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BERICHT/1107: Mega-Staudamm gefährdet 200.000 Indigene in Äthiopien (Survival)


"Survival International" - Deutsche Sektion - 23. März 2010

Mega-Staudamm gefährdet 200.000 Indigene in Äthiopien

Survival startet Kampagne


Der Bau eines riesigen Staudamms am Omo Fluss in Äthiopien wird die Lebensgrundlage von mindestens 200.000 Indigenen [1] zerstören, so die Menschenrechtsorganisation Survival International heute.

Zum Kampagnen-Start fordert Survival die äthiopische Regierung auf, das Damm-Projekt [2], bekannt als Gibe III, zu stoppen. Außerdem appelliert Survival an potentielle internationale Geldgeber das Projekt nicht zu unterstützen, darunter Organisationen wie die Afrikanische Entwicklungsbank, die Europäische Investitionsbank, die Weltbank und die italienische Regierung.

Das italienische Unternehmen Salini Costruttori ist mit dem Bau des Wasserkraftwerks beauftragt. Das Unternehmen hatte zuvor auch schon den kleineren Gibe II Damm gebaut, der nur 10 Tage nach seiner Eröffnung im Januar diesen Jahres zusammenstürzte.

Der geplante Damm wird den natürlichen Überschwemmungszyklus des Omo zerstören, bei dem fruchtbarer Schlick an die Ufer geschwemmt wird, an denen die indigenen Völker Ackerbau betreiben. Dürren sind in dieser Gegend grundsätzlich ein Problem, und das Dammprojekt wird sich zusätzlich auf die Nahrungsmittelversorgung der indigenen Völker auswirken und katastrophale Folgen haben.

Das Jäger und Sammler Volk der Kwegu wird zum Beispiel durch reduzierte Fischbestände an den Rand der Existenz gedrängt werden. Sechs Kwegu, darunter zwei Kinder, sind bereits an Unterernährung gestorben, weil Regen und Überflutungen ausgeblieben waren.

Die äthiopische Regierung plant, große Teile des angestammten Landes der Indigenen im Omo Tal an ausländische Unternehmen und Staaten zu verpachten. Unter anderem sollen Großplantagen für Biokraftstoffe entstehen, die mithilfe des Dammes bewässert werden sollen.

Kaum ein Mitglied der betroffenen indigenen Völker weiß bisher von dem Projekt. Die äthiopische Regierung geht zudem hart gegen indigene Organisationen vor. Allein im letzten Jahr hat sie 41 lokale Vereinigungen schließen lassen. Versammlungen der Gemeinschaften zur Diskussion des Dammprojekts können somit nicht mehr stattfinden.

Der Omo ist der Hauptfluss von Kenias berühmtem Turkana See, welcher Lebensgrundlage für weitere 300.000 Menschen [3] ist. Der Damm wird auch das Überleben all jener Menschen gefährden, die ihr Vieh an den Ufern grasen lassen und im See fischen. Sowohl das Untere Omo Tal, als auch der Turkana See sind UNESCO Weltkultur- bzw. -naturerbe.

Der Direktor von Survival International, Stephen Corry, sagte heute: "Der Gibe III Damm ist eine Katastrophe für die Völker des Omo Tals. Er zerstört ihr Land und damit ihre Lebensgrundlage. Trotzdem wissen viele noch gar nicht was ihnen bevorsteht. Die Regierung handelt verfassungswidrig und verletzt außerdem internationale Gesetze im Vergabeprozess. Kein seriöser Träger sollte dieses menschenverachtende Projekt mitfinanzieren."

Survival International hat gemeinsam mit der Campaign for the Reform of the World Bank, dem NGO-Netzwerk Counter Balance Coalition und den Friends of Lake Turkana and International Rivers eine Petition [4] zum Stopp des Dammbaus gestartet.


Gibe III in Zahlen:
Höhe der Dammmauer: 240 Meter (damit der höchste Damm Afrikas)
Länge des Stausees: 150km
Geschätzte Baukosten: 1,4 Milliarden Euro (1,7 Milliarden US Dollar bei Baubeginn)
Baubeginn: 2006; -Ende: vorraussichtlich 2012
Stromleistung: 1.800 Megawatt

[1] http://www.survival-international.de/stammesvolker/mursi
[2] http://www.survivalinternational.org/tribes/omovalley/gibedam#main
[3] http://www.survival-international.de/nachrichten/5338
[4] http://www.stopgibe3.org


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Quelle:
Pressemitteilung vom 23. März 2010
Survival Deutschland
Haus der Demokratie und Menschenrechte
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. März 2010