Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

GUTE-NACHT/2325: Familie Schwalbe - Stunde der Gartenvögel (SB)


Familie Schwalbe - Stunde der Gartenvögel

"Wieso sitzen die Menschen ganz still und rühren sich nicht?" fragte Frau Schwalbe ihren Vogelmann. Der wußte auch nichts dazu zu sagen. So still saßen die Menschen noch nie auf einem Fleck. Dann plötzlich standen sie auf und gingen wieder in ihr Haus. "Merkwürdig", fand Frau Schwalbe. Das war gestern.


*


Im Garten trifft Vater Menschlein seinen Nachbarn und fragt sogleich: "Haben sie am Sonntag auch die Vögel in ihrem Garten beobachtet und gezählt?" - "Ja", antwortet Nachbar Elster. Er hatte von der "Stunde der Gartenvögel" in der Tageszeitung gelesen. Zwischen dem 11. und dem 13. Mai konnte, wer mitmachen wollte, die Vögel in seinem Garten, im Park oder andernorts eine Stunde lang beobachten und zählen. Die Zählung soll herausbringen, welche Vögel hierzulande den Ton angeben.

"Welche Vogelart kam bei ihnen am häufigsten vor?" möchte Vater Menschlein wissen. Nachbar Elster zählt auf: "Ich hatte Tauben im Garten und Dohlen, unsere Schwalben natürlich und sicher haben sich auch eure in meine Zählung mit eingemischt. Dann war doch tatsächlich ein Fasan in unserem Garten." Vater Menschlein lenkt ein: "Ja, den Fasan habe ich auch gesehen und gezählt. Bei den Schwalben ist es ähnlich. Wir haben sicher mehrmals die gleichen Schwalben gezählt. Wie will man die Vögel schließlich auch auseinanderhalten, ob man sie schon gezählt hat oder nicht."

Auch Nachbar Elster hat so seine Zweifel, ob die Wissenschaftler auf diese Weise wirklich eine aktuelle Anzahl der Vögel ermitteln können. Dann fragt er: "Und wie sah ihre Zählung aus, Herr Nachbar?"

Vater Menschlein überlegt nicht lang: "Bei uns im Dach brüten ja die Stare, hinterm Haus im Baum eine Amsel, im Hauseingang die Schwalben und im Gestrüpp die Spatzen. Dann sah ich auch die Tauben und den Fasan, und fünf Dohlen holten sich aus der Kiste mit Brot, das ich für die Ponys trockne, Scheiben heraus. Darauf sind sie immer ganz wild, auch die Spatzen. Die sind sowieso in der Überzahl. Von ihnen zählte ich gleich dreizehn Stück. Auch Meisen waren zu sehen. Ja, und eine Meise fand ich später auf dem Fahrradweg tot darniederliegen. Sie muß wohl gegen ein Auto geflogen sein. Ich habe sie hinten im Garten auf unserem Kaninchenfriedhof beerdigt."

Nachbar Elster sagt nichts dazu. Warum man Kaninchen beerdigt, anstatt sie dick und fett zu füttern, um sie dann zu einem leckeren Braten herzurichten, kann Nachbar Elster sowieso nicht verstehen. Auch er hat Kaninchen, nein Hasen im Garten und füttert sie den ganzen Sommer hindurch. Zu Weihnachten gibt es dann leckeren Hasenbraten. Nachbar Menschlein dagegen zieht seine Kaninchen manchmal sogar mit der Flasche groß, läßt sie in seinem Garten grasen und es sich gut ergehen, bis sie eines natürlichen Todes sterben oder von einem wilden Tier gerissen werden. "Was macht das also für einen Unterschied?" fragt sich Nachbar Elster.

Vater Menschlein hat inzwischen noch weitere Vogelarten aufgezählt, die er am Wochenende entdeckt hat: "Ein Rotkehlchen habe ich noch gesehen und einen Grünfinken. Und abends als ich mit unserem Hund einen Spaziergang den Fahrradweg entlang unternahm, entdeckte ich einige Enten auf dem Grabenwasser und weit hinten stand der Reiher, der sich auch ab und an hier in die Gegend traut. Außerdem weiß ich, daß hier bei uns auch Fledermäuse leben. Doch die fliegen nur in der Dämmerung oder bei Nacht." - "Da war ja jede Menge los!" betont Nachbar Elster. Vater Menschlein nickt und findet: "Man sollte nicht nur an solchen Aktionstagen seine Umgebung genauer in Augenschein nehmen, denn sonst verpaßt man jede Menge Leben, das uns umgibt!"

14. Mai 2007

Gute Nacht