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AKTION/103: Indien - Menschen leiden unter Flußverunreinigung (FoodFirst)


FoodFirst Nr. 3/2007
FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte

Fian Eilaktion Oktober 2007 - 0714
Ende der Aktion: 31. Dezember 2007

Indien: Mehr als 5000 Menschen leiden unter der Verunreinigung des Flusses Hindon


Der Hindon und seine Zuflüsse Kali und Krishna fliessen durch 6 Bezirke in Uttar Pradesh (Saharanpur, Muzaffarnagar, Meerut, Baghpat, Ghaziabad und Gautambudh Nagar) bevor sie mit dem Yamuna zusammenfliessen. In dem dicht besiedelten und vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Einzugsgebiet des Flusses ist man stark auf sein Wasser angewiesen, sowohl als Brauchwasser im Haushalt als auch für landwirtschaftliche und industrielle Zwecke, während vorwiegend unbehandeltes Grundwasser als Trinkwasser genutzt wird. Zwölf Dörfer mit insgesamt 5661 Einwohnern, in unmittelbarer Nähe des Flusses gelegen, sind auf Einnahmen aus der Landwirtschaft angewiesen. Die Einwohner dieser Dörfer haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, da der Hindon und auch das Grundwasser verseucht sind. Sie sind gezwungen das Wasser des Hindon zu nutzen, obwohl es als Brauchwasser im Haushalt ungeeignet ist. Es wird auch zur Bewässerung der Felder genutzt.

Das Wasser des Hindon ist für den menschlichen Gebrauch ungeeignet, da es durch das wilde Abladen von Hausmüll, städtischen Abfällen, landwirtschaftlichem Abflüssen (übermäßige Verwendung von landwirtschaftlichen Chemikalien) und der Einleitung großer Mengen von unbehandelten industriellen Abwassern von Brennereien, Chemieanlagen, Zuckerraffinerien und Papierfabriken verseucht ist. Das Wasser enthält Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Chrom und Spuren von giftigen Pestiziden. Aufgrund des reduzierten Sauerstoffgehalts im Wasser, gibt es in allen Bereichen des Einzuggebiets im Flusswasser keinen biologischen Artenreichtum mehr. Aber nicht nur die Oberflächengewässer des Einzuggebietes sind verunreinigt, sondern die Verschmutzungen haben auch das Grundwasser erreicht. Dies könnte Millionen Einwohner betreffen, die im Einzugsgebiet des Hindon und seiner Zuflüsse leben und für die dieses unbehandelte Grundwasser die Hauptquelle ihres Trinkwassers ist, das sie auch zur Bewässerung ihrer Felder nutzen.

Dorfbewohner haben über ernsthafte Gesundheitsprobleme berichtet, wie z. B. Krebs, Hautkrankheiten, neurologische Krankheitsbilder und gastrointestinale Probleme. Frauen sind besonders betroffen, da sie Haushaltspflichten erfüllen, die den Gebrauch des Wassers einschließen und die oft lange Wege zurücklegen müssen, um Brauchwasser für den täglichen Bedarf zu holen. Außerdem sind besonders Kinder anfällig für Infektionen, die durch das verseuchte Wasser verursacht werden und somit sind sie eingeschränkt in ihrem Grundrecht auf angemessene Nahrung, die das Risiko der Unterernährung einschließen und sogar den Tod zur Folge haben können.


Zusammenfassung

Zwölf Dörfer in unmittelbarer Nähe des Hindon mit einer Bevölkerung von insgesamt 5661 Einwohnern haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Ihr Trinkwasser und das Wasser, das sie zur Bewässerung ihrer Felder benutzen ist verseucht mit Schwermetallen wie Blei, Chrom, Cadmium und Pestiziden. Aufgrund der Verseuchung des Wassers leidet die Bevölkerung an den verschiedensten Gesundheitsproblemen. Eine internationale Eilaktion ist dringend nötig, um die Regierung dazu zu veranlassen, das Recht auf Nahrung und Wasser der Einwohner der Bezirke Saharanpur, Muzaffarnagar, Meerut, Baghpat, Ghaziabad und Gautambudh Nagar in Uttar Pradesh zu gewährleisten.


Menschenrechtliche Verpflichtungen von Indien

Als Unterzeichnerstaat des Internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte ist Indien unter internationalem Recht verpflichtet, die Menschenrechte seiner Bürger auf Nahrung und Wasser zu schützen und zu gewährleisten. Der Staat Uttar Pradesch und demzufolge auch Indien verstoßen gegen das Recht auf Nahrung und Wasser, da sie nicht dafür sorgen, dass der Bevölkerung sicheres Wasser zur Verfügung steht, das als Trinkwasser und zur Bewässerung der Felder geeignet ist; sie erlauben der Industrie, Flüsse zu verunreinigen und das Grundwasser durch Sickerwasser zu verseuchen. Das Versäumnis der Behörden, den Zugang zu Trinkwasser zu gewährleisten und die Wasserquellen für den menschlichen Gebrauch vor Verunreinigung zu schützen, stellen Nichteinhaltungen - und damit Verletzungen - der staatlichen Verpflichtungen dar. Die Regierung muss dringend Maßnahmen ergreifen, um sicheres und sauberes Trinkwasser für die Bevölkerung bereitzustellen und eine weitere Verunreinigung des Flusses zu verhindern.


Aktion

Bitte schreiben Sie einen höflichen Brief an den Leitenden Minister von Uttar Pradesh und senden Sie eine Kopie an den indischen Premierminister und fordern sie diese dazu auf, ihre Verpflichtungen mit Hinblick auf die Menschenrechte zu Nahrung und Wasser zu erfüllen und Zugang zu sauberem und sicherem Trinkwasser zu gewährleisten.


