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NEWSLETTER/111: BUKO News vom 28.02.2013


BUKO News vom 28.02.2013



INHALT

+++ NACHRICHTEN AUS DER BUKO +++
1) ¡deserta! verweigern/widersetzen/revoltieren, Kurzaufruf zum BUKO35
2) BUKO goes WSF, vom 26.-30. März in Tunis, Tunesien
3) Lebensweisen in der Krise, Gesnat-Seminar 5.-7. April in Meuchefitz
4) Speak up! Veranstaltungsreihe mit indischen Aktivist_innen

+++ BUKO UNTERSTÜTZT +++
5) Antifaschistische Demo anlässlich des NSU-Prozesses, 13.4. in München
6) Aufruf "Time to scrap the ETS Declaration"
7) Die Saatgut-Kampagne startet in den Frühling

+++ MELDUNGEN +++
8) Neue Stellungnahme von Afrique-Europe-Interact zu Mali erschienen
9) Solidarität mit den kämpfenden Flüchtlingen in Choucha, Tunesien
10) Der Kolonialvergangenheit auf der Spur: das Webmap "Hamburg global" & der Audioguide "Kolonialismus im Kasten?"
11) Hilfe oder Beihilfe? Thomas Gebauer zur Rolle von NGOs
12) Geopolitik und Grenzüberschreitung, Neue Ausgabe von Wissenschaft & Frieden erschienen

+++ TERMINE +++
13) Refugee Struggle Congress, 1.-3. März in München
14) "Nach dem Ende der...": Geschichte wird gemacht! Veranstaltung mit Friederike Habermann, 16.3. in Berlin

+++ ZU GUTER LETZT +++
15) Stadt für alle zum Hören!


Liebe Newsletterleser_innen,

puh, der trübe Februar ist fast geschafft! Das Licht kommt wieder und damit steigt auch die Stimmung. Wir sind hier - trotz Winterschlafgelüsten - umtriebig und hauen in die Tasten: das Indienbuch muss fertig werden, der Redaktionsschluss für die Kongresszeitung steht kurz bevor, Finanzanträge wollen gestellt werden und auch das Weltsozialforum in Tunis rückt näher. Alles schöne Sachen, die uns erwarten und so klackernde Tasten haben irgendwie auch etwas Beruhigendes.

Viel Spaß beim entspannten Lesen des Newsletters wünscht...
 
Eure Bundeskoordination Internationalismus


1) ¡deserta! verweigern/widersetzen/revoltieren, Kurzaufruf zum BUKO 35 in München

"¡Deserta! Desertiere!" flüstert es in den Straßen, schallt es aus den Fluren der Büros und Behörden, scheppert es aus den Lautsprechern der Fabriken und Denkmaschinen. Verweigere dich, bleibe fern, bleib zuhause, bleib stehen. Der BUKO 35, der vom 9.-12. Mai in München stattfindet, lädt ein zum kollektiven Entfernen, Entgleisen und Haltmachen.

Nicht-mehr-Mitmachen-Wollen heißt für uns: Etwas-anderes-wollen. Wie aber konkrete Alternativen entwickeln angesichts multipler Krisen, globalisierter Ausbeutungsverhältnisse, kriegerischer Normalzustände und scheinbar unangreifbarer Herrschaftsgeflechte? Es gibt immer neue Kriege, wie die in Mali oder Syrien. Landgrabbing & Ressourcenraub sind weiter an der Tagesordnung, während weltweit die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufgeht. Und trotz vielfältiger Proteste ist keine grundsätzliche Verschiebung der neoliberalen Hegemonie in Sicht.

Nicht-mehr-Mitmachen und gleichzeitig auf ein besseres Leben verweisen - das tun weltweit viele Menschen unter den schwierigsten Bedingungen: "J'en ai marre!" (Mir reicht's) lautet der Slogan der Basisbewegungen im Senegal. "Nem tetszik a rendszer" (Das System gefällt mir nicht), heißt der ungarische Protestsong gegen die Regierung Orbán. Ende 2012 läuteten 40.000 Zapatist_innen in Chiapas mit einem Schweigemarsch eine Offensive ein. "Habt ihr das gehört? Es ist der Klang eurer Welt, die zusammenbricht", so die Losung.

