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INTERNATIONAL/129: Beschwerde mongolischer Nomaden am Rande der Weltbanktagung (urgewald)


urgewald - OT Watch - CEE Bankwatch Network - London Mining Network - Bank Information Canter - Accountability Counsel

Pressemitteilung vom 12. Oktober 2012

Beschwerde mongolischer Nomaden am Rande der Weltbank Jahrestagung



Tokyo, 12.10.2012 Am Rande der Weltbank Jahrestagung haben heute mongolische Nomaden eine Beschwerde bei der Weltbank eingereicht. Sie verlangen gerechte Entschädigung für die Auswirkungen von Rio Tinto's Oyu Tolgoi (OT) Kupfer- und Goldmine in der Wüste Gobi. Die Vertreterin der Nomaden, Sukhgerel Dugersuren von der Organisation OT Watch übergab die Beschwerde persönlich der Vizepräsidentin des Compliance Advisor/Ombudsman (CAO), Meg Taylor. CAO ist die Beschwerdestelle für die beiden Weltbanktöchter International Finance Corporation (IFC) und Multilateral Insurance Guarantee Agency (MIGA). Beide prüfen für den weiteren Ausbau der Oyu Tolgoi Mine ein Finanzpaket über etwa 900 Mio. US$ Kredite und bis zu einer Milliarde US$ politische Risikoabsicherung.

Die Nomaden, die in der Wüste Gobi seit Jahrhunderten ihren traditionellen Lebensstil pflegen, sehen diesen durch das OT Projekt bedroht. "Die Nomaden hatten bei der Umsiedlung im Rahmen von früheren OT Baumaßnahmen nicht genügend Zeit, Orte auszusuchen, an denen ihre Herden vor den harten Winterstürmen hinreichend geschützt sind", erklärt Dugersuren. "Die minimale Unterstützung, die sie damals durch die Firma erhalten haben, hat nicht ausgereicht. Wegen der schlechten Standorte hat eine Familie alle Tiere verloren und andere mussten tote Tiere ersetzen, um weiter Viehzucht betreiben zu können."

Die Nomaden sehen sich selbst als Indigene mit historischen Weiderechten. Dies erkennen jedoch weder Rio Tinto noch die Weltbank an. "Wenn die Nomaden als Indigene anerkannt würden, hätten sie weitergehende Rechte, etwa indem sie umfassend informiert werden und dem Projekt zustimmen müssten. Soviel Macht wollen Weltbank und Unternehmen den Nomaden nicht zugestehen", mutmaßt Regine Richter von der Umweltorganisation urgewald. "Bevor neue Kredite und Garantien für das OT Projekt vergeben werden, muss die Weltbank die Rechte der Nomaden anerkennen und dafür sorgen, dass sie für ihre Verluste angemessen entschädigt werden. In diesem Sinne sollte sich auch die Bundesregierung bei der Weltbank engagieren", fordert Richter.

Aktuell werden Nomaden von OT dazu gedrängt, niedrige Entschädigungen zu akzeptieren, die von der Nähe zum Projekt abhängt und sich nicht daran festmacht, wie viel Weideland sie verlieren. "Rio Tinto manipuliert die Nomaden, indem sie Familien erzählen, dass sie die einzigen seien, die noch nicht unterzeichnet hätten und riskieren, nichts zu bekommen, wenn sie nicht die vorgegebenen Bedingungen akzeptieren", so Dugersuren.

Die Nomaden, die die Beschwerde einreichen, unterstreichen, dass sicherer und ungestörter Zugang zu Wasser und gutem Weideland eine essentielle Voraussetzung ist, um der Viehzucht nachzugehen sowie ihren traditionellen Lebensstil aufrecht zu erhalten. "Wir wollen kein Gold oder Geld, sondern Wasser und Land, um davon zu leben", erklärt L. Battsengel von der Nomadenorganisation Gobi Soil, die gegründet wurde, um den nomadischen Lebensstil gegen die großen Minen zu verteidigen.

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Quelle:
Pressemitteilung, 12.10.2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Oktober 2012