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GUTE-NACHT/2256: Neubau, doch Fenster und Türen fehlen noch (SB)


Das alte Schulhaus im Februar

Fenster und Türen fehlen noch


Regen peitscht am Morgen gegen die Scheiben. Etwas später kommt die Sonne zum Vorschein für kurze Zeit. Sie vertreibt den Wind. Dann aber geht auch sie und der Wind kehrt mit Graupeln zurück und verteilt die Hagelkörner überall, auch im noch nicht fertigen Haus, das neben der alten Schule gebaut wird.


*


Hinter der Hecke versteckt sich was. Ah, da kommt er, der kleine Strolch. Läßt du dich auch mal wieder hier im Schulgarten blicken? Wo warst so lange? Ein kleiner Sprung und schon ist Kater Strolch auf der Gartenbank. Er stolziert hin und her, stellt dann wohl fest, daß sein Lieblingsplatz viel zu naß ist und ist mit einem Satz wieder unten. Nun streicht er um die Beine der Bank. Plötzlich dreht er erschreckt den Kopf. Was war das für ein peitschendes Geräusch? Das kann nicht der Wind gewesen sein, oder doch?

Strolch ist neugierig und geht dem Geräusch nach. Nicht weit, findet Strolch auch gleich des Rätsels Lösung. Er entdeckt den Neubau neben der Schule. Hier schlagen die herabhängenden Planen vom Dach im Wind und erzeugen das peitschende Knallen. Kater Strolch wundert sich, daß hier ein ganzes Haus steht. Das stand doch früher noch nicht da. Vor einiger Zeit war hier alles noch bewachsen mit wildem Buschwerk und hochragenden Pflanzen. Hier konnte er toll nach Mäusen jagen.

Dann aber plötzlich wurde alles abgeschnitten und die Büsche und Bäume abgeholzt bis auf einen. Die dicke große Kastanie durfte stehenbleiben. Hier auf dem Platz war nur noch Wiese. Und die wurde auch noch von Pferden platt getreten. Ständig drehte dieses schwarzweiße Pferd mit der weißen Mähne seine Runden hier. Dabei ging es auch noch an der Leine. Pah! Wie kann so ein stolzes großes Pferd nur an der Leine gehen wie ein Hund. Kater Strolch rümpft die Nase. Dabei vergißt er ganz seine geliebte Katzendame. Denn die wird auch von ihrem Frauchen an die Leine gelegt, wenn sie spazieren gehen.

Kater Strolch ist ein echter Kater und daher auch sehr neugierig. Er stolziert auf das neue Gebäude zu. Das hat ja noch nicht einmal Türen und Fenster. Auf leisen Pfoten tritt Strolch durch den Eingang ohne Tür. Er möchte wissen, wie es hier drinnen aussieht. Doch er hat nicht recht aufgepaßt. In dem Haus ist heute auch der Bauherr anzutreffen, obwohl nicht am Bau gearbeitet wird. Doch er sieht gerade deshalb mal nach dem Rechten hier. Leider hat er für die Neugierde anderer kein Verständnis, auch nicht für die Neugierde von Vierbeinern. "Was willst du denn hier?" schimpft der Mann, "du willst doch hier nur irgendwo in die Ecke scheißen. Aber da hast du dich getäuscht. Scht! Scht! Verschwinde!" Kater Strolch ist sauer. "Na, dem werde ich es aber noch heimzahlen!" faucht Strolch und springt aus dem Eingang ohne Tür hinaus in den Wind und den Regen, der vom Himmel fällt, durchbrochen von einigen kecken Sonnenstrahlen.

"Das wird noch ein Nachspiel haben", beschließt Kater Strolch, der stolz darauf ist, sich von anderen nicht herumkommandieren zu lassen.


Gute Nacht