¡Deserta! verweigern/widersetzen/revoltieren. Wir fassen das unerlaubte Wegbleiben von der Truppe weiter und fragen: Wo können wir uns verweigern und wie kann sich daraus eine kollektive Protestbewegung entfalten? Mit uns ist kein Staat zu machen, keine Fahne zu halten, kein Krieg zu führen, keine Grenze zu sichern, kein Innen und Außen zu definieren. In dem Sinne laden wir zum BUKO 35 ein, um altes Terrain zu verlassen und neues zu ertasten.

¡deserta! verweigern/widersetzen/revoltieren
BUKO 35 # Antimilitarismus # Antirassismus # Ressourcenkämpfe -
Internationalistischer Kongress 9.-12. Mai 2013 in München
Weitere Infos: buko.info

Kurzaufruf in Englisch:
http://www.buko.info/aktuelles/news/datum/2013/02/25/ideserta-verweigernwidersetzenrevoltieren/

2) BUKO goes WSF, vom 26.-30. März in Tunis, Tunesien

Vom 26.-30. März findet in Tunis das elfte Weltsozialforum (WSF) statt, zu dem Aktivist_innen und soziale Bewegungen aus dem Maghreb herzlich einladen. Das erste WSF tagte 2001 im brasilianischen Porto Allegre als Gegenveranstaltung zu den Gipfeln der WTO. 2013 wird es nun erstmalig in der arabischen Welt veranstaltet und steht somit im Kontext von revolutionären Umbrüchen in der gesamten Region. Über 4.000 Organisationen, NGOs und Netzwerke haben sich bereits angemeldet, rund 1.500 Veranstaltungen sind angemeldet. Trotz der aktuell angespannten Lage in Tunesien nach der Ermordung von Chokri Belaid wird das WSF in geplanter Form auf dem Campus der Universität stattfinden. Aktivist_innen aus der ganzen Welt sind aufgerufen, nach Tunis zu kommen, um ihre Solidarität mit den emanziativen Bewegungen für soziale Gerechtigkeit, Demokratie und Würde zu zeigen. Auch die Bundeskoordination Internationalismus und Menschen aus dem BUKO-Umfeld werden beim WSF dabei sein und Workshops anbieten. Die Zeiten und Orte werden erst ganz kurzfristig feststehen. Anbei die Workshop-Beschreibungen.

Of the beauty and the pitfalls of international solidarity - a perspective from the global North:
http://www.fsm2013.org/en/node/4427

Les mouvements de protestation contre l'austérité (UE):
http://www.fsm2013.org/fr/node/1704

Zur aktuellen Situation in Tunesien lohnt sich ein Blick auf die Seiten von Labournet Deutschland (Rubrik Internationales), für die Bernard Schmid zeitnah berichtet. Ein Artikel vom 22.2. dokumentiert polizeiliche Repressionen gegen das "Erste Maghrebinische Forum gegen Erwerbslosigkeit und Prekarität". Weitere Infos im Vorfeld des WSF folgen:
http://www.labournet.de/internationales/algerien/algerien-tunesien-marokko-mauritanien-arbeitslosenkongress-des-maghreb-tagte-in-algier/

Erklärung zur Ermordung von Chokri Belaïd von den Organisationen, die das Weltsozialforum veranstalten (12.2.2013):
http://www.attac.de/aktuell/neuigkeiten/detailansicht/datum/2013/02/12/erklaerung-der-das-weltsozialforum-veranstaltenden-organisationen-zur-ermordung-von-chokri-belaid/?no_cache=1&cHash=5e2c369dd103e1dc65a82a6b243f29af


