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ATTAC/939: Offener Brief - G20 müssen Finanztransaktionssteuer beschließen


Attac Deutschland - Pressemitteilung vom 23. September 2009

* G20 müssen Finanztransaktionsteuer jetzt beschließen
* Offener Brief von mehr als 30 NGOs und Netzwerken


31 Nichtregierungsorganisationen und Netzwerke aus Asien, Afrika, den USA und Europa - darunter auch Attac Deutschland, Attac Dänemark, Attac Finnland, Attac Flandern und Attac Schweiz - fordern in einem heute veröffentlichten offenen Brief an die Teilnehmer des G20-Gipfels in Pittsburgh nachdrücklich die Einführung einer Finanztransaktionsteuer.

Sie betonen, dass selbst ein extrem niedriger Steuersatz von 0,05 Prozent jährlich Dollar in zweistelliger Milliardenhöhe einbringen würde. Damit könnten die Kosten der Krise von denen bezahlt werden, die mit dem Handel auf den Finanzmärkten Superprofite erzielten. Auch den Ländern des Südens, die besonders hart von der Krise betroffen sind, könne damit geholfen werden. Es gehe nicht an, dass die Bürgerinnen und Bürger weltweit für den Schaden der Finanzindustrie aufkommen müssten.

Auch würde eine solche Steuer die kurzfristige Spekulation auf den Finanzmärkten einschränken und verhindern, dass die Finanzindustrie so weiter mache wie bisher und damit die nächste Krise herbeiführe. Ein Jahr nach der Lehman-Pleite sei es höchste Zeit, grundlegende Reformen des Finanzsystems durchzuführen. Die Einführung einer Transaktionsteuer könne der Grundstein für den Aufbau einer nachhaltigen Finanzarchitektur sein.


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To: the Leaders of G20 Countries

International Financial Transaction Tax on the Pittsburgh agenda

22 September 2009



Dear G20 leaders meeting in Pittsburgh,

The undersigned civil society organisations from across the world urge you to take steps at the Pittsburgh summit towards the implementation of an International Financial Transaction Tax.
Such a tax would be levied on all cross border financial transactions including currencies, equities and all kinds of derivatives. Even with a low rate of 0,05% such a tax could generate an annual income of tens of billions of dollars.

This revenue could be used to pay for the cost of the crisis in the North, in particular the heavy burden of public debt, which has been accumulated to rescue the financial system. As well, to assist countries in the South to meet their development objectives, which have been thrown off track by the crisis. We are sure you agree that it is unacceptable for citizens in both the North and South to pay for the damage caused by the finance industry. Those who have benefited so much from the way in which the system has worked ought to be obliged to take responsibility for their actions. This tax is a measure of political fairness and social justice.

Furthermore, such a tax would contribute to a reduction in speculation, which was at the heart of the collapse of the financial system. The tax would thus enhance financial stability and prevent the finance industry from continuing with a 'business as usual' approach. Around the world national financial transaction taxes (FTTs) are commonplace on shares and bonds. Since these transactions are electronic, they are simple and inexpensive to implement. Payment of an International Financial Transaction Tax would thus be automatic with no scope for avoidance, even in off-shore centres. It could, in fact, be introduced unilaterally by those countries wishing to see it implemented; although it would be preferable that all major economies participate.

A measure of this type has recently gained considerable support from the German finance Minister, Mr Steinbrück and his colleague in the Foreign Office, Mr Steinmeier. Two weeks ago the head of the British Financial Services Authority proposed a tax on financial transactions to prevent excessive profiteering by banks. In recent days both Germany's Chancellor Merkel and France's President Sarkozy have publicly said they support the idea. Governments in Europe and South America already have experience of specific FTTs, and parliaments in France, Austria, Belgium, Canada and Finland have considered implementing a tax on foreign exchange transactions. In 2005, at the United Nations 115 countries voted to explore the potential of taxing cross-border currency transactions.

One year after the collapse of Lehman Brothers now is the time to consider substantial reforms of the financial system. The introduction of an International Financial Transaction Tax would be a foundation stone in the building of a new and sustainable financial architecture.

Yours sincerely,

European NGOs:
WEED (Germany),Stamp Out Poverty (representing 45 UK organisations), Global Responsibility (Austrian Platform for Development and Humanitarian Aid of 39 NGDOs), CRBM (Italy), 11.11.11 (Belgium), War on Want (UK), Glopolis (Czech Republic), ATTAC - Switzerland, ATTAC - Vlanderen, ATTAC - DK, ATTAC - Finland, ATTAC - Germany, Terre des Hommes (Germany),KOO - Koordinierungsstelle der Österreich Bischofskonferenz (Austria), Both ENDS (the Netherlands), Philippinenbuero e.V. im Asienhaus (Germany)

NGOs from Asia and Africa:
Advocacy and Monitoring Network on Sustainable Development - AM-Net (Japan),Altermonde (Japan), Association of Citizens for International Solidarity Taxes - ACIST (Japan), Oxfam Japan, RESULTS Japan, Ugoku/Ugokasu (GCAP Japan), Public Services International Asia-Pacific Regional Organisation, Asian Community Center 21 - ACC21 (Japan),ATTAC - Togo

