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MELDUNG/090: Ökonomische Auswirkungen des demographischen Wandels (idw)


Institut für Demographie - 08.02.2018

Ökonomische Auswirkungen des demographischen Wandels


Welche Auswirkungen haben demographische Änderungen auf staatliche Transfersysteme? Wie kann man diese Systeme an eine alternde Bevölkerung anpassen? Im EU-Projekt AGENTA (Ageing Europe: An application of National Transfer Accounts for explaining and projecting trends in public finances) wurden die ökonomischen Auswirkungen der Bevölkerungsalterung auf Wirtschaftsentwicklung und intergenerationelle Transfers untersucht.

Nationale Transferkonten - Die Verknüpfung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung mit demographischen Daten:
Für 25 europäische Länder wurden sogenannte Nationale Transferkonten (NTA - National Transfer Accounts) erstellt. Der Datensatz enthält detaillierte Information zum Einkommen nach Alter und Geschlecht, zu öffentlichen und privaten Transfers zwischen Altersgruppen und Geschlechtern, sowie zu alters- und geschlechts-spezifischem Konsum und Sparen. Auf die Daten kann über www.wittgensteincentre.org/ntadata zugegriffen werden.

Anpassung öffentlicher Transfers an eine alternde Bevölkerung - Strategien im Ländervergleich:
Der Vergleich über Europäische Länder zeigt, dass der Bevölkerungsalterung und dem Druck auf öffentliche Transfersysteme durch eine Änderung der ökonomischen Aktivität über den Lebensverlauf entgegengewirkt werden kann, indem man die ökonomische Abhängigkeit im Alter verringert und das Potential der Erwerbsbevölkerung Beiträge zu leisten, erhöht. Ansätze sind ein höheres Pensionsantrittsalter, die Reduktion der öffentlichen Transferleistungen und ein Ausbau der privaten Vorsorge, die Erhöhung der Erwerbstätigkeit von Frauen und eine Reduktion der Arbeitslosigkeit.

Demographie und Wirtschaftsentwicklung:
In Simulationen unter der Verwendung von NTA Daten und eines ökonomischen Gleichgewichtsmodells wurde der Zusammenhang zwischen Einkommenswachstum und Demographie in der Vergangenheit untersucht. Die Resultate zeigen, dass Änderungen in der Alters- und Bildungsstruktur ca. ein Viertel des Wirtschaftswachstums seit dem Jahr 1870 erklären. In den nächsten Jahrzehnten werden Änderungen in der Altersstruktur einen geringen negativen Effekt auf das durchschnittliche Einkommen haben. Eine Erhöhung des Pensionsalters über das Alter von 65 hinaus würde helfen die Belastung der Erwerbsbevölkerung durch das staatliche Transfersystem maßgeblich zu verringern.

Indikatoren:
Basierend auf den NTA Daten wurden mehrere Indikatoren berechnet, welche bestimmte Aspekte der Generationenökonomie abbilden und es ermöglichen, ökonomische Auswirkungen der Bevölkerungsalterung abzuschätzen. Dazu gehört der "Human Capital Investment Gap", welcher für eine bestimmte Generation die erwarteten staatlichen Transferleistungen im Alter mit den Beiträgen von deren Kindern zum staatlichen Transfersystem vergleicht und für die im Jahr 1950 geborene Generation berechnet wurde. Unter den altersspezifischen Transfers im Basisjahr 2010 würden in keinem europäischen Land die Steuern und Beiträge der jungen Generation die staatlichen Transferleistungen an deren Elterngeneration finanzieren. Länderunterschiede werden hauptsächlich durch die Höhe der Beiträge und Höhe der Leistungen im Verhältnis zu den Arbeitseinkommen erklärt. Eine Verlängerung des Erwerbslebens der jungen Generation bis 70 würde die Lücke zwischen den bezogenen Leistungen der im Jahr 1950 geborenen Generation und den Beiträgen der jungen Generation verringern, aber in den meisten Ländern nicht vollständig schließen.


Das FP7 Collaborative Project AGENTA umfasst 9 Partnerinstitutionen aus Frankreich, Großbritannien, Österreich, Polen, Schweden, Slowenien, Spanien und Ungarn und wurde vom Institut für Demographie (VID - Vienna Institute of Demography) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) koordiniert.

Weitere Informationen unter:
http://www.agenta-project.eu/en/index.htm
http://www.wittgensteincentre.org/ntadata
https://www.oeaw.ac.at/vid/
http://www.wittgensteincentre.org/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution2009

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Institut für Demographie, Dr. Inga Freund, 08.02.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Februar 2018

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