3) Lebensweisen in der Krise, Gesnat-Seminar 5.-7. April in Meuchefitz

Die Situation in Deutschland wie international ist von verschiedenen Krisen gekennzeichnet - einer in den letzten Jahren deutlicher werdenden Finanz- und Wirtschaftkrise und einer schon lange vorhandenen ökologischen Krise. Teil der ökologischen Krise ist eine imperiale Lebensweise der Länder des Nordens sowie der globalen Mittel- und Oberschicht, die auf intensivem Rohstoff- und Naturverbrauch ebenso beruht wie auf der Ausbeutung "billiger" Arbeitskräfte vor allem im globalen Süden. Das Bestreben, den Zugriff auf die dafür nötigen Ressourcen zu sichern, wenn nötig auch mit militärischen Mitteln, ist Teil offizieller Politik beispielsweise in Deutschland und der EU. Gleichzeitig führen die Finanz- und Wirtschaftskrise und die darauf folgenden Sparprogramme dazu, dass sich auch im globalen Norden immer weniger Leute den Lebensstil der globalen Eliten leisten können. Aus mehreren Gründen liegt es also nahe, die imperiale Lebensweise im Zuge der multiplen Krisen zu hinterfragen und im besten Fall fundamental zu ändern. [...]

Komplette Seminarankündigung lesen:
http://www.buko.info/aktuelles/news/datum/2012/12/13/lebensweisen-in-der-krise/

Lebensweisen in der Krise - sozial-ökologische Perspektiven von Protesten und Kämpfen, Seminar des Arbeitsschwerpunkts Gesellschaftliche Naturverhältnisse (Gesnat), 5.-7. April 2013, Meuchefitz, Unkostenbeitrag: 20 Euro, Anmeldung: mail at buko.info


4) Speak up! Veranstaltungsreihe mit indischen Aktivist_innen rund um den BUKO 35

Wie bereits im letzten Newsletter mit angekündigt, entsteht aus dem Umfeld der BUKO heraus ein Buch über Soziale Bewegungen in Indien mit dem Titel "Speak up!" Der Sammelband wird im Frühjahr bei Assoziation A erscheinen und versammelt Artikel von indischen Aktivist_innen, die in vielfältigen sozialen Bewegungen aktiv sind. Zwei der am Buch beteiligten Aktivist_innen werden auch beim diesjährigen BUKO-Kongress in München dabei sein und ihre Kämpfe und Proteste vorstellen: Madhuresh Kumar und Ulka Mahajan.

Madhuresh Kumar, ist Mitherausgeber von "Speak Up!", Aktivist, unabhängiger Wissenschaftler und Organisator in der National Alliance of People's Movements (NAPM, Nationaler Zusammenschluss von Basisbewegungen), einem Netzwerk zahlreicher gewaltfreier und parteiunabhängiger Basisbewegungen, das in zahlreichen indischen Bundesstaaten aktiv ist und große landesweite Kampagnen vorbereitet und durchgeführt hat. Die NAPM kämpft dabei gegen die hinduistische Kastenordnung und gegen die Politik des "Communalism", gegen Globalisierung, Liberalisierung und Privatisierung als Zukunftsmodell.

Ulka Mahajan, blickt in ihrem Beitrag zu "Speak Up!" auf wichtige Ereignisse der Sarvahara Jana Andolan, der Bewegung der arbeitenden Bevölkerung, in den vergangenen zwei Jahrzehnten zurück, die sie gemeinsam mit Katkari-Adivasis (indigene Community) im Süden des Distriktes Raigad im Bundesstaat Maharasthra aufgebaut hat. Sie ist zudem eine der führenden Kampagnenarbeiterinnen der NAPM mit den Schwerpunkten der Mobilisierung gegen Landnahmen und gegen die Errichtung von Sonderwirtschaftszonen. Sie hat zahlreiche Beiträge zu sozialen und politischen Themen in Zeitschriften, Zeitungen und Büchern veröffentlicht.

Im Anschluss an den Kongress gibt es Diskussions-Veranstaltungen in Berlin, Hamburg und Köln mit den beiden Referent_innen. Weitere Infos zur Rundreise folgen. Einen ersten Eindruck vom Buch gibt die Verlagsankündigung von Assoziation A:
http://www.assoziation-a.de/vor/speak_up_indien.htm

Fleig, Kumar, Weber (Hg.): Speak Up! Sozialer Aufbruch und Widerstand in Indien, Mit einem Vorwort von Ilija Trojanow, ca. 300 Seiten, erscheint März 2013, ca. 18 Euro;

