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MARKT/094: Ohne neue Kriseninstrumente kommt es zur Katastrophe am EU-Milchmarkt (EMB)


European Milk Board - Pressemitteilung vom 11.12.2015

Ohne neue Kriseninstrumente kommt es zur Katastrophe am EU-Milchmarkt

Europäische Milcherzeuger fordern EU-Politik zum Handeln auf - Milchproduktion auf die Marktnachfrage zurückführen!



(Brüssel, 11.12.2014) Ob Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident François Hollande oder EU-Agrarkommissar Phil Hogan: Europas Regierenden steht die Milch bis zum Hals, sie drohen im weißen Nass zu ertrinken. Dies wurde heute vom European Milk Board (EMB) in einer drastischen Aktion mit einem Milchsee vor dem Gebäude der EU-Kommission deutlich gemacht. Milcherzeuger aus der ganzen EU waren in Brüssel zusammengekommen, um die Politik vor einer neuen Katastrophe am EU-Milchmarkt zu warnen. "Wenn nicht schnell gehandelt wird, werden Europas Milcherzeuger untergehen", mahnt EMB-Präsident Romuald Schaber. "Wir wollen heute ein Zeichen setzen und suchen den Dialog. Sollte die Kommission unsere Forderungen nicht erfüllen, werden wir in den kommenden Monaten wieder große und spektakuläre Demonstrationen in die Wege leiten", ergänzt Erwin Schöpges, EMB-Vorstandsmitglied aus Belgien.

Seit Monaten bereits befindet sich der Milchpreis europaweit im freien Fall. In vielen Ländern, darunter Belgien, Frankreich und die Niederlande, wird der Preis zum Jahresanfang auf weit unter 30 Cent pro Kilogramm Milch sinken. "Die Lage spitzt sich immer weiter zu. Viele Erzeuger haben große Schwierigkeiten damit, ihre Rechnungen zu begleichen und sorgen sich, dass sie das Futter für ihre Kühe nicht mehr bezahlen können", so Schaber. Am schwierigsten gestaltet sich die Situation derzeit in den baltischen Staaten. So erhalten etwa litauische Bauern durchschnittlich nur noch 18 bis 20 Cent. In Lettland liegt der Milchpreis aktuell bei 22 bis 24 Cent.


Europa schwimmt in Milch

Der Grund für die Misere ist europaweit derselbe: "Die Situation ist dramatisch. Wir schwimmen derzeit regelrecht in Milch - in der EU werden 2014 rund 7,5 Mio. Tonnen mehr Milch produziert, als im letzten Jahr", sagt der EMB-Vorsitzende. Die ideologisch bedingte Ausdehnung der Milchquoten an der realen Marktsituation vorbei, führe nun schon vor deren völliger Abschaffung am 31.3.2015 zu einem starken Preisdruck auf dem Markt. "Das Angebot übersteigt die Nachfrage deutlich. Ohne die begrenzende Wirkung der Quotenregelung in wichtigen Produzentenländern wie Deutschland oder Holland wäre die Situation derzeit noch wesentlich schlimmer", erklärt Romuald Schaber.

Alles deutet mittlerweile darauf hin, dass eine schwere Marktkrise wie 2009 bevorsteht. Damals sackten die Preise in der EU auf bis zu 18 Cent ab. Zur zusätzlichen Verschärfung der Lage hat der seit Anfang August geltende russische Einfuhr-Stopp für europäische Milchprodukte beigetragen. Wenn dann nächstes Jahr auch noch das letzte Begrenzungssystem - die Milchquoten - wegfallen, drohe ein weiterer Preisverfall. Dann seien viele Betriebe stark in ihrer Existenz bedroht, so Schaber.


Zusätzliches Kriseninstrument: Marktverantwortungsprogramm

Währenddessen kommt von Seiten der Politik keine Reaktion. "In der Politik ist bekannt, dass die bestehenden Kriseninstrumente wie Intervention und Private Lagerhaltung bei weitem nicht ausreichen", betont der EMB-Vorsitzende. Es geht den Milcherzeugern nicht um Subventionen, sondern sie fordern mit Nachdruck, dass das vom EMB entwickelte Marktverantwortungsprogramm (MVP) umgesetzt wird. Dieses sieht vor, wirksame Anreize zu schaffen, damit die Erzeuger ihre Produktionsmengen an den Markt anpassen. Wenn dann die Nachfrage wieder anzieht, kann die normale Produktion erneut aufgenommen werden.

Ohne ein zusätzliches Kriseninstrument wie das MVP wird es für Europas Milcherzeuger und für sehr viele ländliche Regionen zur Katastrophe kommen", warnt Romuald Schaber. "Europas Regierende dürfen davor nicht weiter die Augen verschließen."

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Quelle:
Pressemitteilung vom 11. Dezember 2014
EMB asbl - European Milk Board
Rue du Commerce 124, bte 4, 1000 Brussels
Telefon: +32 (0)2 808 1935, Fax: +32 (0)2 808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Internet: www.europeanmilkboard.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Dezember 2014


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