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GUTE-NACHT/2501: Geboren im Pelz (SB)


Mutter Maus im Sandmannhaus

Am nächsten Tag als Mutter Maus aus ihrer Höhle herausschaut, sieht sie den Sandmann bereits wieder über den Tisch gebeugt dasitzen und schreiben. "Diesmal wird er ja hoffentlich das Buch offen liegen lassen", denkt Mutter Maus.

Immer wieder linst Mutter Maus aus der Höhle um die Ecke, was da draußen vor sich geht. Da sieht sie Kater Mombart um Sandmanns Beine streichen. Das ist ein gutes Vorzeichen dafür, daß er jetzt gleich gefüttert wird. Dazu wird der Sandmann aufstehen und hinüber in die Küche gehen. Dort verbringt er dann meist ein Weilchen, weil er wohl selber auch Hunger hat. Genau weiß Mutter Maus das nicht, aber meistens dauert es, bis die beiden zurückkommen.

Mutter Maus schärft Großmutter und den Mäusekindern ein, ganz leise zu sein. Dann schleicht sie sich hinaus, sobald der Sandmann und Kater Mombart um die Ecke ver- schwunden sind. Schnell läuft sie zum Tisch, klettert hinauf und liest, was da in dem Traumbuch geschrieben steht.


*


Geboren im Pelz

Raupe Melanie war eine noch sehr junge Raupe und hatte wenig Erfahrung in all den raupigen Dingen. Sie war gerade erst aus einem der hundert Eier geschlüpft, die da in einem weichen Pelz von Melanies Mutter hineingelegt worden waren. Wo ihre Mutter nun steckte, wußte Melanie nicht. Es war ihr eigentlich auch egal, denn sie hatte alles was sie brauchte.

Sie war aus dem kleinen Raupenei geschlüpft und war hier in dem Pelz angekommen. Der war weich und warm. Hier konnte sie es sich gut gehen lassen. Die vielen Fellhaare schmeckten lecker, und Raupe Melanie hatte einen besonders guten Appetit.

Sie fraß und fraß. Einmal stieß sie mit einer anderen Raupe zusammen und fragte diese, wohin sie denn des Weges ging. Die Antwort war kurz: "Immer dem Pelz nach!" Noch einige Raupen traf Melanie hier in dem Fell, und alle waren nur am Schmausen und Schmatzen. Auch Melanie schlug sich den Bauch voll. Dann aber fragte sie sich, wozu sie eigentlich hier war. Sie konnte doch nicht nur den ganzen Tag an diesem Fell herumknabbern. So ging Melanie denn los und fragte jeden den sie fand, was denn der Sinn des Lebens sei.

Immer wieder erhielt sie die Antwort: "Fressen!" Eine Raupe sagte sogar: "Fressen und nicht selbst gefressen werden." Das konnte doch nicht alles sein. Das war Melanie zu wenig. Sie setzte sich deshalb hin und sah sich genau an, was um sie herum war, nur Fell und Raupen. Was hatte die eine Raupe nur damit gemeint, Fressen und nicht selbst gefressen werden? Gab es denn jemanden, der nicht das Fell, sondern die Raupen fraß? Sie wußte es nicht. Aber ein unbehagliches Gefühl beschlich sie...


*


So ein unbehagliches Gefühl steigt in diesem Moment auch in Mutter Maus auf, denn sie hört die Stimme des Sand- mannes. Schnell flitzt Mutter Maus in ihre Höhle zurück. Gerade hat sie es noch geschafft, vor dem Auftauchen des Sandmannes und Kater Mombart im Arbeitszimmer wieder in ihrem Schlupfloch zu verschwinden. Inzwischen hat Großmutter Maus alle Mäusekinder ins Heu geschickt. Hierein kuschelt sich jetzt auch die Mäusemama und erzählt ihren Kleinen alles, was sie über die Raupe Melanie bisher in Erfahrung bringen konnte. Dann wünscht sie ihren Kleinen eine: "Schlaft schön."

11. Dezember 2007

Gute Nacht