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MELDUNG/068: Neue EU-Studie belegt Gewalt gegen Frauen


Terre des Femmes - Pressemitteilung vom 5. März 2014

Neue EU-Studie belegt Gewalt gegen Frauen

TERRE DES FEMMES fordert Gerechtigkeit für gewaltbetroffene Frauen: Alle drei Minuten wird eine Frau vergewaltigt, weniger als ein Prozent der Täter wird verurteilt



Berlin, 05.03.2014. Anlässlich des Internationalen Frauentags veröffentlichte die EU die Ergebnisse der weltgrößten Studie zu Gewalt gegen Frauen in den europäischen Mitgliedsstaaten. Die Zahlen sind erschreckend: Jede dritte Frau erlebte seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt. Das entspricht 62 Millionen Frauen. 22 Prozent erlebten diese Gewalt in der Partnerschaft und ein Großteil der Betroffenen. "Mädchen und Frauen haben am 8. März wenig zu feiern! Die EU-Studie belegt ein dramatisches Ausmaß von Gewalt an Frauen in Europa: 67 Prozent, meldeten die schlimmsten Gewaltvorfälle innerhalb der Partnerschaft nicht der Polizei! Auch in Deutschland sind Frauen viel zu wenig vor Gewalt geschützt. Katastrophal ist die Rechtslage vor allem bei sexualisierter Gewalt: Alle drei Minuten wird eine Frau vergewaltigt, weniger als ein Prozent der Täter wird verurteilt. Kaum ein Verbrechen wird so selten bestraft, obwohl es eine der häufigsten Formen von Gewalt an Frauen ist!" kritisiert Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES.

Mit der Unterschriftenaktion "Vergewaltigung - Schluss mit der Straflosigkeit" fordert TERRE DES FEMMES eine Reform des Gesetzes zu Vergewaltigung (§ 177 StGB), denn es weist gravierende Lücken auf: "Auch ein klares Nein muss als Ablehnung einer sexuellen Handlung juristisch anerkannt werden. Momentan sind Betroffene in einem Dilemma: Die Polizei rät ihnen, sich nicht zu heftig zu wehren, um den Täter nicht zu noch mehr Gewalt herauszufordern, für die Gerichte müssen die Opfer jedoch deutliche Gewaltspuren aufweisen, damit es für eine Strafverfolgung ausreicht", so Stolle.

Manuela K., eine Betroffene mit der TERRE DES FEMMES in Kontakt steht, zur Rechtslage: "Obwohl mich der Täter erst gezielt mit dem Messer einschüchterte und später vergewaltigte, wurde das Verfahren eingestellt. Der Staatsanwalt meinte, der Täter hätte ja nicht wissen können, dass ich nicht freiwillig mit ihm geschlafen hätte. Ich weiß nicht, ob ich die Tat angezeigt hätte, wenn ich von dieser Rechtsprechung gewusst hätte. Ich kann Menschen gut verstehen, die sagen, sie würden nicht anzeigen bzw. Betroffenen nicht zur Anzeige raten."

Bereits 12.000 Menschen unterstützen die Forderung von TERRE DES FEMMES an die deutsche Regierung. Die Unterschriften werden Ende April an das Justizministerium übergeben. Zudem macht der Verein mit Aktionen rund um den 8. März gegen Gewalt an Frauen aufmerksam.


TERRE DES FEMMES ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation für Mädchen und Frauen, die durch Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit, persönliche Beratung, Förderung von Projekten und internationale Vernetzung von Gewalt betroffene Mädchen und Frauen unterstützt. TERRE DES FEMMES klärt auf, wo Mythen und Traditionen Frauen das Leben schwer machen, protestiert, wenn Rechte beschnitten werden und fordert eine lebenswerte Welt für alle Mädchen und Frauen - gleichberechtigt, selbstbestimmt und frei! Unsere Schwerpunktthemen sind Häusliche und sexualisierte Gewalt, Zwangsheirat und Ehrverbrechen, weibliche Genitalverstümmelung, Frauenhandel und Zwangsprostitution. Der Verein wurde 1981 gegründet, die Bundesgeschäftsstelle befindet sich in Berlin.

Weitere Informationen unter:
www.frauenrechte.de

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Quelle:
Pressemitteilung vom 5. März 2014
Bundesgeschäftsstelle TERRE DES FEMMES e. V.
Brunnenstr. 128, 13355 Berlin
Telefon: 030 40504699-0, Fax: 030 40504699-99
E-Mail: info@frauenrechte.de
Internet: www.frauenrechte.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. März 2014