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AUFRUF/067: NaturFreunde fordern die Abschaffung der Rating-Agenturen (NFD)


NaturFreunde Deutschlands - 20. Juni 2010

NaturFreunde fordern die Abschaffung der Rating-Agenturen

Unsere Welt braucht internationale Solidarität statt neoliberale Herrschaftsverhältnisse


Berlin, 20. Juni 2011 - Zur aktuellen Diskussion um eine eigene europäische Rating-Agentur erklärt der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller:

Die Welt wird regiert von drei anonymen Rating-Agenturen mit Tunnelblick: Standard & Poor's, Moody's und Fitch Ratings - alle mit Hauptsitz in New York. Obwohl ihre Macht demokratisch nicht legitimiert ist, spielen sie sich auf als Herren der Welt. Dabei sind sie ein Produkt des Finanzkapitalismus, das der Welt von der Wall Street aufgedrängt wurde. Die Stärke der Rating-Agenturen ergibt sich aus dem Umstand, dass die neoliberale Ideologie weltweit übernommen wurde, es aber keine wirksamen weltwirtschaftlichen Institutionen gibt.


Undemokratische Rating-Agenturen entscheiden über das Schicksal ganzer Länder

Diese drei Agenturen sind auf dem globalen Finanzmarkt mit weitem Abstand führend, sie fühlen sich als die "Master of the Universe". Sie bewerten die Qualität von Unternehmen und Wertpapieren, aber auch die Kreditwürdigkeit von Staaten. Sie treiben die Wirtschaft vor sich her, entscheiden über das Schicksal ganzer Länder und bestimmen die Bedingungen der globalen Wirtschaft. Ihre Bewertungen entscheiden letztlich darüber, zu welchen Konditionen Konzerne, Banken oder auch Länder auf den Kapitalmärkten Geld leihen können: Je besser die Bewertung, desto niedriger die Zinsen.

Zuletzt hatten die Rating-Agenturen mit ihren Bewertungen von Griechenland, Spanien, Portugal und Italien ihre Macht gezeigt, selbst England und Frankreich mussten zittern. Deshalb fordern europäische Politiker, nun auch eine europäische Rating-Agentur aufzubauen. Was aber sollte eine europäische Agentur anders machen, wenn weiterhin der Neoliberalismus die Leitlinie der Entscheidungen ist?


Finanzinstitute müssen Diener, nicht Herr der Wirtschaft sein

Die richtige Forderung ist, die Finanzinstitute wieder auf ihre eigentlich Funktion zurückzuführen: Sie sollen ausreichend Geld für einen funktionierenden Wirtschaftskreislauf zur Verfügung stellen und müssen Diener, nicht Herr der Wirtschaft zu sein. Zudem müssen die spekulativen Finanzinstrumente wie Leerverkäufe, Derivate, Wetten auf Kursänderungen etc. verboten werden.

Insofern fordern die NaturFreunde Deutschlands keine neue europäische Konkurrenz zu den US-Rating-Agenturen, sondern schlicht und einfach deren Abschaffung. Notwendig ist stattdessen vielmehr ein Bretton Woods II, das die Weltwirtschaft vernunftgeleitet regelt.

Die Vorherrschaft der Kapitalmärkte muss endlich beendet werden: Wir brauchen dringend eine Weltwirtschaft, die von der Solidarität aller mit allen ausgeht, statt einseitige Herrschaftsverhältnisse aufzubauen.


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Quelle:
Presseinformation vom 20.06.2011
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juni 2011