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MELDUNG/033: Deutsche Stiftungen befragen ihre Projektpartner erstmalig systematisch (idw)


Stiftung Mercator - 21.06.2012

Deutsche Stiftungen befragen ihre Projektpartner erstmalig systematisch

Projektpartner sind mit der Partnerschaft zufrieden, Verbesserungspotential zeigt sich bei Transparenz und administrativen Prozessen



Fünf große deutsche Stiftungen und der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft haben erstmalig in einer breit angelegten Studie ihre Projektpartner zu verschiedenen Bereichen der Stiftungsarbeit befragt. Themen waren die Zufriedenheit mit der Partnerschaft, die Wahrnehmung der Stiftungen, die administrativen Prozesse und die Unterstützung seitens der Stiftung.

Das wissenschaftliche Forschungsprojekt "Learning from Partners" wurde vom Centrum für soziale Investitionen und Innovationen (CSI) der Universität Heidelberg gemeinsam mit FSG Social Impact Consultants durchgeführt. Es zeigt, dass die Partner mit der Partnerschaft (94 Prozent)[1] und dem Verhältnis zur jeweiligen Stiftung überdurchschnittlich zufrieden (90 Prozent) sind, die Stiftungen in verschiedenen Bereichen aber auch Nachholbedarf haben. So werden sie beispielsweise als mäßig flexibel (42 Prozent) und nur bedingt transparent (56 Prozent) wahrgenommen. Das geben die Stiftungen heute beim Deutschen StiftungsTag in Erfurt bekannt.

Ziel der Studie ist es, mit Hilfe des Feedbacks von Partnern, Stärken und Verbesserungsmöglichkeiten des eigenen Handelns zu identifizieren und so die eigene Arbeit langfristig weiter zu professionalisieren. Die Studie ist ein gemeinsames wissenschaftliches Forschungsprojekt von Fritz Thyssen Stiftung, Robert Bosch Stiftung, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft[2], Stiftung Mercator, VolkswagenStiftung sowie ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius.


Ergebnisse zu Zufriedenheit, Wahrnehmung und Prozessen

Zur Zufriedenheit der Stiftungspartner: Die befragten Projektpartner zeigen sich mit der Partnerschaft zu den Stiftungen (94 Prozent) und ihrem jeweiligen Ansprechpartner (87 Prozent) überdurchschnittlich zufrieden.

Stiftungen in der Wahrnehmung der Partner: Die beteiligten Stiftungen werden als verlässlich (74 Prozent) und zielorientiert (68 Prozent) wahrgenommen. Überdurchschnittlich viele der Befragten (80 Prozent) schätzen das Renommee von Stiftungen als hoch ein. Die sechs Stiftungen gelten im Auge ihrer Partner allerdings als mäßig flexibel (42 Prozent) und bedingt transparent (56 Prozent). 63 Prozent der befragten Projektpartner stufen die Stiftungen als innovativ ein.

Bewertung der administrativen Prozesse: Hier zeigt sich, dass die beteiligten Stiftungen ihr Management von Absagen verbessern und transparenter in ihren Entscheidungsabläufen sein könnten. So gibt beispielsweise mehr als ein Viertel der Befragten an, dass sie über den weiteren administrativen Ablauf nach dem Einreichen ihres Antrags nicht informiert wurden; knapp 80 Prozent der abgelehnten Antragsteller haben keine Hinweise zur Verbesserung ihres Antrags bekommen. Positiv bewertet wird demgegenüber der organisatorische Aufwand während der Förderung. Die bewilligten Projektpartner halten diesen mehrheitlich (77 Prozent) für angemessen.

Beiträge zur individuellen und institutionellen Stärkung: Die befragten Projektpartner sind mit der Beratungsleistung überaus zufrieden. 78 Prozent geben an, dass die Antragsstellung bei einer der Stiftungen zur Präzisierung und Schärfung ihres Vorhabens beigetragen hat. 72 Prozent empfinden darüber hinaus das persönliche Gespräch mit den Mitarbeitern der Stiftungen als große Unterstützung. Allerdings sieht nur gut die Hälfte der Befragten (53 Prozent) die Sichtbarkeit des Projekts durch die Förderung erhöht.

Dr. Volker Then, geschäftsführender Direktor des CSI: "Das Projekt 'Learning from Partners' bietet die Chance, die Selbstwahrnehmung einer Stiftung im Lichte des Feedbacks all ihrer Partner auf den Prüfstand zu stellen. Dabei spiegeln die Ergebnisse verblüffend deutlich die jeweilige Arbeitsweise der Stiftungen wider."

Die sechs Geschäftsführer der Stiftungen werden in Erfurt über das Feedback ihrer Projektpartner diskutiert. Es zeige, dass man an vielen Stellen auf dem richtigen Weg sei, aber dass auch Handlungsbedarf bestehe. Die Stiftungen wollen in den kommenden Monaten aus den Ergebnissen lernen und Konsequenzen daraus ziehen.

Methodisches Vorgehen und Vorbild aus den USA

Die Idee für "Learning from Partners" stammt aus den USA. Seit 2002 wird dort durch das Center for Effective Philanthropy der Grantee Perception Report erstellt; seit Beginn wurden mehr als 52.000 Partner von rund 190 Stiftungen befragt.

Im Zeitraum von Dezember 2011 bis März 2012 hat das CSI mit einem für das deutsche Stiftungswesen entwickelten Online-Fragebogen von rund 60 Fragen knapp 6.500 Partner von sechs deutschen Stiftungen befragt. Die Rücklaufquote lag mit 1.981 verwertbaren Antworten bei 30,5 Prozent. Die Daten wurden anonym erhoben. Es wurden Projektpartner aus dem Jahr 2010 befragt, deren Projekte in dem Jahr neu bewilligt wurden, bereits liefen oder offiziell in Form einer Absage nicht bewilligt wurden. Unter den verwertbaren Antworten waren 523 Projektpartner aus abgelehnten Projekten.

Die sechs Stiftungen erhalten ihre Ergebnisse als individuelle Einzelreports. In der Studie wurden die Werte der sechs Stiftungen anonymisiert zu einem Durchschnittswert zusammengezogen.


[1] Bei den angegebenen Prozentwerten wurden die Werte der deutlichen und teilweisen Zustimmung zu einem Zustimmungswert zusammengezogen.

[2] Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, der in juristischer Form als e.V. organisiert ist, firmiert im Folgenden als Stiftung.

Weitere Informationen unter:
http://www.stiftung-mercator.de/lfp

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1075

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Stiftung Mercator, Marisa Klasen, 21.06.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juni 2012