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MELDUNG/173: Chronik des Gettos von Lodz/Litzmannstadt jetzt als Hörbuch (idw)


Justus-Liebig-Universität Gießen - 11.04.2013

Chronik des Gettos von Lodz/Litzmannstadt jetzt als Hörbuch

Hörbuch-Produktion des Zentrums für Medien und Interaktivität (ZMI) der Justus-Liebig-Universität Gießen in Kooperation mit dem Hessischen Rundfunk bietet einzigartige Einblicke in den Alltag eines jüdischen Gettos zur NS-Zeit



Das Getto Lodz/Litzmannstadt war eines der größten im Herrschaftsbereich der Nationalsozialisten. Es galt als "Krepierwinkel Europas". Zwischen 1939 und 1944 pferchten die Nationalsozialisten hier nahezu 200.000 Juden zusammen. Innerhalb der jüdischen Getto-Verwaltung wurde im November 1940 ein Archiv gebildet, in dem vom 12. Januar 1941 bis zum 30. Juli 1944 mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vorwiegend Journalisten und Schriftsteller, an einer Getto-Chronik schrieben, zunächst auf Polnisch, später auf Deutsch. Tag für Tag fertigten sie einen Eintrag an, in dem sie über wichtige Ereignisse im Getto berichteten. Sie produzierten gewissermaßen eine Tageszeitung - allerdings eine, die keine Leser hatte. Die Chronik wurde zunächst ausschließlich für das Archiv geschrieben und sollte späteren Generationen zum Verständnis des Lebens und Sterbens im Getto dienen. Von der Arbeitsstelle Holocaustliteratur der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) wurde die Chronik 2007 in Buchform veröffentlicht (Wallstein Verlag).

"Das letzte Jahr" der Lodzer Getto-Chronik wurde vom Hessischen Rundfunk vertont und in einer einjährigen Sendereihe mit dem gleichnamigen Titel täglich ausgestrahlt. Aus diesen Lesungen entstand nun unter der Regie des Zentrums für Medien und Interaktivität (ZMI) an der JLU ein Hörbuch, das um Vorträge und eine Podiumsdiskussion der Eröffnungsveranstaltung des virtuellen Erinnerungsortes www.getto-chronik.de ergänzt wurde. Im Mitschnitt der Veranstaltung liest Ulrich Matthes einzelne Tagesberichte aus der Chronik. Der Schauspieler, bekannt unter anderem aus "Der Untergang", leiht den Opfern seine Stimme und gibt in eindringlich-nüchternem Ton einen exemplarischen Einblick in die Entwicklungen des Gettos. Eingebettet ist diese Lesung in Vorträge hochkarätiger Wissenschaftler des ZMI und der Arbeitsstelle Holocaustliteratur sowie des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung Marburg. Dr. Markus Roth schildert die historische Entwicklung des "Krepierwinkels Europas", und Hon.-Prof. Dr. Sascha Feuchert setzt sich mit den Autoren der Getto-Chronik auseinander.

Hörbuch und Internetpräsenz gehen aus einem vom Land Hessen geförderten und vom ZMI koordinierten LOEWE-Forschungsschwerpunkt "Kulturtechniken und ihre Medialisierung" in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Mittelhessen und dem Herder-Institut Marburg hervor. Das Teilprojekt "Multimedialisierung der 'Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt'" befasste sich mit der Erstellung einer interaktiv gestalteten Online-Version der Lodzer Getto-Chronik. Berichte von Augenzeugen aus dem Getto von Lodz zwischen 1943 und 1944 wurden zusammengefasst und mit Rahmeninformationen verknüpft. An diesem Teilprojekt waren das ZMI und die Arbeitsstelle Holocaustliteratur der JLU sowie das Herder-Institut und das Staatsarchiv Lodz beteiligt.

Die MP3-DVD "Das letzte Jahr. Chronik des Gettos von Lodz/Litzmannstadt" ist ab sofort beim ZMI auf der Internetseite www.zmi.uni-giessen.de/home/gettochronik.php zum Selbstkostenpreis von 7,50 Euro zzgl. Versandkosten erhältlich.


Die 1607 gegründete Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist eine traditionsreiche Forschungsuniversität, die rund 26.000 Studierende anzieht. Neben einem breiten Lehrangebot - von den klassischen Naturwissenschaften über Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften bis hin zu Sprach- und Kulturwissenschaften - bietet sie ein lebenswissenschaftliches Fächerspektrum, das nicht nur in Hessen einmalig ist: Human- und Veterinärmedizin, Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften sowie Lebensmittelchemie. Unter den großen Persönlichkeiten, die an der JLU geforscht und gelehrt haben, befindet sich eine Reihe von Nobelpreisträgern, unter anderem Wilhelm Conrad Röntgen (Nobelpreis für Physik 1901) und Wangari Maathai (Friedensnobelpreis 2004). Seit 2006 wird die JLU sowohl in der ersten als auch in der zweiten Förderlinie der Exzellenzinitiative gefördert (Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System - ECCPS; International Graduate Centre for the Study of Culture - GCSC).

Weitere Informationen unter:
http://www.zmi.uni-giessen.de/home/gettochronik.php
http://www.getto-chronik.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution217

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Justus-Liebig-Universität Gießen, Charlotte Brückner-Ihl, 11.04.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. April 2013