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STANDPUNKT/152: Zukunft des politischen Pazifismus (ZivilCourage)


ZivilCourage Nr. 4 - Oktober 2016
Das Magazin für Pazifismus und Antimilitarismus der DFG-VK

Zukunft des politischen Pazifismus
Symposium der Bertha-von-Suttner-Stiftung

Von Gernot Lennert


Im Jahr 2017 wird die Gründung der Deutschen Friedensgesellschaft 125 Jahre zurückliegen. Jubiläumsjahre sind nicht nur ein geeigneter Anlass, auf das Vergangene zurückzublicken, sondern bieten auch Gelegenheit zur Reflexion über die Situation in der Gegenwart. Nicht zuletzt geht es auch darum, in die Zukunft zu schauen.

Gleich mehrere Veranstaltungen der DFG-VK und ihrer Bildungswerke werden sich 2017 dem Rück- und dem Ausblick widmen. Den Auftakt bildet das Symposium "Zukunft des politischen Pazifismus" im Januar in Frankfurt/Main. Dazu laden ein: die Bertha-von-Suttner-Stiftung der DFG-VK, das DFG-VK-Bildungswerk Hessen und die DFG-VK-Gruppe Frankfurt.

Arbeit der Bertha-von-Suttner-Stiftung in jüngster Zeit

Es sei kurz erinnert: Die Bertha-von-Suttner-Stiftung ist die Stiftung der DFG-VK, benannt nach der Mitgründerin der DFG. Zur Stiftungsarbeit gehören Durchführung und Unterstützung von Tagungen und Forschungsvorhaben, Bildungsmaßnahmen und internationalen Begegnungen sowie die Herausgabe von Publikationen. Ähnliche Aufgaben erfüllen die Bildungswerke einzelner DFG-VK-Landesverbände. 2014 stand die Arbeit der Bertha-von-Suttner-Stiftung-Stiftung im Zeichen des 100. Jahrestags sowohl des Beginns des Ersten Weltkriegs als auch des Todestags ihrer Namensgeberin. In diesem Zusammenhang standen die Tagung "Friedens(t)räume schaffen" in Minden und die Ausstellungen "Krieg dem Kriege" und "Die Waffen nieder".

Am Jahresanfang fördert die Stiftung traditionell alljährlich die Internationale Münchner Friedenskonferenz, den Gegenkongress zur Nato-"Sicherheits"tagung im Februar in München.

2015, zum 70. Jahrestag der Befreiung von Krieg und Faschismus, förderte die Stiftung eine Veranstaltung in Berlin zur Erinnerungskultur in der Ukraine und in Deutschland.

Konkret mit der Kriegführung aus Deutschland befassten sich Tagungen wie "Militärische Drohnen ächten" in Köln 2014 und "Entmilitarisierung des Niederrheins" 2015 im September in Duisburg.

Zu den von der Stiftung mitherausgegebenen Publikationen zählen das Buch "Die Erfindung der Selbstvernichtung" zur Entstehung des Luftkrieges im Ersten Weltkrieg (Rezension in der ZC, der Comic "Kleine Geschichte der Friedensbewegung" sowie das Buch "Organisiert die Welt!", das an den Mitbegründer der DFG und Friedensnobelpreisträger Alfred Herrmann Fried erinnert (Rezension in ZC).

Historie des politischen Pazifismus

Nach einem jetzt schon vorliegenden Videogrußwort von Konstantin Wecker, der zu seinem Bedauern nicht bei der Tagung dabei sein kann, wird das Symposium im Jubiläumsjahr naturgemäß zunächst auf die Geschichte des Pazifismus zurückblicken, ohne die vieles, das heute die Friedensbewegung, aber auch die internationalen Beziehungen prägt, nicht verständlich ist.

"Frieden denken!", die Vision von Bertha von Suttner wird von Susanne Jalka aus Wien vorgestellt werden.

Guido Grünewald, der führende Historiker zur Geschichte der DFG-VK und ihrer Vorgängerorganisationen wird seine Schlussfolgerungen über Wirkungen und Wirksamkeit des politischen Pazifismus im 20. Jahrhundert darlegen.

Unter dem Titel "Wurzeln von Pazifismus und Antimilitarismus" wird Gernot Lennert verschiedene, bis heute wichtige unterschiedliche Traditionen von Pazifismus, Antimilitarismus und Gewaltfreiheit vorstellen. Es zeigt sich immer wieder, dass gerade Aktive in der Friedensbewegung sich der unterschiedlichen weltanschaulichen Strömungen nicht bewusst sind und immer wieder äußerst erstaunt sind, wenn sie auf andere Friedensbewegte treffen, die von gänzlich anderen friedenspolitischen und ideologischen Prämissen ausgehen. Eine bessere Kenntnis der verschiedenen Traditionen würde zwar die verschiedenen Strömungen nicht vereinheitlichen, aber das gegenseitige Verständnis erhöhen und manchen Konflikt erübrigen.