Ausserdem wird es im Deutschlandfunk im März ein Feature zu Indien geben:

Die Handelsinvasoren kommen
Eine Geschichte aus Indien von Gewinnern und Verlierern
Von Dominik Müller

"Die EU-Handelspolitik erinnert uns an die alte East-India-Company, die vor 300 Jahren unsere Kolonialisierung eingeleitet hat", sagt die Inderin Sagari Ramdas. Sie muss es wissen: Seit vielen Jahrzehnten betreut sie Kleinbauern und Straßenhändler im Bundesstaat Andhra Pradesh. Nachdem Indien sich Anfang der 90er-Jahre für den Weltmarkt geöffnet hat, sind viele Bauern verarmt und in die Slums der Großstädte abgewandert. Wenn jetzt den großen europäischen Supermarktketten der Marktzugang erlaubt wird, stehen viele der 30 Millionen Straßenhändler vor der Vernichtung ihrer Existenz.

Die EU drängt auf ein entsprechendes Freihandelsabkommen mit Indien. Angeblich sollen sich die Verträge positiv auf alle Beteiligten auswirken. Aber das hängt ganz von der Perspektive ab, die auf einem staubigen Feld völlig anders aussieht als in einem vollklimatisierten Vorstandsbüro eines Konzerns.

hier der link:

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/dasfeature/2009246/


5) BUKO unterstützt antifaschistische Demo anlässlich des NSU-Prozesses, 13.4. in München

"Greift ein gegen Naziterror, staatlichen und alltäglichen Rassismus - Verfassungsschutz abschaffen!" - unter diesem Slogan mobilisiert ein breites antifaschistisches Bündnis zu einer bundesweiten Demonstration nach München. Am 17. April 2013 wird dort der Prozess gegen das NSU-Mitglied Beate Zschäpe sowie vier der Unterstützer beginnen: Ralf Wohlleben, Holger Gerlach, Carsten Schultze und André Eminger. Die BUKO unterstützt den Aufruf, aus dem hier zitiert wird:

Im November 2011 wurde bekannt, dass die rassistischen und mörderischen Taten der Nazis des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) sieben Jahre lang unter den Augen der Sicherheitsbehörden begangen wurden. Sie haben zehn Menschen ermordet und zwei Sprengstoffanschläge verübt. In den Medien wurde der Begriff "Döner-Morde" geprägt und die Sonderkommission gab sich den Namen "Bosporus". Damit schloss die Polizei von Anfang an rassistische Hintergründe der Morde aus, behandelte die Opfer wie Täter und ermittelte in Richtung organisierter "Ausländer-Kriminalität". [...]

Kompletten Aufruf lesen:
http://nsuprozess.blogsport.de/aufrufe/buendnis-aufruf/

Gegen Naziterror, staatlichen und alltäglichen Rassismus - Verfassungsschutz abschaffen, bundesweite antifaschistische und antirassistische Demonstration, Auftaktkundgebung: Karlsplatz (Stachus), Samstag, 13.4.2013, 13 Uhr, München, weitere Infos:
http://nsuprozess.blogsport.de


6) BUKO unterstützt den Aufruf "Time to scrap the ETS Declaration"

Aus dem Aufruf:
Obwohl das Emissionshandelssystem der EU (ETS) seit sieben Jahren scheitert, behauptet die EU dieses reparieren zu können. Das hat aber keine Glaubwürdigkeit mehr. Wir sind der Meinung, dass das ETS spätestens 2020 abgeschafft werden muss, um Platz für wirksame Klimaschutzmaßnahmen zu machen.

Das ETS der EU - das Vorzeigeprojekt der EU-Politik zur Bekämpfung des Klimawandels - wurde im Jahr 2005 eingeführt. Daraus entstand der derzeit größte weltweite Kohlenstoffmarkt. Das ETS umfasst 'cap and trade' (Deckelung und Handel) und Ausgleichsysteme, die es den Teilnehmer ermöglicht, Emissionsgenehmigungen und Ausgleichgutschriften zu kaufen und verkaufen. Damit können sie entweder ihre Reduktionsziele erreichen oder einfach einen Gewinn auf dem Markt machen. Die Idee dabei ist, industrielle Treibhausgasemissionen kostengünstig durch Anreize für klimafreundliche Innovationen zu reduzieren und somit die Industrie auf einem kohlenstoffarmen Weg zu bringen.

