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GUTE-NACHT/2221: Die Maus und der Löwe (SB)


G U T E   N A C H T


Nach zwei Tagen und zwei Nächten, die die Kuscheltiere jetzt auf dem Dachboden verlebt haben, ohne in dem Pappkarton zusammengepfercht zu stecken, haben sich die Tiere schon richtig an ihre neue Umgebung gewöhnt. Sie finden es hier herrlich. Der viele Platz läd die Pferdchen richtig zum Herumspringen und Balgen ein. Der Schlange Lizzy bietet der Boden nicht nur unter dem Schrank ein Versteck und auch die anderen Tiere haben schon Vorlieben für verschiedene andere Plätze entwickelt. Alle sind frohen Mutes, daß es ihnen hier oben auch ohne die Kinder gut gehen wird.

Der einzige, der nicht diese freudige Meinung teilt, ist Teddy. Und das hat seinen Grund. Teddy ist nämlich auch der einzige, der von den Mäusen und den Riesen weiß. Er hat sich bisher nicht getraut, den anderen Kuscheltieren von diesen Gefahren zu erzählen. Daß nicht nur Riesen, sondern auch Mäuse gefährlich sein können, weiß Teddy von so manchen Geschichten her, die er früher gehört hat. Eine Geschichte fällt ihm jetzt dazu ein.


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Die Maus und der Löwe

Es war einmal eine Maus, die war sehr vorwitzig. Sie prahlte damit, daß sie dem König der Tiere, dem Löwen, auf den Kopf steigen würde. Die anderen Mäuse lachten die prahlende Maus aus. Doch sie war mutig, und einmal als der Löwe schlief, kletterte die Maus ihm auf den Kopf. Der Löwe aber schlief gar nicht fest und erwachte. Sogleich wollte er die Frechheit der Maus bestrafen und sie fressen. Doch die Maus war schlau und wollte natürlich nicht verspeist werden. So schlug sie dem Löwen folgendes vor: "Sieh mal, ich bin doch kein wirkliches Fressen für dich, nicht mal eine Vorspeise. Wenn du mich aber am Leben läßt, verspreche ich dir, daß ich dir auch einmal das Leben retten werde. Du brauchst nur zu rufen." Der Löwe war so belustigt über diesen Vorschlag, daß er die Maus am Leben ließ, ohne wirklich zu glauben, sie könne ihm irgendwann einmal nützlich sein. Als die Maus zu ihren Artgenossen zurückkehrte, staunten diese nur.

Es dauerte nicht lange, da kamen Jäger in die Gegend. Mit einem Betäubungsgewehr schossen sie auf den Löwen und verpaßten ihn nicht. Als die Spritze wirkte, banden die Jäger dem Löwen ein dickes Seil um den Hals und die Pfoten und machten es an einem Baum fest. Nun begaben sie sich erneut auf Jagd. Es dauerte nicht lange und der Löwe erwachte. Er erinnerte sich an den Spruch der Maus und rief nach ihr. Als die Maus sah, daß der Löwe gefangen war, hatte sie sofort eine Idee, die ihn retten konnte. Der Löwe mußte nur versprechen, keine einzige Maus, die gleich hier erscheinen würde, zu fressen. Der Löwe schwor es. Sogleich holte die Maus all die anderen Mäuse und sie begannen die Stricke, die um den Hals und die Füße des Löwen gebunden waren, durchzunagen. Schnell wurde der Löwe befreit und er hielt sein Versprechen, keine der Mäuse, die ihm geholfen hatten, zu fressen.


Gute Nacht