Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

GUTE-NACHT/2491: Wozu ein Mäuseschwanz gut ist (SB)


Mutter Maus im Sandmannhaus

In der mit Heu und Stroh ausgepolsterten Ecke liegen die sechs Mäusekinder. Sie warten auf Mutter Maus. Alle wollen das Ende der Geschichte von dem Mäusekind und Kater Mombart hören. Mutter Maus aber ist noch nicht zurück. "Wo bleibt sie nur?" überlegt Großmutter Maus, die immer dann in Aktion tritt, wenn Mutter Maus verhindert ist. Gut, daß auch sie Geschichten liebt und sich allerhand ausmalen kann. "Also", beginnt sie und fragt, "was ist zuletzt passiert?"

Mäuschen Willi berichtet: "Kater Mombart hat die Großmutter gefressen und will jetzt auch noch das kleine Mäusekind verschlingen." Sofort beginnt das kleinste Geschwisterchen zu weinen. "Keine Bange", tröstet Großmutter Maus, "so eine alte Großmutter ist nicht so leicht zu erschrecken." Dann erzählt sie die Geschichte weiter.


*


Wozu ein Mäuseschwanz gut ist

Kater Mombart klopft sich den Bauch. "So ein fettes Mäuschen macht schon satt", denkt er, "doch nicht satt genug. Ein kleiner Nachtisch paßt noch hinein. Wo bleibt nur das Mäusekind." Kater Mombart braucht nicht lange zu warten. Schon ist das Mäuschen zur Stelle. Es erkennt den Kater, der ihm so nett begegnet war, sofort. "Hey", grüßt es vorsichtig, "was machst du hier?" - "Nun, du hast mir so viel von deiner Großmutter erzählt, daß ich neugierig geworden bin. Da wollte ich sie auch einmal kennenlernen." - "Und wo ist meine Großmutter?" fragt das Mäusekind verunsichert. "Ach, ich hatte solche Bauchschmerzen", stöhnt der Kater, "daß deine Großmutter helfen wollte. Sie ist in meinen Bauch gerutscht, um einmal nachzusehen. Nun warte ich, daß sie wieder herauskommt. Aber es dauert so lange. Ich hoffe doch, ihr ist nichts zugestoßen?"

So redet der Kater und scheint ganz unschuldig. Doch das Mäusekind ahnt eine Falle, denn Mutter Maus hat immer und zu jeder Zeit vor allen bösen und auch gutmütig ausschauenden Katern gewarnt. Andererseits war der Kater wirklich sehr freundlich zu ihm und hat es im Wald gar nicht erschreckt. Vielleicht schaut Großmutter Maus wirklich nur im Bauch des Katers nach dem Rechten.

Plötzlich zuckt der Kater zusammen. Er weiß nicht, wie ihm geschieht. Aber er kann sich diesen Vorfall fein zunutze machen und sagt: "Siehst du, meine Bauchschmerzen melden sich schon wieder. Hoffentlich ist deiner Großmutter nichts geschehen. Was sollen wir nur tun?" Der Kater stellt sich besorgt. Doch eigentlich will er nur auch noch das Mäusekind in seinen Bauch hinunterschlucken. Schließlich wäre das ein toller Nachtisch. Das Mäusekind sieht nicht, mit welch gierigen Blicken der Kater seine Beute betrachtet. Es denkt nur an seine arme Großmutter, die jetzt tief im Bauch des Katers steckt, und will ihr helfen. Es hat auch schon eine Idee: "Hier Kater, halte meinen Schwanz fest, ich klettere in deinen Bauch und hole Großmutter wieder heraus."

"Aber so einen langen Schwanz hast du gar nicht", sagt der Kater. "Dann binde ich ihn eben an einen deiner Zähne fest." Gesagt getan, schnell rutscht das Mäusekind die Speiseröhre des Katers hinunter und landet in Katers Bauch. Sein ganzes Schwänzchen ist gleich mitgerutscht, denn so ein Knoten in einem Mäuseschwanz hält einfach nicht. Der Kater lacht. Hat er doch seinen Nachtisch erhalten.

Großmutter Maus und Mäusekind fallen sich in die Arme. "Ach, daß du auch noch hier gelandet bist", jammert Großmutter. "Laß uns fliehen!" sagt Mäusekind. "Aber wie?" klagt Großmutter Maus. "Ich habe dem Kater schon meinen Regenschirm in die Seite gestochen. Es hat nichts genutzt. "Versuchen wir es mit etwas anderem, mit Boxen", schlägt Mäusekind vor. Großmutter und Mäusekind boxen mit ihren Fäusten in die Magenwände des Katers. Doch mehr als ein paar kleine Knuffe scheint der Kater nicht zu spüren. Da versucht es Mäusekind mit Kitzeln. Doch der Kater merkt auch davon nichts. Da hat Mäusekind eine neue Idee. Es klettert so gut es kann die Speiseröhre hinan, dreht sich um und kitzelt dem Kater mit seinem Schwanz im Hals herum. Der Kater verspürt plötzlich Übelkeit und es dauert nicht lange, da spuckt er alles, was in seinem Magen ist, wieder aus. So landen Mäusekind und Großmutter Maus zwar feucht doch wohlbehalten wieder im Freien. Schnell verkriechen sie sich im ersten Loch, das sie finden können. Kater Mombart aber ist noch so schlecht, daß er gar nicht mitbekommt, wie sich die beiden Mäuschen aus der Kotze davon stehlen.


*


Die sechs Mäusekinder haben die spannende Geschichte verfolgt. Das Kleinste hat bis zum Schluß zugehört. Jetzt aber fallen auch ihm die Äuglein zu.

29. November 2007

Gute Nacht