Aber dieses System ist gescheitert. Die Besessenheit der EU auf den "Preis" als Motor für Veränderungen hat nicht nur ein Wirtschaftssystem welches von einer umweltschädlicher Rohstoffausbeutungsindustrie abhängig ist zementiert. Die Emissionen aus fossilen Brennstoffen sind in 2010 und 2011 deutlich angestiegen. Mehr noch: der Misserfolg wird sich weiter verbreiten, da das ETS als Vorlage für andere geplante Kohlenstoffmärkte, wie zum Beispiel in Brasilien und Australien, und auch als Modell für andere Märkte für 'Ökosystemdienstleistungen' für Artenvielfalt, Wasser und Böden verwendet wird. [...]

Kompletten Text lesen:
http://scrap-the-euets.makenoise.org/deutsch/


7) Die Saatgut-Kampagne startet in den Frühling

Die Saatgut-Kampagne wird unterstützt von der BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie (http://www.biopiraterie.de). Im Folgenden haben wir ein paar Informationen und Termine rund um das Thema Saatgutsouveränität versammelt.

Überall sprießt Interesse für Landwirtschaft und Garten- und Selbstversorger-Projekte. Aber wo kommt das Saatgut her für die aufkeimenden Gärten und Projekte? Oft in Form unfruchtbarer Hybridsorten aus dem Garten-Center, mit denen man im nächsten Jahr kein eigenes Saatgut gewinnen kann. Aber noch gibt es Alternativen - freies und fruchtbares Saatgut! Die neuen EU-Saatgutgesetze wollen diese Alternativen massiv beschneiden und letztlich verbieten. Freier Zugang zu Saatgut ist ein Menschenrecht, weil Saatgut ein Allgemeingut und Grundlage aller Nahrung ist. Es muss frei bleiben! Deshalb: Organisiert Tauschbörsen und Samenfeste, tauscht Saatgut und Setzlinge!
http://www.saatgutkampagne.org/diverse_boersen.html

Die Neuauflage des Booklets "Widerständige Saat" mit aktuellen Infos zum EU-Saatgut-Gesetzgebungsprozess ist erschienen:
http://www.saatgutkampagne.org/PDF/Booklet_Saatgutfilm2011_web.pdf,

Jetzt schon vormerken: Am 17. April, dem weltweiten Protesttag für bäuerliche Rechte & für Ernährungssouveränität von Via Campesina, finden weltweit viele Aktionen statt. (www.viacampesina.org) Die Saatgutkampagne für Saatgut-Souveränität, mit vielen Menschen aus mehreren europäischen Ländern, wird ihren Protest gegen die Verschärfung der europäischen Saatgut-Gesetzgebung am 17. und 18. April nach Brüssel tragen und lädt ein zu den Internationalen Aktionstagen "Für Saatgut-Souveränität- gegen die neue EU-Saatgutgesetzgebung".


8) Neue Stellungnahme von Afrique-Europe-Interact zu Mali erschienen

Anfang Februar ist eine neue Stellungnahme von Afrique-Europe-Interact zur französischen Militärintervention in Mali erschienen. Die Gruppe freut sich über Feedback & Diskussionen. Auch auf dem BUKO-Kongress werden wir diese Debatte weiterführen und haben dazu Aktivist_innen von AEI nach München eingeladen.

