Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → TERRE DES HOMMES

HINTERGRUND/183: Freiheit von Hunger für alle Kinder


die zeitung - terre des hommes, 01/2012

Freiheit von Hunger für alle Kinder

von Wolf-Christian Ramm



»Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet.«
Jean Ziegler, ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung


Die Zahlen allein müssten eigentlich weltweit hektische Aktivitäten auslösen: Eine Milliarde Menschen hungern. Allein zwölf Millionen Kinder sterben jedes Jahr aufgrund von Armut oder durch Mangel- oder Unterernährung.

Dabei dürfte es hungernde Kinder eigentlich gar nicht mehr geben. Die Vereinten Nationen haben in Artikel 24.2.c der UN-Kinderrechtskonvention das Kinderrecht auf Nahrung festgelegt, und alle Staaten der Welt mit Ausnahme von Somalia und den USA haben unterschrieben, dass jedes Kind Zugang zu ausreichender und angemessener Nahrung haben muss. Noch deutlicher ist dieses Recht im »Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte« formuliert, einem völkerrechtlichen Abkommen der Vereinten Nationen. Darin wird das Recht auf Ernährung als Menschenrecht anerkannt. Doch trotz dieser Vertragswerke steigt die Zahl der Hungernden.

Bei den Kleinsten sind die Auswirkungen des Hungers besonders dramatisch. Denn gerade die ersten 1.000 Tage ab der Zeugung eines Kleinkindes stellen die Weichen für seinen Weg ins Leben. Bereits im Mutterleib und bis zur Vollendung des zweiten Lebensjahres ist der Bedarf des Kindes an ausreichender und hochwertiger Nahrung am größten. Hier entscheidet sich: Wird es überhaupt überleben? Bekommt es genug zu essen und ist die Nahrung gesund und vielfältig oder fehlen wichtige Wertstoffe und Vitamine, was zu Mangel- oder Fehlernährung führt? Dann wird das Kind in seiner Entwicklung dauerhaft benachteiligt sein und nicht die Potenziale entfalten können, über die ein gut genährtes Kind verfügt. Es wird langsamer lernen und weniger aufnehmen können - wenn es überhaupt in die Schule geht.

In vielen Projekten von terre des hommes steht deshalb die Versorgung der Kleinsten im Zentrum der Aktivitäten. In den Dörfern, wo die Ernte knapp ausfällt, und in den Slums, wo die Menschen hungern, setzen die Projekte an. Beispiel Simbabwe: In dem durch Misswirtschaft und Korruption des Mugabe-Regimes seit Jahrzehnten abgewirtschafteten Land hat terre des hommes mit seinem Projektpartner SAFIRE kürzlich ein neues Programm zur Hungerbekämpfung gestartet. Es geht dabei um die Trinkwasserversorgung und Ernährungssicherung für rund 3.000 Familien, unter ihnen alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern und auf sich allein gestellte Kinder.

In den Gemeinden werden neue Felder und Gemüsegärten angelegt; die Bauern erhalten an die Klimabedingungen angepasstes, hochwertiges Saatgut und Gerätschaften für die Feldarbeit. Mit einem speziellen Bewässerungssystem auf den Feldern fangen sie den Regen auf, so dass die Pflanzen regelmäßig bewässert werden können. In den Gemüsegärten werden besonders vitamin- und mineralstoffreiche heimische Pflanzen angebaut, etwa Moringa, Aloe Vera und Salbei. Und nicht zuletzt wird mit dem Projekt sichergestellt, dass die Menschen sauberes Trinkwasser haben.

Der Kampf gegen den Hunger ist auch eine politische Herausforderung. Das Verbot von Nahrungsmittelspekulation und der Inbesitznahme von produktivem Land durch internationale Konzerne, die Begrenzung der Umweltzerstörung und eine Umkehr hin zu nachhaltigem Wirtschaften sind notwendige Schritte zur dauerhaften Überwindung des weltweiten Hungers. Vor allem die reichen Länder sind gefordert, die politischen Weichen neu zu stellen. terre des hommes engagiert sich hier im Verbund mit seinem internationalen Netz von Projektpartnern gegen den Skandal des Hungers in einer Welt des Überflusses.


Wolf-Christian Ramm (red)
c.ramm@tdh.de

*

Quelle:
die zeitung, 01/2012, S. 1
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück,
Tel.: 0541/71 01-0, Fax: 05 41/70 72 33
E-Mail: info@tdh.de
Internet: www.tdh.de

die zeitung - terre des hommes erscheint 4 Mal jährlich.
Der Verkaufspreis wird durch Spenden abgegolten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. März 2012