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BERICHT/1017: Rainer Dittrich ist endlich aus der Haft entlassen worden! (Rote Hilfe)


Bundesvorstand Rote Hilfe e.V. - Pressemitteilung vom 03.09.2009

Rainer Dittrich ist endlich aus der Haft entlassen worden!


Nach Informationen des UnterstützerInnenkreises hat der Zuständige Richter bereits am 17. August 2009 die Freilassung von Rainer Dittrich angeordnet. Der 1952 in Quedlinburg/DDR geborene Kommunist, der bereits 1976 nach West-Deutschland gegangen war, war 1987 in der BRD festgenommen worden, weil er als Mitarbeiter der Auslandsabteilung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) eine Hinrichtung vollzogen haben soll. Dafür wurde er 1989 zu lebenslanger Haft verurteilt. Geprägt wurde sein Knastalltag bis zum letzten Tag durch Isolation und Schikanen der Justiz.

So sehr sich unsere Antirepressionsorganisation über die Entscheidung für die Freilassung von Rainer freut, so sehr ist diese Weisung des Gerichtes jedoch kein Grund zum Jubeln! Ganze 22 Jahre saß Rainer Dietrich nun im Knast als politischer Gefangener ein - viele Jahre in Isolationshaft und konfrontiert mit vielerlei Repressalien.

Mathias Krause vom Bundesvorstand der Roten Hilfe e.V. sagte dazu: "Im Jahr 1999 musste Rainer an der Wirbelsäule operiert werden. Die daraufhin notwendige medizinische Versorgung und Behandlung wurde ihm durch die Knastleitung der Justizvollzugsanstalt Lübeck verweigert. Rainer wehrte sich damals mit einem Hungerstreik und setzte die Aufnahme der Versorgung wieder durch. Genauso verhielt es sich mit vielen anderen Maßnahmen." Weiter erklärte er: "Ziel war bei Rainer wie bei allen anderen politischen Gefangenen auch, ihn zu demütigen, zu brechen und zur Aufgabe seiner politischen Einstellungen und Ideale zu bewegen." Oder wie Rainer selbst schreibt: "Es soll auf Dauer ein Zustand herbeigeführt werden, der mir einen Kampf gegen dieses System BRD aus der Zelle heraus nicht mehr möglich macht."

Rainer Dittrich hat sich auch all die Jahre nicht von seinen politischen Ansichten und Aktivitäten abbringen lassen. Er unterstützte aus dem Knast heraus die Freilassung der Gefangenen aus der ehemaligen Roten Armee Fraktion (RAF).

Genauso beteiligte er sich mit einem weiteren Gefangenen in Lübeck an Hungerstreiks aus Solidarität mit in der Türkei gefangenen linken Aktivistinnen und Aktivisten aus der DHKP-C und TKP/ML.

In den letzten Jahren war seine Gesundheit erheblich angeschlagen. Die immer wieder fehlende medizinische Versorgung und die Hungerstreiks hatten ihn körperlich sehr geschwächt, sodass er kaum noch in der Lage war, richtig zu essen oder zu schreiben. Sein linkes Bein ist schon seit einiger Zeit taub, seine Wirbelsäule ist ebenfalls stark angegriffen. Ungenügende ärztliche Behandlung und mutwillige Verzögerung seiner Physiotherapie haben zu erheblichen Schmerzen im Rückenbereich und zu weiteren schweren körperlichen Schädigungen geführt.

Der Kampf gegen die politische Justiz und für die Freiheit von linken politischen Aktivistinnen und Aktivisten ist mit der Freilassung von Rainer keineswegs überflüssig geworden. So finden in Stuttgart-Stammheim und Düsseldorf gerade Mammut-Schauprozesse gegen Linke mit türkischem Migrationshintergrund auf der Basis des Paragraphen 129b statt. Auch das so genannte mg-Verfahren wird in nächster Zeit zu Ende gehen. Nicht zuletzt sitzt mit Birgit Hogefeld noch ein Mitglied der ehemaligen RAF weiter in Haft.

Die Rote Hilfe fordert auch weiterhin:
Freiheit für alle politischen Gefangenen!
Wir wünschen Rainer viel Kraft, Gesundheit und alles Gute!

Mathias Krause für den Bundesvorstand


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Quelle:
Pressemitteilung vom 03.09.2009
Bundesvorstand Rote Hilfe e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. September 2009