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ATTAC/897: G8 vor dem Aus - Noch Entwicklungshilfeversprechen einlösen!


Attac Deutschland - Pressemitteilung vom 12. Juni 2009

* G8 vor dem Aus: Noch Entwicklungshilfeversprechen einlösen!
* Hunderte Milliarden für Banken, Peanuts für hungernde Menschen?


Anlässlich der derzeitigen Treffen der G8-Finanz- und Entwicklungsminister hat das globalisierungskritische Netzwerk Attac die G8 aufgefordert, unbedingt noch ihre Entwicklungshilfeversprechen einzulösen, bevor sie sich auflöst. "Der diesjährige G8-Gipfel in Italien wird der letzte sein. Mit der globalen Finanzkrise ist die G8 endgültig delegitimiert und bedeutungslos geworden. Ihre Rolle hat die G20 übernommen", stellte Pedram Shahyar vom bundesweiten Attac-Koordinierungskreis fest. Umso dringlicher sei es, dass die G8 endlich ihren Verpflichtungen gegenüber den Ländern des Südens nachkomme.

Bereits heute sei absehbar, dass die UN-Milleniumsziele - die Halbierung der weltweiten Armut bis 2015 - wegen der G8 scheitern werden: Die 2005 beim Gipfel in Gleneagles gemachten Hilfszusagen werden nach wie vor nicht eingehalten. Von ihrem angeblichen Ziel, die Ausgaben für Entwicklungshilfe bis 2015 auf 0,7 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen, sind alle G8-Staaten weit entfernt. In Deutschland sind es derzeit erst 0,38 Prozent, bis 2010 sollen es 0,51 Prozent sein. Allein um dieses Ziel zu erreichen, muss die Bundesregierung ihre Zahlungen noch in diesem Jahr um 2,7 Milliarden Euro erhöhen.

"Für die Rettung von Banken bringen die Industrieländer weltweit hunderte Milliarden Dollar auf, für die hungernden Menschen weltweit fallen nur Peanuts ab", kritisierte Pedram Shahyar. Die Milleniumsziele, von deren Erreichen die Existenz von Millionen Menschenleben abhänge, dürften nicht an der Finanzierung scheitern - gerade in Zeiten einer globalen Wirtschaftskrise, von der die ärmeren Länder besonders betroffen sind.

Die G8 hat sich nach Ansicht von Attac in ihrer mehr als 30-jährigen Geschichte stets als Hindernis für eine gerechte Weltwirtschaft und die Verwirklichung sozialer Rechte erwiesen. "Statt die drängenden weltweiten Probleme anzupacken, hat dieser Club der Reichen und Mächtigen - allen vollmundigen Versprechen zum Trotz - stets eine aggressive Politik zu Gunsten der kurzfristigen Gewinninteressen großer Konzerne verfolgt", sagte Kerstin Sack, ebenfalls Mitglied im Attac-Koordinierungskreis. Die Ablösung der G8 beim globalen Krisenmanagement durch die um Schwellenländer erweiterte G20 sei ein erster Schritt. Attac fordert aber, die internationalen Strukturen weiter zu demokratisieren und alle 192 Länder der Vereinten Nationen gleichberechtigt an den Entscheidungen zu beteiligen. "Die Zeit ist reif für die G192", sagte Kerstin Sack. Die Bundesregierung müsse sich aktiv beim Finanz- und Wirtschaftsgipfel am 24. Juni in New York einbringen, statt ihn durch Missachtung weiter zu behindern.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 12.06.2009
Pressesprecherin Attac Deutschland
Frauke Distelrath
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juni 2009