Adressen

Ms. Mayawati Kumari
Chief Minister of Uttar Pradesh
Chief Minister's Secretariat
Lucknow
Uttar Pradesh
India
Fax: +91-522-2239234

Kopie an
Dr. Manmohan Singh
Prime Minister of India
Room 152, South Block
New Delhi - 110001
India
Fax: +91-11-23016857

Ein Brief nach Übersee kostet:
aus Deutschland 1,70 Euro,
aus Österreich 1,25 Euro,
aus Belgien 0,80 Euro.


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Übersetzung des Musterbriefs


Sehr geehrter Herr Leitender Minister,

Kürzlich habe ich alarmierende Nachrichten erhalten, dass 5.661 Menschen in sechs Distrikten des Bundesstaates Uttar Pradesch keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser haben und dass das für die Bewässerung genutzte Wasser verseucht ist. Die Gemeinden sind gezwungen, das unsichere Wasser des Hindon und seiner Zuflüsse Kali und Krishna zu konsumieren und zu nutzen, das - so wird berichtet - mit Schwermetallen, Abwässern und Pestiziden verseucht und damit für den häuslichen Gebrauch nicht geeignet ist. Es wird zudem berichtet, dass die Wasserverschmutzung im Einzugsbereich des Hindon das Grundwasser erreicht hat, was sich auf Millionen von Anwohner negativ auswirken kann. Die Verschmutzung des Hindon und seiner Zuflüsse ist das Ergebnis der Einleitung von Industrieabwässern und städtischen Abfällen, sowie landwirtschaftlicher Einflüsse in Folge der übertriebenen Nutzung von Chemikalien. Anwohner aus den zwölf Dörfern an den Ufern des Hindon berichten über Gesundheitsprobleme wie Krebs, Hauterkrankungen, und Magen- und Darmproblemen in Folge der Nutzung des Wasser. Frauen leiden insbesondere unter Brustkrebs und reproduktiven Gesundheitsproblemen und müssen oft lange Entfernungen gehen, um besserer Wasserquellen für ihre Familien zu finden. Kinder sind besonders anfällig für Infektionen, die durch verseuchtes Wasser verursacht werden. Als Unterzeichnerstaat des Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, ist Indien, und damit Uttar Pradesch, nach internationalem Recht verpflichtet, das Menschenrecht auf Nahrung und Wasser zu respektieren, zu schützen und zu gewährleisten. Als Person, die sich international für die Umsetzung von wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechten einsetzt, möchte ich sie bitten,

1. allen Dörfern im Einzugsgebiet des Hindon, die unter verseuchtem Wasser leiden, sicheres Trinkwasser und angemessene medizinische Versorgung zur Verfügung zu stellen

2. im Einzugsgebiet Industrie-spezifische Standards für die Einleitung von Abwässern durchzusetzen, die Einhaltung dieser Standards zu überwachen und gegen Industrien vorzugehen, die sich nicht an diese Standards halten

3. die ungezügelte Anwendung von giftigen Pestiziden in der Landwirtschaft zu reduzieren, indem nachhaltige landwirtschaftliche Methoden gefördert werden Bitte hatten Sie mich darüber auf dem Laufenden, welche Aktionen sie in dieser Hinsicht ergreifen werden.

Mit freundlichen Grüßen


Bitte informieren Sie FIAN über Reaktionen auf Ihre Briefe!


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Ms. Mayawati Kumari
Chief Minister of Uttar Pradesh,
Chief Minister's Secretariat
Lucknow, Uttar Pradesh India


Dear Ms. Chief Minister,

Recently I received the disturbing news that some 5661 people in six districts of the State of Uttar Pradesh (Saharanpur, Muzaffarnagar, Meerut, Baghpat, Ghaziabad, and Gautambudh Nagar) have no access to safe drinking water and the water used for irrigation is contaminated. Communities are being compelled to consume and use the unsafe waters of the Hindon River and its tributaries, Kali and Krishna, which are reportedly contaminated with heavy metals, sewage, and pesticides and is unfit for domestic use. It is also reported that water pollution in the Hindon catchment area has reached ground water level which can adversely affect millions of residents.

The pollution of the Hindon and its tributaries is a result of dumping untreated domestic sewage and municipal waste, the discharge of large volumes of untreated industrial effluent, and agricultural run off due to over application of agricultural chemicals. Residents of twelve villages on the banks of the Hindon have reported the development of health problems such as cancer, skin ailments, and gastrointestinal problems as a result of the waters consumption. Women, in particular, have developed breast cancer and reproductive disorders as a result and must often walk long distances to find more adequate sources of water for their families. Children are especially susceptible to the water borne infections due to the contaminated water.

As a state party to the International Covenant on Economic, Social, and Cultural rights, India and therefore, Uttar Pradesh, is duty-bound under international law to respect, protect and fulfil its people's human right to food and water. As a person working internationally for the implementation of economic, social, and cultural human rights I would like to ask you to,

Provide safe drinking water and adequate medical assistance for all villages within the Hindon catchment affected by contaminated water supplies.

Enforce industry specific standards on effluent discharge within the catchment, monitor compliance and take action against industries failing to adhere to these standards.

Reduce indiscriminate use of toxic pesticides in agriculture by promoting sustainable farming methods.

Please keep me informed of the action you plan to take in this regard.

Yours sincerely,


*


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Quelle:
FoodFirst - FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen,
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Einzelpreis: 4,50 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Dezember 2007