International NGOs:
CIDSE, EURODAD, Global Policy Forum, Global Social Justice Initiative, OXFAM International, Tax Justice Network


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Freie deutsche Übersetzung:

An die Staats- und Regierungschefs der G20-Staaten

Internationale Finanztransaktionssteuer auf die Agenda in Pittsburgh

22. September 2009



Sehr geehrte Staats- und Regierungschefs der G20,

die unterzeichnenden Organisationen der Zivilgesellschaft fordern sie auf, auf dem Gipfel in Pittsburgh die Einführung einer Internationalen Finanztransaktionsteuer auf alle transnationalen Finanztransaktionen, einschließlich des Handels mit Währungen, Aktien und Derivaten anzugehen.

Mit dem Aufkommen dieser Steuer könnten im Norden die Krisenkosten finanziert werden, insbesondere könnten damit die zur Rettung des Finanzsystems aufgehäuften öffentlichen Schulden abgetragen werden. Den Ländern des Südens könnte damit bei ihrer Entwicklung geholfen werden, die durch die Krise abrupt abgebrochen wurde. Wir sind sicher, Sie stimmen zu, dass es für Bürgerinnen und Bürger in Nord und Süd inakzeptabel ist, für die Schäden aufzukommen, die die Finanzindustrie angerichtet hat. Diejenigen, die so gut auf den Finanzmärkten verdient haben, müssen auch für den Schaden aufkommen. Die Steuer wäre eine Maßnahme politischer Fairness und sozialer Gerechtigkeit.

Diese Steuer würde dazu beitragen, die Spekulation einzudämmen, die Hauptursache der Krise. Sie würde die Stabilität auf den Finanzmärkten befördern und die Finanzindustrie daran hindern, so weiter zu machen wie bisher.

Die Einführung einer Steuer auf Aktienzertifikate und Wertpapiere stößt rund um die Erde auf Zustimmung. Seit der Handel elektronisch abläuft, ist sie leicht und ohne hohen Kostenaufwand einzuführen. Die Abführung der Steuer würde automatisch erfolgen und ließe keinem die Chance - nicht einmal in Offshore-Zentren - sie umzugehen. Sie könnte national von allen willigen Ländern eingeführt werden. Allerdings wäre es besser, alle großen Ökonomien würden sie einführen.

Eine solche Maßnahme wurde jüngst vom deutschen Finanzminister Peer Steinbrück und dem deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier vorgeschlagen. Bereits 14 Tage vor ihnen hat der Chef der britischen Finanzdienstleistungsbehörde die Finanztransaktionsteuer gefordert, um den übermäßigen Profit der Banken einzuschränken. Kürzlich haben die deutsche Bundeskanzlerin Angelika Merkel, der deutsche Finanzminister Steinbrück und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy sich öffentlich für diese Steuer eingesetzt. Regierungen in Europa und Südamerika haben Erfahrungen mit solchen Steuern. Und die Parlamente in Frankreich, Österreich, Belgien, Kanada und Finnland haben sich für eine Devisentransaktionsteuer ausgesprochen. Im Jahr 2005 haben sich im Rahmen der UNO 115 Staaten für eine solche Steuer ausgesprochen.

Ein Jahr nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers ist es jetzt Zeit, grundlegende Reformen des Finanzsystems anzugehen. Die Einführung einer internationalen Finanztransaktionsteuer könnte der Grundstein sein für den Aufbau einer neuen, nachhaltigen Finanzarchitektur.

Mit freundlichen Grüßen

Europäische NGOs:
WEED (Deutschland), Stamp Out Poverty (Zusammenschluss von britischen Organisationen), Global Responsibility (Österreichische Plattform von 39 NGOs für Entwicklung und Humanitäte Hilfe), CRBM (Italien), 11.11.11 (Belgien), War on Want (UK), Glopolis (Tschechien), ATTAC Schweiz, ATTAC Flandern, ATTAC Dänemark, ATTAC Finnland, ATTAC Deutschland, Terre des Hommes (Deutschland),KOO - Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz (Österreich), Both ENDS (Niederlande), Philippinenbuero e.V. im Asienhaus (Deutschland)

NGOs aus Asien und Afrika:
Advocacy and Monitoring Network on Sustainable Development - AM-Net (Japan), Altermonde (Japan), Association of Citizens for International Solidarity Taxes - ACIST (Japan), Oxfam Japan, RESULTS Japan, Ugoku/Ugokasu (GCAP Japan), Public Services International Asia-Pacific Regional Organisation, Asian Community Center 21 - ACC21 (Japan), ATTAC - Togo

Internationale NGOs:
CIDSE, EURODAD, Global Policy Forum, Global Social Justice Initiative, OXFAM International, Tax Justice Network


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Quelle:
Pressemitteilung vom 23.09.2009
Pressesprecherin Attac Deutschland
Frauke Distelrath
Post: Münchener Str. 48, 60329 Frankfurt/M
Tel.: 069/900 281-42; Fax: 069/900 281-99
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Internet: www.attac.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. September 2009