Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen
e.V.
EU-Koordination
EU-News - Mittwoch, 17. Februar 2016 / Klima & Energie
EU-Pläne zur Versorgungssicherheit rückschrittlich
Die Europäische Kommission hat gestern das neue Paket zur Sicherung der Energieversorgung vorgestellt und zumindest für die nächsten 20 Jahre soll Erdgas eine zentrale Rolle in der Energieversorgung Europas spielen.
Mit dem Paket veröffentlichte die Kommission eine Reihe von Gesetzesvorschlägen: eine Verordnung zur Sicherung der Gasversorgung, ein Beschluss über zwischenstaatliche Abkommen im Energiebereich, eine Strategie Flüssigerdgas (LNG) und die Speicherung von Gas sowie eine Strategie für die Wärme- und Kälteerzeugung für Gebäude.
Motivation hinter dieser neuen Strategie ist es Krisen wie die in den Jahren 2006 und 2009 zu vermeiden, in denen große Teile von Osteuropa zeitweise keinen Zugang zu Energie hatten, und das in den Wintermonaten. Diese Krisen wurden von dem Gaskonflikt zwischen Russland und der Ukraine ausgelöst. Daher sucht die EU ihre Importabhängigkeit von Russland zu verringern.
Dass die EU nun trotzdem weiter auf Erdgas setzen will, auch wenn es aus anderen Quellen kommt, kritisieren Umweltverbände. Der beste Weg Importabhängigkeit zu verringern, ist Energiequellen zu diversifizieren. Im Sinne der Klima- und Energieziele der Europäischen Union würde dies den Ausbau erneuerbarer Energien und die Steigerung der Energieeffizienz bedeuten. Mit diesem neuen Gesetzespaket widerspricht die EU-Kommission folglich selbst gesetzten Zielen. Umweltorganisationen werfen der Kommission zudem vor, von einer überhöhten Nachfrage für Gas auszugehen, die ihren eigenen Analysen widerspreche.
Der Präsident des Deutschen Naturschutzrings, Kai Niebert, kritisierte
den Kommissionsentwurf scharf: "Mit dem vorgelegten Maßnahmenpaket
widerspricht die EU-Kommission ihren eigenen Analysen und
konterkariert die Ziele der europäischen Effizienzpolitik. Die
Kommission plant an der Realität vorbei und schafft eine künstlich
aufgeblasene Infrastruktur. [...] Um die Klimaschutzziele von Paris zu
erreichen, muss ein Großteil der fossilen Rohstoffe im Boden bleiben.
Das gilt auch für über 75 Prozent der weltweiten Gasreserven. Mit den
vorgeschlagenen Maßnahmen verlängert die Kommission künstlich das
fossile Zeitalter. Statt weiterer Überkapazitäten in der
Erdgasinfrastruktur brauchen wir ein verbindliches
Energieeffizienzziel von 40 Prozent. Hier liegt der Schlüssel zur
langfristigen Versorgungssicherheit." [lr]
Pressemitteilung EU-Kommission
http://europa.eu/rapid/press-release_IP-16-307_de.htm
Pressemitteilung DNR http://www.dnr.de/presse/presseinformation-16022016.html
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Quelle:
EU-News, 17.02.2016
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
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Internet: www.eu-koordination.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Februar 2016
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