.

Genau über dem Tisch, an dem der Sandmann arbeitet, hängt ein riesiger Kronleuchter. Dieser ist schon sehr alt. Auch die Kabel, die zu dem Leuchter führen, sind alt und deshalb verlaufen sie in einer Röhre an der Decke entlang.

Mutter Maus starrt auf diese Röhre, die genau zum Regal hinüberführt und von hier in der Wand verschwindet. Vielleicht könnte sie ja auf dieser Röhre hinüberbalancieren? Doch bei genauer Betrachtung fällt Mutter Maus etwas Besseres ein. Die Röhre bietet neben den Kabeln, die durch sie verlaufen, noch soviel Platz, daß ein Mäuschen darin noch bequem durchspazieren kann. Nicht gerade aufrecht, aber der Kriechgang tut es schließlich auch.

Mutter Maus versucht ihr Glück, einen geeigneten Eingang in die Röhre zu finden. Erst einmal drin, ist sie schnell zum Kronleuchter hinübergewandert. Sie hätte nicht gedacht, daß es so einfach werden würde. Durch ein kleines Loch in der Röhre hat Mutter Maus einen Ausblick auf das Traumbuch, wie es besser nicht sein kann. Ihre Knopfaugen sehen die Schrift deutlich. Mutter Maus braucht kein Fernrohr mehr, um die Geschichten des Sandmannes lesen zu können.

Aus der Küche ein Klappern. Das ist das eindeutige Zeichen, daß Kater Mombart seinen Napf bis auf den allerletzten Rest ausgeschleckt hat. Jetzt heißt es schnell sein, wenn Mutter Maus es noch vor dem Erscheinen des Katers in ihre Mäusehöhle schaffen will. Schnurstracks ohne nach rechts oder links zu gucken klettert sie das Regal wieder hinunter und verschwindet im Mauseloch. "Puh! Geschafft!" fällt Mutter Maus ein Stein vom Herzen. Dort berichtet sie der Großmutter, was sie in Erfahrung gebracht hat. Über die neuen, guten Aussichten freuen sich die beiden Mäuse.

14. Dezember 2007

Gute Nacht