Aus der Einleitung:
"Immer wieder haben wir uns als Afrique-Europe-Interact in den letzten 9 Monaten zur dramatischen Mehrfachkrise in Mali zu Wort gemeldet, zuletzt mit einer taz-Beilage am 8. Dezember sowie seit Anfang Januar mit mehreren Pressemitteilungen und Spendenaufrufen anlässlich eines von der malischen Sektion von Afrique-Europe-Interact initiierten 'Weißen Marsches' in Mali. Vor diesem Hintergrund möchten wir heute zu einigen der seit der französischen Militärintervention grundlegend veränderten Rahmenbedingungen Stellung beziehen, unter anderem dazu, wie sich das politische Kräfteverhältnis in Mali durch die Präsenz internationaler Truppen verschieben dürfte (was wiederum auf die Frage verweist, weshalb es überhaupt zur Intervention gekommen ist). Dabei wird - wie gehabt - bei unseren Überlegungen der Umstand eine zentrale Rolle spielen, dass wir in den letzten Wochen und Monaten in regelmäßigem, oft täglichem Kontakt mit AktivistInnen unseres transnationalen Netzwerks in Mali gestanden sind. Denn dies hat uns die Möglichkeit gegeben, die Auseinandersetzungen stets auch durch die Brille unserer malischen MitstreiterInnen zu betrachten und somit einige der in Europa fast zwangsläufigen Verkürzungen, Irrtümer, Projektionen und eurozentristischen Sichtweisen zu vermeiden oder zumindest klein zu halten." [...]

Den kompletten Text lesen:
http://www.afrique-europe-interact.net/?article_id=886&clang=0


9) Solidarität mit den kämpfenden Flüchtlingen in Choucha, Tunesien

Seit dem Libyenkrieg sitzen Hunderte afrikanischer Flüchtlinge im Lager Choucha in der tunesischen Wüste fest. Rund 230 von ihnen wurden vom UNHCR nicht als Flüchtlinge anerkannt. Sie sollen das Lager nun verlassen, doch es ist unklar wohin. Anfang Februar demonstrieren die abgelehnten Flüchtlinge in Tunis vor dem Büro des UN-Flüchtlingskommissars UNHCR und forderten, in ein sicheres Land ausreisen zu dürfen. Anbei die Protesterklärung der 230 abgelehnten Flüchtlinge nach ihrer Rückkehr von Tunis ins Lager Choucha:

"Nach sechs Tagen Protest und Verhandlungen stehen unsere Forderungen immer noch im Raum. Wir haben sie nicht zurückgenommen noch haben wir unseren Kampf aufgegeben oder kapituliert. Wir sind keine 'MigrantInnen' unter tunesischem Recht, sondern Asylsuchende unter der Zuständigkeit des UNHCR und wir fordern Flüchtlingsschutz von den dafür Verantwortlichen (UNHCR), die Wiederaufnahme der üblichen Versorgung für uns wie für alle anderen und ein generelles Resettlement für alle in einem sicheren Land mit einem funktionierenden Schutzsystem. [...]

Weiterlesen: http://chouchaprotest.noblogs.org/

Eine aktuelle und ausführliche Sammlung von Hintergrundberichten findet sich hier:
http://chouchaprotest.noblogs.org/articles-reports/


10) Der Kolonialvergangenheit auf der Spur: das Webmap "Hamburg global" & der Audioguide "Kolonialismus im Kasten?"

Woher kommt die Kohle, die im Hansaport lagert? An welchen Orten sehen wir Spuren der Kolonialvergangenheit? Wo landen die Waffen, die in Hamburg produziert werden?
Webmap Hamburg Global, ein Projekt des Eine Welt Netzwerks Hamburg, versammelt das Wissen von engagierten Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen. Sie markieren auf dem Stadtplan Orte rund um die Themen Migration, Hafen und Handel, Postkoloniales und Energiepolitik. Die Spots verdeutlichen, inwieweit der Reichtum hier mit der Armut in vielen Ländern zu tun hat. Sie zeigen auch Ausgrenzung und Entwürdigung in Hamburg und beleuchten Initiativen, die dagegen etwas unternehmen. Auf Webmap Hamburg Global kann man Orte der Globalisierung anschauen, selber eintragen oder kommentieren:
https://www.hamburg-global.de/v1.0/

Die Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums (DHM) versammelt beeindruckende 8.000 Exponate zur "Geschichte von Deutschen und Europäern". Die Geschichte des deutschen Kolonialismus ist darin allerdings fast unsichtbar: Im umfangreichen Abschnitt, der sich dem deutschen Kaiserreich widmet, findet sie lediglich in einer versteckten Vitrine Erwähnung. Deutsche Kolonialgeschichte wird damit von allen anderen Entwicklungen abgetrennt, die in der Ausstellung dargestellt werden - als gäbe es zwischen Kolonialismus und Populärkultur, Reichstagsdebatten oder Wissenschaften keinen Zusammenhang. Tatsächlich bestanden aber vielfältige Verbindungen zwischen diesen Phänomenen. Dass die deutsche Kolonialgeschichte zudem eine äußerst gewaltvolle war, blendet das Museum ebenfalls weitgehend aus.