Politischer Pazifismus im 21. Jahrhundert

Wie es mit dem Pazifismus weitergehen kann und soll, soll im zweiten Teil des Symposiums diskutiert werden. Wie kann das latent vorhandene pazifistische Potenzial in der deutschen Bevölkerung genutzt werden? Wie kann ganz im Unterschied zum Weißbuch der Bundesregierung ein Weg ohne Krieg zum Frieden gefunden werden? Auf welchen ethischen Grundlagen beruht der politische Pazifismus? Der Frage, wie durch internationales Recht und mittels internationaler Organisationen Frieden erreicht werden kann, werden sich mehrere Vorträge widmen, unter anderen von Andreas Zumach, als bei den UN in Genf akkreditierter Journalist und Experte für internationale Organisationen und Beziehungen, sowie Professor Norman Paech aus Hamburg. Thomas Carl Schwoerer` Bundessprecher der DFG-VK stellt sich der Frage: "Was schützt uns wirklich? Pazifistischer Umgang mit dem Terror."

Praktische Handlungsfelder des politischen Pazifismus

Wie all die obigen Überlegungen in praktisches politisches Handeln umgesetzt werden können, wird in mehreren Foren anhand von Beispielen aus der Praxis präsentiert und diskutiert werden.

Als herausragendes Beispiel für eine erfolgreiche Kampagne wird die Aktion "Aufschrei - Stoppt Waffenhandel und Rüstungsexporte!" vorgestellt werden. Rudi Friedrich von Connection e.V. berichtet über transnationale Solidaritätsarbeit mit Menschen, die in aller Welt den Kriegsdienst verweigern. Aktionen und Kampagnen gegen die zunehmende Militärpropaganda und die weltweite Militarisierung von Kindern und Jugendlichen dürfen als Thema auch nicht fehlen. Unter anderen wird Michael Schulze von Glaßer, Buchautor und stellvertretender Bundesgeschäftsführer der DFG-VK die dazu laufenden Kampagnen vorstellen.

Nicht zuletzt wird es auch um die Kraft der Gewaltfreien Aktion gehen, die ureigene pazifistische Aktionsform.

Das Symposium ist noch in der Vorbereitungsphase. Es bleibt abzuwarten, ob weitere spannende Themen ins Programm aufgenommen werden und welche ReferentInnen fürs Symposium gewonnen werden können. Nicht zuletzt sollen auch PazifistInnen aus anderen Ländern ihre Perspektive einfließen lassen. Denn der Pazifismus muss notwendigerweise weltweit wirksam sein.

Das Symposium findet am letzten Januar-Wochenende in Frankfurt am Main im Saalbau Gutleut, Rottweiler Straße 32 statt; der Beginn ist am Samstag um 10 Uhr, das Ende am Sonntag um 15 Uhr. Der Teilnahmebeitrag liegt bei 30 Euro (ermäßigt: 10 Euro).


Weitere Informationen im Internet:

www.bertha-von-suttner-stiftung.de/symposium und
www.dfg-vk-hessen.de/bildungswerk.

Die Anmeldung ist online möglich über
bertha-von-suttner-stiftung.de/anmeldung
oder schriftlich an die Bertha-von-Suttner-Stiftung,
Braunschweiger Straße 22, 44145 Dortmund.

Gernot Lennert ist Bildungsreferent des DFG-VK-Bildungswerks Hessen e.V.

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Quelle:
ZivilCourage Nr. 4 - Oktober 2016, S. 10 - 11
Das Magazin für Pazifismus und Antimilitarismus der DFG-VK
Herausgeberin: Deutsche Friedensgesellschaft -
Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen e.V. (DFG-VK)
Werastraße 10, 70182 Stuttgart
Redaktion: ZivilCourage, Werastraße 10, 70182 Stuttgart
Telefon: 0711 - 51 89 26 20, Telefax: 03212 - 102 82 55
E-Mail: zc@dfg-vk.de
Internet: www.zc-online.de
 
Erscheinungsweise: zweimonatlich, sechs Mal jährlich
Jahres-Abonnement: 14,00 Euro einschließlich Porto
Einzelheft: 2,30 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Januar 2017

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