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GUTE-NACHT/2242: Unterricht, Große und Kleine in einer Klasse (SB)


Das alte Schulhaus im Februar

Gemeinsamer Unterricht für alle Klassen


Feucht und kalt ist es heute. Großmutter reibt sich die Hände, um sie zu wärmen. Hätte sie doch nur ihre Handschuhe mitgenommen. Auch heute wartet sie wieder am Bushäuschen auf Anna. Doch der Bus läßt sich Zeit. Der Garten hinter der Bushaltestelle gehört zur alten Schule. Hier füttert der frühere Hausmeister gerade die Spatzen und Meisen mit Getreidekörnern und Sonnenblumenkernen, eine Mischung, die er im Tierfutterhaus gekauft hat. Danach will er die heruntergefallenen Äste mit seiner Schubkarre wegfahren.

Großmutter wünscht dem Hausmeister einen "schönen Tag" und auch Willi grüßt zurück. Schließlich kennen sich die beiden aus ihrer Schulzeit. Gemeinsam haben sie im alten Schulhaus die Schulbank gedrückt. Damals kamen hierher alle Kinder, die auch hier am Ort lebten. Sie waren natürlich unterschiedlich alt und somit in verschiedenen Lernklassen. Der Klassenraum selber war allerdings für alle der gleiche. Ältere und jüngere Schüler gingen so in den gleichen Raum. Sie hatten auch alle den selben Lehrer. Das hört sich für die heutigen Verhältnisse vielleicht etwas merkwürdig an, wo alle Schüler immer nur mit Gleichaltrigen zusammen unterrichtet werden und den gleichen Stoff lernen. Doch so merkwürdig wie es vielleicht scheint, war es damals gar nicht. Die Kinder hatten zur gleichen Zeit das selbe Unterrichtsfach, nur bekamen sie unterschiedlichen Stoff zu lernen. Während der Lehrer den einen etwas erklärte, schrieben die anderen vielleicht gerade etwas aus dem Buch ab. So lernten die einen das ABC zu schreiben, während die anderen schon einen ganzen Aufsatz schrieben und der Lehrer selber widerum einer anderen Altersstufe gerade einen Text diktierte.

Einige Fächer wie Sport, Musik, Religion und selbst Kunst oder Biologie konnten die Kinder gemeinsam durchnehmen. Es war gar nicht so schwierig, mehr aus einem Fach zu erfahren, als vielleicht heute erzählt wird. Wen ein Fach interessierte, der konnte beim Zuhören schon ein bißchen mehr lernen und wer Schwierigkeiten beispielsweise beim Rechnen hatte, dem konnten die älteren Schüler gar ein bißchen nachhelfen. Jeden Morgen wurde gemeinsam ein Lied gesungen und die Fahrten und Wanderungen fanden auch zusammen statt...


*


Endlich kommt der Schulbus und Anna steigt aus. Auch Anna wird von Hausmeister Willi gegrüßt. Willi schüttet einen Karton mit Kastanien auf den Komposthaufen am Zaun. Nun, von Karton kann hier nicht mehr die Rede sein. Handelt es sich doch eher um eine aufgeweichte Pappe. Sowohl Pappe als auch Kastanien landen auf den bereits auf dem Komposthaufen liegenden Blättern. "Schade", denkt Willi, "die Kastanien sind wohl an den kalten Tagen erfroren. Aber ich habe ja eine ganze Menge Kastanien eingepflanzt. Mal sehen, wie viele davon angehen werden. Er nimmt die Schubkarre und fährt wieder los, um abgeknickte und heruntergefallene Äste aufzulesen.

Anna hat gesehen, daß Hausmeister Willi etwas auf den Kompost geworfen hat. Sie ist neugierig, worum es sich dabei handelt. Erstaunt sieht sie, daß es Kastanien sind. Mit einem Stöckchen wühlt sie ein wenig in den vielen Kastanien herum. Zwischen ihnen entdeckt sie zwei, drei Regenwürmer und einige Tausendfüßler. Gut, daß sie das Stöckchen hat. Mit der Hand möchte sie diese Krabbeltiere nicht anfassen.

Plötzlich erkennt sie, daß einige Kastanien aufgebrochen sind und ein kleiner Sproß daraus hervorguckt. Das bedeutet, die Kastanien haben gekeimt. Wenn sie jetzt in Erde kommen, könnten aus den Kastanien neue Bäume werden. Anna sammelt schnell alle gekeimten Kastanien ein und zeigt sie ihrer Großmutter. Zuhause will Anna die Kastanien gleich in einen Blumentopf mit Erde stecken.


Gute Nacht