Der von der Initiative "Kolonialismus im Kasten?" unabhängig vom DHM konzipierte und produzierte Audioguide, der ab sofort im Internet zum Herunterladen zur Verfügung steht, setzt sich kritisch mit dieser Art von Darstellung "nationaler" Geschichte auseinander. www.kolonialismusimkasten.de


11) Hilfe oder Beihilfe? Thomas Gebauer zur Rolle von NGOs

Welche Bedeutung haben NGOS als zivilgesellschaftliche Akteure? Welche politischen Interessen verfolgen sie oder werden durch diese verfolgt? Diesen Fragen hat sich die Bundeskoordination Internationalismus in den letzten Jahren immer mal wieder gewidmet, zuletzt ausführlicher in der BUKO-Replik auf das "NGO-G8 Positionspapier":
http://www.buko.info/wer-wir-sind/buko-positionen/ngo-auf-dem-pruefstrand/

"Zu lange haben wir die Zivilgesellschaft nur verschieden interpretiert. Es kommt jedoch darauf an, sie zu verändern", so endet der lesenswerte Artikel "Hilfe oder Beihilfe" von Thomas Gebauer, Geschäftsführer von medico international, in dem er eine "Repolitisierung von NGOs" fordert:
http://medico.de/themen/aktion/dokumente/hilfe-oder-beihilfe/4380/


12) Geopolitik und Grenzüberschreitung, Neue Ausgabe von Wissenschaft & Frieden erschienen

Das Verständnis von 'Geopolitik' ist in Deutschland historisch eng mit der Geopolitik des Faschismus verknüpft. Geopolitischen Vorstellungen kommt aber auch heute bei der Konzeptionierung der Politik zahlreicher Länder eine wichtige Rolle zu. Mit einigen Aspekten von Geopolitik, ergänzt um Aspekte von 'Raumbildern' und Kartographie, setzt sich die aktuelle Ausgabe von W&F auseinander.

Im Schwerpunkt finden sich folgende Artikel:
* Jürgen Wagner: Grand Area. Ein imperiales Raumkonzept für die Weltmacht EUropa
* Jürgen Oßenbrügge & Sören Scholvin: Renaissance der deutschen Geopolitik?
* David Salomon: Geopolitik im Ausnahmezustand? Carl Schmitt und seine Konjunkturen
* Mark Haarfeldt: In alter deutscher Tradition. Außenpolitik im Verständnis der extremen Rechten
* Fabian Virchow: Geopolitik à la Huntington
* Anke Strüver: Geschlechtlich codierte geopolitische Raumbilder
* Benjamin D. Hennig: Kriege, Krisen, Konflikte ... und Karten. Ein neuer Blick auf die Welt

Wissenschaft & Frieden, 1/2013 mit dem Schwerpunkt Geopolitik, Weitere Infos:
http://www.wissenschaft-und-frieden.de/index.php?pid=0


13) Refugee Struggle Congress, 1.-3. März in München

Vom 1.-3- März 2013 findet in München der Kongress der protestierenden Flüchtlinge in Europa statt.

Aus dem Aufrufstext:
Seit dem 19. März 2012 befinden wir uns Flüchtlinge in einem Kampf um das Erringen von elementaren Menschenrechten, von Freiheit und Gleichheit, denn wir wollen nicht mehr wie "Ausländer" und Menschen dritten Grades behandelt werden, sondern wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger. Diese Ära unseres Kampfes begann mit einem kleinen Zelt in Würzburg und erwuchs zu einer großen Bewegung, die sich in ganz Europa ausbreitet.

