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MARKT/162: Produktionskosten im deutschen Milchsektor nur zu 77 Prozent gedeckt (EMB)


European Milk Board - Pressemitteilung vom 18. April 2017

Produktionskosten im deutschen Milchsektor nur zu 77 Prozent gedeckt


Wie die aktuelle Kostenstudie des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) zeigt, wurden im Januar 2017 bei einem durchschnittlichen Milchpreis von 33,76 Cent je Kilogramm Milch die Kosten von 43,74 Cent nur zu 77 Prozent gedeckt. Die Studie, die gemeinsam vom European Milk Board (EMB) und der MEG Milch Board in Auftrag gegeben wurde, kalkuliert die aktuellen Kosten der deutschen Milchproduktion aus Zahlen der EU und weist sie vierteljährlich aus.

Während sich die Kostensituation in Deutschland in den vergangenen Monaten nur leicht verändert hat, konnten sich die Preise EU-weit etwas erholen. "Da das freiwillige Mengenreduktionsprogramm in der EU das Übermengenwachstum gebremst hat, konnte der Abwärtstrend der Preise gestoppt werden", berichtet der Vorsitzende des EMB, Romuald Schaber. So lagen die Milchpreise in Deutschland noch im Juli vergangenen Jahres unter 25 Cent, in anderen Ländern sah es ähnlich dramatisch aus. In Litauen waren die Preise im Juli 2016 gar auf unter 17 Cent, in Belgien auf ca. 22 Cent gefallen. Doch die aktuelle Erholung hier auf 30 bzw. 34 Cent Anfang 2017 dank Mengenreduktionsprogramm, das Ende 2016 für 3 Monate lief, kann sich wohl nicht lange halten. Schon jetzt häufen sich die Anzeichen, dass die Preise bald wieder längerfristig fallen werden, wo doch weitere Preissteigerungen unbedingt nötig wären.

"Es ist wichtig, dass wir schnell einen gesetzlichen EU-Rahmen errichten, mit dessen Hilfe wir Erzeuger verantwortungsvoll produzieren können", so Schaber. Ohne solch einen Rahmen seien die Erzeuger in kritischen Preissituationen fast gezwungen, ihre Produktion zu erhöhen, obwohl das dem gesamten Markt schade. Das EMB appelliert daher an EU-Kommissar Phil Hogan und die nationalen Agrarminister, im Milchmarkt ein Kriseninstrument zu installieren, angelehnt an das Marktverantwortungsprogramm (MVP). "Sowohl wir Landwirte als auch die Politik haben in den vergangenen Jahren klar gesehen, dass ein überlaufender Milchmarkt uns in vielen Bereichen extrem schadet", so Schaber. Mit solch einem Kriseninstrument, das bei Marktturbulenzen automatisch Stabilisierungsschritte wie beispielsweise einen freiwilligen Lieferverzicht schaltet, könnte die EU endlich die chronische Krise am Milchmarkt in den Griff bekommen.


Mehr zum Marktverantwortungsprogramm (MVP) finden Sie auf der Seite des EMB im Internet unter:
www.europeanmilkboard.org


Hintergrund:
Die gemeinsam von European Milk Board (EMB) und MEG Milch Board beim Büro für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) in Auftrag gegebene Kostenstudie berechnet die deutschlandweiten Erzeugungskosten der Milch. Sie basiert zum einen auf Daten des Informationsnetzes Landwirtschaftlicher Buchführungen der Europäischen Kommission (INLB), nutzt zu deren Aktualisierung zudem Preisindizes für landwirtschaftliche Betriebsmittel wie Futter, Dünger, Saatgut und Energie vom Statistischen Bundesamt und greift auf einen Einkommensansatz zurück, der die Arbeitsleistung der Betriebsleiter und Familienangehörigen kalkuliert.
Auf dieser Studie aufbauend hat die MEG Milch Board den Milch Marker Index (MMI) entwickelt, der den aktuellen Verlauf der Erzeugungskosten (mit Basisjahr 2010 = 100) dokumentiert. Für Januar 2017 beträgt der MMI 105 Punkte. Vierteljährlich wird er gemeinsam mit einer Preis-Kosten-Ratio veröffentlicht. Diese zeigt das Verhältnis zwischen den amtlich erfassten Rohmilchpreisen an die Erzeuger und den Milcherzeugungskosten.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 18. April 2017
EMB asbl - European Milk Board
Rue du Commerce 124, bte 4, 1000 Brussels
Telefon: +32 (0)2 808 1935, Fax: +32 (0)2 808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Internet: www.europeanmilkboard.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. April 2017

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