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BERICHT/122: Internationale Ratssitzung im Jahr 20 von FIAN (FoodFirst)


FoodFirst Nr. 4/2006
FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte

Internationale Ratssitzung im Jahr 20 von FIAN

Von Lisa Lenz


Ein energetisches Summen aus Sprachengewirr, Kreativität und Tatendrang lag in der Luft, als sich Mitte September FIANistas aus der ganzen Welt in Heidelberg trafen. Die Wiege der Organisation stand 1986 in Rolf Künnemanns Keller. 20 Jahre später schließen sich gerade die Sektionen des indischen Subkontinents zu FIAN-India zusammen, wird in Holland die jüngste europäische FIAN-Koordination aufgebaut und kamen über 40 FIAN- MenschenrechtsaktivistInnen aus vier Kontinenten am Neckar zusammen.


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Als Ergebnis einer umfassenden Strategieplanung wurden bei der internationalen Ratssitzung die thematischen Schwerpunkte 2007 bis 2010 festgelegt. Auch ein neuer Vorstand wurde gewählt, der die Umsetzung des Strategieplans vorantreibt und gleichzeitig die internen Organisationsstrukturen optimiert.

Eine Quelle für diese positive Stimmung war sicherlich das internationale Symposium zum Recht auf Nahrung am Vortag gewesen. FIANs 20-jähriges Engagement, vor allem die zentrale Rolle bei der Standardsetzung zum Recht auf Nahrung, wurde mit viel Lob bedacht. FIAN darf zu Recht stolz auf das Erreichte sein. Doch bis zur Verwirklichung der FIAN-Vision von einer Welt, in der jeder Mensch frei von Hunger Leben kann und Zugang zu den Ressourcen hat, die ihm ein Leben in Würde ermöglichen, ist es noch ein langer Weg. Angesichts neuer Akteure in einem sich wandelnden Umfeld mahnte der scheidende Generalsekretär Michael Windfuhr daher in seiner Abschiedsrede, dass die Arbeit von FIAN mit neuer Kraft weitergehen muss. Sein Rat: die erworbene Expertise verteidigen und weiter ausbauen, das eigene Profil weiter schärfen, indem wir aktionsbetont und fallbasiert arbeiten.

Die wichtigste Aufgabe der internationalen Ratsversammlung war die Festlegung der zukünftigen inhaltlichen Schwerpunkte für die Arbeit von FIAN-International in einer umfassenden Strategieplanung. Die Delegierten wählten aus acht Vorschlägen des internationalen Vorstands fünf Themen aus: Zugang zu natürlichen Ressourcen, Recht auf Wasser, Extraterritoriale Staatenpflichten, Monitoring staatlicher Strategien zum Recht auf Nahrung und Justiziabilität. Um FIANs Kräfte zu bündeln und den Erfolg für das Recht auf Nahrung zu maximieren, sollen sich auch die Sektionen und Koordinationen auf Aktivitäten innerhalb dieser Themenbereiche konzentrieren. Daneben sind selbstverständlich auch weiterhin eigene Themenschwerpunkte möglich, wie beispielsweise die Blumenkampagne in Deutschland. Als zukünftiger Bestandteil der Schwerpunktsetzung wurde zudem das maßgeblich vom deutschen Arbeitskreis Frauen und Ernährungssicherheit beeinflusste Strategiepapier zu Gender verabschiedet: eine Doppelstrategie zur Verankerung des Genderansatzes durch Gender Mainstreaming in allen Themenfeldern sowie spezifische Gender- oder Frauen-fokussierte Maßnahmen.

Dass es den Delegierten mit Gender Mainstreaming ernst ist, zeigte sich nicht nur an der konstruktiven Debatte um das Papier und dessen Einbindung in die Gesamtstrategie, sondern auch im Wahlergebnis für den neuen Vorstand: Vier Frauen wurden in das höchste FIAN-Gremium berufen, darunter mit Ujaini Halim (FIAN West-Bengal) zum ersten Mal eine Frau aus Indien, und Sigrun Skogly, die bereits in den 1990er Jahren FIAN-Präsidentin war.

Weitere Mitglieder des neuen Vorstands sind Jesús Garza (FIAN-Honduras), der im Amt des stellvertretenden Vorsitzenden bestätigt wurde, sowie Abigail Booth (FIAN-Sweden), Ria Teves (FIAN-Philippines), Mike Anane (FIAN-Ghana) sowie Irio Conti (FIAN-Brasil).

Die deutsche Sektion stellt mit Georg Näger, der zum Schatzmeister gewählt wurde, und mit Frank Brassel, der lange Jahre für FIAN-Deutschland tätig war, erneut zwei Vertreter für den internationalen Vorstand. Für den gibt es viel zu tun, denn die Umsetzung der inhaltlichen Schwerpunktsetzung soll einhergehen mit einer umfassenden Organisationsentwicklung. Dass es hier einiges anzustoßen gibt, zeigt die lange Liste von offenen Fragen zu Fallarbeit und Eilaktionen, die das Plenum erarbeitete.

Nicht zuletzt bot das Treffen in Heidelberg auch die Gelegenheit, den zukünftigen Generalsekretär und Nachfolger von Michael Windfuhr kennen zu lernen: Flavio Valente, bisher Berichterstatter zum Recht auf Nahrung in Brasilien. Er wird sein Amt Anfang 2007 in Heidelberg antreten und brennt nach eigenem Bekunden gerade zu darauf, die Beschlüsse der Ratsversammlung umzusetzen. Dass dieses Feuer ordentlich lodern möge, wünscht man Flavio Valente nicht nur für seine Arbeit im internationalen FIAN-Sekretariat, sondern auch mit Blick auf den deutschen Winter.

Die Autorin ist Mitglied im Vorstand und
internationale Delegierte von FIAN-Deutschland.


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Quelle:
FoodFirst - FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen,
sozialen und kulturellen Menschenrechte, Nr. 4/2006, Seite 10
Herausgeber: FIAN-Deutschland e.V., Düppelstraße 9-11, 50679 Köln
Tel. 0221/702 00 72, Fax 0221/702 00 32
E-Mail: fian@fian.de
Internet: www.fian.de

Erscheinungsweise vierteljährlich.
Einzelpreis: 4,50 Euro

veröffentlicht im Schattenblick am 22. Januar 2007