Dieser lange Streik war bisher von vielen Höhen und Tiefen begleitet, die die vielschichtigen Entwicklungen des Protestes charakterisieren. Tragische Geschehnisse wie der Selbstmord von Mohammad Rahsepar am 28. Januar 2012, der Beginn des Streiks und die vielen darauf folgenden politischen Aktionen wie die Demonstration am 13. Februar, der Beginn des Hungerstreiks in Würzburg , der Beginn des Protestzelt-Projekts am 19. März und dessen Ausweitung auf elf Städte in fünf deutschen Bundesländern bis zum September und zuletzt die Durchführung des Protestmarsches nach Berlin sowie der große Streik in Berlin.

Den kompletten Aufruf lesen:
http://refugeecongress.wordpress.com/kongress-congress/aufruf/

Refugee Struggle Congress Munich, 1.-3.3.2013, Gewerkschaftshaus, Schwanthalerstraße 64
http://refugeecongress.wordpress.com/


14) "Nach dem Ende der...": Geschichte wird gemacht! Veranstaltung mit Friederike Habermann, 16.3. in Berlin

Bei den Protesten gegen IWF und Weltbank in Berlin 1988 kritisierten Aktivist/innen die völlige Unverbundenheit mit Kämpfen in anderen Ländern. Mit den Zapatistas ist das Verständnis entstanden, dass es eben nicht "Solidarität mit ..." ist. Die Zapatistas sagen: "Wir alle haben unsere Kämpfe und wir müssen sie verbinden". Im Tagesseminar ist die globalisierungskritische Bewegung Thema: Geschichte, Bedingungen des Protests - und die Frage, wo und wie sie heute zu Tage tritt.

"Nach dem Ende der...": Geschichte wird gemacht! Wie der globale Widerstand begann und wie er weiter geht, Veranstaltung mit Friederike Habermann, Sa, 16.3.13 11 bis 18 Uhr, Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung, Kottbusser Damm 72, Nähe U-Bahnhof Hermannplatz,

Im Frühling 2013 erscheint Friederike Habermanns neues Buch "Geschichte wird gemacht! Etappen des globalen Widerstands"im Laika Verlag. Die Aktivistin und Autorin wird die Thesen ihres Buchs ebenfalls auf dem BUKO 35 in München vorstellen:
http://www.laika-verlag.de/bibliothek/geschichte-wird-gemacht-etappen-des-globalen-widerstands


15) Zu guter Letzt: Stadt für alle zum Hören!

In der radiophonen Dokumentation Stadt für alle! hören wir lokalen Gruppen und AkteurInnen der weltweiten "Recht auf Stadt" Bewegungen zu. Die vielfältigen Widerstände gegen urbane Segregationspolitiken wie auch unterschiedliche Strategien zur Aneignung des öffentlichen Raumes werden in sieben Features zum Klingen gebracht. In akustischen Bildern und Szenarien nähern wir uns der entscheidenden Frage: Wem gehört die Stadt? Sieben Features von Radio Dreyeckland und dem iz3w stehen nun als Download bereit. Hier ein Überblick über die Themen:
* Slutwalks, Femen, Pussy Riot: Frauen erobern den öffentlichen Raum. Von Eva Gutensohn und Elisa Makowski
* "Detto il vignaiolo - Genannt: Der Weingärtner." Architektonische Konstruktionen von Ausschluss und Zugehörigkeit im Retortenviertel. Von Anna Trautwein
* Raus aus dem Lager?! Wer in Freiburg wohnen darf ... Von Johanna Wintermantel und Fabian Kienert
* Recht auf Stadt in Rio de Janeiro. Von Sarah Lurz
* Nach der Revolution unter den Schleier? Feministische Bewegungen in Tunis. Von Katrin Dietrich
* Leben in Nairobi. Sieben Mythen, drei Orte, eine Reise. Von Martina Backe
* Soziale Rechte in Chile - Basisorganisation und Protest in Santiago und Valparaíso. Von Nicole Tomasek und Kristin Schwierz

Alle Features können hier nachgehört werden:
https://www.iz3w.org/news/StadtRadio

*

Quelle:
BUKO News vom 28.02.2013
BUKO Büro (Bundeskoordination Internationalismus)
Sternstr. 2, 20257 Hamburg
E-Mail: mail@buko.info
Internet: www.buko.info


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. März 2013