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PROJEKT/199: Sambia - Hilfe für verlassene Kinder


die zeitung - terre des hommes, 3. Quartal 2009

Hoffnung jenseits des Kupfers
Sambia: Hilfe für verlassene Kinder

Von Urte Tegtmeyer


Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Sambias lebt unter der Armutsgrenze, fast die Hälfte aller Kinder ist mangelernährt. Einer der Gründe dafür ist die Abhängigkeit vom Kupferbergbau. Je nach Nachfrage steigt und fällt der Preis für Kupfer. In den 60er Jahren gehörte Sambia zu den reicheren Staaten Afrikas. Doch ein Einbruch des Kupferpreises Mitte der 70er Jahre ließ die Staatsverschuldung rasant ansteigen. In den letzten Jahren erholte sich die Nachfrage, der Kupferpreis stieg wieder. Doch mit der aktuellen Wirtschaftskrise hat sich der Kupferpreis halbiert, Experten befürchten, dass die Talfahrt weitergeht. Neue Verschuldung und Streichung von Sozialausgaben sind zu befürchten.

Dabei ist das Leben in Sambia ohnehin alles andere als einfach. Das Land hat eine der höchsten HIV/Aids-Raten im südlichen Afrika. Die Folge für die Kinder: Tod ihrer Angehörigen, Auflösung der Familien, Arbeit und Ausbeutung statt Schule und Geborgenheit. Der terre des hommes-Projektpartner Community Youth Concern (CYC) hat für diese Kinder ein breites Auffangnetz gestrickt. Dazu gehört ein sogenanntes Drop-in-Zentrum. Hierhin bringen Polizei und Sozialbehörden missbrauchte und verlassene Kinder. Sozialarbeiter, eigens geschulte Jugendliche - sogenannte peer educators - und medizinisches Personal kümmern sich um sie. Nach der Behandlung wird Kontakt zu den Familien aufgenommen und versucht, die Jugendlichen zurück in ihre vertraute Umgebung zu bringen. Wo das nicht geht, bleiben sie in einem Heim von CYC.


Zurück In die Schule

Ein wichtiges Ziel von CYC ist, Abbrecher zurück in die Schule zu bringen. Die Organisation hat in den vergangenen drei Jahren 200 Kinder so in die Schule eingegliedert, dass sie zumindest eine Grundbildung bekommen.

Damit die Kinder in den Schulen nicht diskriminiert werden, bekommen Lehrer Schulungen zum Thema HIV/Aids. Mit dem Wissen klären sie Schüler über die Gefahren der Ansteckung auf. Auch Gemeindevorsteher werden mit einbezogen, um auf breiter Front für Information zu sorgen.

Zum anderen betreibt CYC eigene Gemüsegärten, die von den Waisen und anderen Jugendlichen in Eigenregie gepflegt werden. Hier lernen die Jugendlichen viel über gesunde Ernährung und den Anbau von landwirtschaftlichen Produkten. Die jungen Menschen können bei CYC an Computerkursen teilnehmen.


Ein neues Standbein

Wo vorhanden, werden von HIV/Aids und Armut betroffene Angehörige mit ins Boot geholt: Neben Schulungen erhalten sie auch ein kleines Stück Land, auf dem sie Gemüse anbauen können, um sich gesund zu ernähren.

Alle diese Maßnahmen haben eine enorme Bedeutung für ein Land, in dem rund zehn Prozent der elf Millionen Einwohner das gefährliche Virus in sich tragen, davon 100.000 Kinder.

Die Lebenserwartung hat sich durch die Pandemie von 60 Jahren (im Jahr 1990) auf nur noch 38 Jahre reduziert. In Sambia ist fast jedes vierte Kind Waise, insgesamt 1,25 Millionen Kinder. Die Hälfte dieser Waisen, mehr als 600.000 Kinder, ist noch nicht einmal elf Jahre alt. Die Mehrzahl hat ihre Eltern durch Aids verloren. Wo es geht, kümmern sich die Großeltern um ihre Enkel.

Erst wenn Sambia sich nicht mehr wie bisher vom Kupfer abhängig macht, sondern seine Wirtschaft auf mehrere Standbeine verteilt, ist ein Ausweg aus der Armut in Sicht. Maßnahmen, die CYC in vier Provinzen des Landes in Angriff nimmt, sind ein Beispiel dafür, wie die Grundversorgung von verlassenen Kindern gewährleistet werden kann.

terre des hommes unterstützt CYC jährlich mit 31.000 Euro.


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Quelle:
die zeitung, 3. Quartal 2009, S. 7
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück,
Tel.: 0541/71 01-0, Fax: 05 41/70 72 33
E-Mail: info@tdh.de
Internet: www.tdh.de

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abgegolten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Dezember 2009