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STANDPUNKT/125: Wer Fluchtursachen bekämpfen will, muss Waffenexporte in Krisenregionen stoppen (IPPNW)


IPPNW-Pressemitteilung vom 10. November 2012
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland

Wer Fluchtursachen bekämpfen will, muss Waffenexporte in Krisenregionen stoppen

Bundessicherheitsrat genehmigt Waffenlieferungen


Die Kampagne "Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!" kritisiert die Genehmigung zahlreicher Waffenexporte in Krisenregionen durch den Bundessicherheitsrat - unter anderem in den Oman, in die Vereinigten Arabischen Emirate, in den Libanon und nach Jordanien. "Krieg und Terror sind die Hauptursache für die Flucht der Menschen aus der Region. Es hat nichts mit restriktiver Rüstungsexportpolitik zu tun, dass deutsche Rüstungskonzerne jetzt Waffen in die Region liefern dürfen", erklärt Christine Hoffmann, Sprecherin der Kampagne und pax christi-Generalsekretärin und erläutert: "Die Lage im Nahen Osten ist schon heute hochexplosiv. Mit diesen Waffenlieferungen wird die Situation weiter eskaliert statt entschärft. Die Lieferländer Jordanien und Libanon grenzen direkt an Syrien. Das Sultanat Oman liegt neben dem Jemen, wo ebenfalls Krieg herrscht. Wer Fluchtursachen bekämpfen will, muss Waffenexporte in Krisenregionen stoppen, statt Kriege weiter anzuheizen."

So haben etwa laut Medienberichten die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) gemeinsam mit Saudi-Arabien kolumbianische Söldner gekauft, die im Jemen die Huthi-Rebellen bekämpfen. Und auch Algerien liegt mit dem Nachbarn Libyen in einer höchst instabilen und konfliktträchtigen Region. Im Sultanat Oman, in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Ägypten werden laut Amnesty International zudem die Menschenrechte massiv verletzt.

"Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat sein im Wahlkampf gegebenes Versprechen, die Rüstungsexporte einschränken zu wollen, nun endgültig gebrochen. Statt den Verkauf von Kleinwaffen zu begrenzen, liefert er diese Massenvernichtungswaffen des 21. Jahrhunderts ausgerechnet in Kriegs- und Krisenregionen", erklärt Paul Russmann von "Ohne Rüstung Leben" und Sprecher der Kampagne "Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!".

Laut Informationen an den Deutschen Bundestag durch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat der Bundessicherheitsrat der Waffenschmiede Heckler & Koch erlaubt, 48 Granatmaschinenwaffen, 1.600 vollautomatische Gewehre und 100 Maschinenpistolen an den Oman zu liefern. 14 vollautomatische Gewehre, 500 Maschinenpistolen und 63.000 Schuss Munition dürfe der Hersteller in die Vereinigten Arabischen Emirate exportieren, 215 vollautomatische Gewehre nach Brasilien und 100 Maschinenpistolen nach Indien. Der Libanon bekomme acht Maschinenpistolen und 25.000 Schuss Munition und Malaysia 100 Maschinenpistolen, 100 vollautomatische Gewehre und zehn Maschinengewehre.

Außerdem habe das geheimtagende Gremium der Firma Dynamit Nobel die Ausfuhr von 600 tragbaren Panzerabwehrwaffen nach Jordanien erlaubt und Atlas Elektronik den Export von Torpedozubehör nach Ägypten. Daimler darf 180 Lastwagen an Algerien verkaufen.


Trägerorganisationen der Kampagne: Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden e.V. (AGDF) o aktion hoffnung Rottenburg-Stuttgart e.V. o Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR o Brot für die Welt - Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung o Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) o Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) o Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges e. V. (IPPNW) Deutschland o NaturFreunde Deutschlands o Internationale katholische Friedensbewegung pax christi - Deutsche Sektion o JuristInnen gegen atomare, biologische und chemische Waffen (IALANA), Deutsche Sektion o Ohne Rüstung Leben (ORL) o Provinzleitung der Deutschen Franziskaner und Kommission Gerechtigkeit - Frieden - Bewahrung der Schöpfung o RüstungsInformationsBüro (RIB e.V.) o terre des hommes - Hilfe für Kinder in Not o Werkstatt für Gewaltfreie Aktion, Baden (WfG)

Viele weitere Organisationen und Friedensinitiativen arbeiten im Aktionsbündnis der Kampagne mit.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 10. November 2015
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. November 2015

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