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MELDUNG/131: MAKERS - Revolution in der Produktion nach COVID-19 (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin

MAKERS - Revolution in der Produktion nach COVID-19

Von Raquel Paricio, 7. April 2020


Es war Ende der 90er Jahre, als ich in Barcelona auf jene "seltsamen Räume" stieß, die die Künstlerwerkstätten ersetzten, in denen Farbdosen tropften, Reste von Tonstaub in der Luft schwebten und andere seltsame Elemente, die einen Teil eines Readymade oder einer Performance bildeten und diesen für gewöhnlich "schmutzigen", aber einladenden und kreativen Raum einer Künstlerwerkstatt füllten.

Diese Räume, die anfangs mediaLabs (in Anlehnung an das MIT-Massachusetts Institute of Technology) hießen und später zu FabLabs [1] wurden, deren Experimentatoren und Macher die MAKERS sind, wurden im Gegensatz zu den Künstlerwerkstätten zum Treffpunkt für Künstler, Designer, Wissenschaftler, Techniker, Informatiker usw., die gemeinsam über Kreationen nachdachten.

Kabel und Leitungen hatten Farbe ersetzt, Arduino-Platten Pinsel und Computer Drehbänke, Schleifpapier und andere künstlerische Werkzeuge. Zusätzlich zu dieser Umstellung auf Computerwerkzeuge wurden Petrischalen, Mikroskope, biologisches Material und Zentrifugen hinzugefügt. Die Ersten, die mit Software, Hardware, Sensoren und anderen elektronischen Komponenten experimentierten, konzentrierten sich auf Aspekte wie künstliches Leben, Robotik und freie Software, während die Nächsten, die mit "lebendem Material" experimentierten, es schafften, fluoreszierende Kaninchen, Roboter manipulierende Gehirne oder Kleidung aus lebendem Gewebe zu kreieren. Gleichzeitig dauerte es nicht lange, bis 3D-Drucker, neue Druckmaterialien und die Produktion in kleinen Mengen angesichts der Massenindustrie Einzug hielten. Es war die Zeit des Do-It-Yourself (mach es selbst).

Diese "seltsamen Räume", die zu den Räumlichkeiten der MAKERS geworden sind, haben nicht nur eine neue Art der Kunst- oder Designproduktion geschaffen, sondern auch Räume, in denen Demokratisierung der Technologien, Hybridisierung des Wissens, gemeinschaftliches Arbeiten, die Kreislaufwirtschaft, sowie eine nachhaltige Zukunft eine neue Art der Erzeugung von Dingen begünstigen, die die Welt verändern werden. Das Buch "Makers: The New Industrial Revolution" (2012) von Chris Anderson, Herausgeber der Zeitschrift WIRED (grundlegend für die Verbreitung der Fortschritte im neuen digitalen Zeitalter), behandelte Themen wie das Phänomen des Internets als Ende des Massenmedienmonopols und sagte voraus, dass die Mikroproduktion das Monopol der Massenproduktion beenden würde.

Die MAKERS, die sich über die ganze Welt verbreitet haben, tragen nun massiv zur Produktion von Material bei, das für die Bekämpfung der Corona-Pandemie unerlässlich ist. Tausende von 3D-Masken, Tücher, Infusionspumpen und Atemschutzmasken halten sie 24 Stunden am Tag im Dauereinsatz. Die positive Energie, die sie ausstrahlen, und der Impuls, der von ihnen ausgeht, gibt Mut und öffnet die Zukunft in diesen Momenten der Krise, denn ihre Arbeit hat sich in diesem Moment der gesellschaftlichen Notlage als unverzichtbar erwiesen.

Wie in einem anderen Artikel bereits erläutert, hat die Regierung von Barcelona durch ihren Beitritt zur MAKERS-Initiative das Potenzial der digitalen Fertigungs-Athenaeen "Ateneos de Fabricación Digital" der Bevölkerung zur Verfügung gestellt, um mit Hilfe der AWW 3D-Drucktechnik einige der Schutzausrüstungen und Gesundheitsmaterialien herzustellen, die vom medizinischen Personal und anderen Sektoren, die dem Covid-19-Virus am stärksten ausgesetzt sind, dringend benötigt werden.


Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Katharina Stobbe vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt.

Kurzes Video:
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Anmerkung:

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/FabLab


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Reto Thumiger
E-Mail: redaktion.berlin@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. April 2020

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