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INNEN/470: Griechenland-Projekt - Beratung und Hilfe für Schutzbedürftige (Der Schlepper/Pro Asyl)


Der Schlepper - Sommer 2010 Nr. 51/52
Heft zum Tag des Flüchtlings 2010, PRO ASYL

Beratung und Hilfe für Schutzbedürftige

Das Griechenland-Projekt von PRO ASYL

Von Alexandros Stathopoulos


Kooperation mit dem Ökumenischen Flüchtlingsprogramm der Griechisch-Orthodoxen Kirche (ERP) und mit Unterstützung des Deutschen Caritasverbandes, der UNO-Flüchtlingshilfe, der Stiftung "do" und der Organisation "Brot für die Welt" konnte PRO ASYL den Einsatz eines Projektteams in Griechenland organisieren.

So waren praktisch jeden Tag ein Rechtsanwalt, ein Sozialarbeiter und zwei Dolmetscher vor Ort, um die Inhaftierten im berüchtigten Haftlager Pagani zu unterstützen und zu beraten. Die alten Lagerhallen am Rande von Mytilini, der Hauptstadt von Lesbos, boten nach Behördenangaben maximal 300 Menschen Platz, waren jedoch permanent überfüllt. In den Sommermonaten 2009 waren in der Regel 800 bis 1.000 Menschen inhaftiert, darunter viele Kinderflüchtlinge, Schwangere und schwer Kranke. Die Projektmitarbeitenden leisteten psychologischen Beistand und vermittelten zwischen inhaftierten Flüchtlingen, der Polizei und den örtlichen Behörden. Angesichts der prekären medizinischen und sanitären Lage und der katastrophalen Haftbedingungen ging das Team dabei immer wieder bis an seine Belastungsgrenze.

Die menschenunwürdigen Bedingungen, unter denen die Menschen ihr Dasein fristen mussten, wurden ausführlich dokumentiert und von PRO ASYL und anderen Menschenrechtsaktivisten öffentlich angeprangert. Internationale Proteste und politischer Druck führten Ende Oktober 2009 zur Schließung des Haftlagers. Ein erster großer Erfolg des Engagements in Griechenland.

Doch auch wenn die Schließung von Pagani ein wichtiger Schritt war, hat sich an der rechtlichen und sozialen Situation von Schutzsuchenden in Griechenland bisher nichts geändert. Ein funktionierendes Asyl- und Aufnahmesystem fehlt weiterhin. Neuankommende Flüchtlinge werden immer noch ohne Einzelfallprüfung inhaftiert, später Freigelassene enden in Obdachlosigkeit und Illegalität. Das Projektteam von PRO ASYL ist weiterhin vor Ort, um die Situation der Flüchtlinge zu dokumentieren und Einzelfallhilfe zu leisten. Der Druck auf Griechenland muss aufrechterhalten werden, damit die Rechte Schutzsuchender gewährleistet werden, sie Zugang zu fairen Asylverfahren und die notwendige soziale Unterstützung erhalten.


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Quelle:
Der Schlepper - Sommer 2010 Nr. 51/52, S. 47
Heft zum Tag des Flüchtlings 2010, PRO ASYL
http://www.proasyl.de/fileadmin/fm-dam/q_PUBLIKATIONEN/2010__ab_April_/TdF2010_Homepageversion.pdf
Herausgeber: PRO ASYL - Bundesweite Arbeitsgemeinschaft für
Flüchtlinge
Postfach 160624, 60069 Frankfurt/M.
Telefon: 069/23 06 88, Telefax: 069/23 06 50
E-Mail: proasyl@proasyl.de
Internet: www.proasyl.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Dezember 2010