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NAHOST/262: Syrien - Hilfe für Aleppo muss auch Kurden und Minderheiten erreichen


Presseerklärung vom 27. Dezember 2016

Kälteeinbruch lässt Flüchtlinge in syrischer Kurdenregion leiden

Deutscher Entwicklungsminister soll den Flüchtlingen im Kurdengebiet von Aleppo helfen


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) begrüßt die Entscheidung des deutschen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Zivilbevölkerung von Aleppo zu helfen. "Diese Hilfe sollte aber auch bei allen Notleidenden in und um Aleppo ankommen, auch in dem relativ kleinen, von Kurden gehaltenen Gebiet", forderte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido am Dienstag in Göttingen. "Es muss sichergestellt werden, dass nicht Gruppen unterstützt werden, die den radikalen Islam in Syrien fördern und ethnische und religiöse Minderheiten wie Assyrer/Chaldäer/Aramäer, Armenier, Christen und Yeziden verfolgen und zur Flucht zwingen." Zudem solle die Bundesregierung dringend intensive Verhandlungen mit der türkischen Regierung aufnehmen, die Grenzblockade nach Nordsyrien aufzugeben. Dort gibt es nach GfbV-Angaben in von Kurden verwalteten Regionen, in denen viele Flüchtlinge zu versorgen sind, empfindliche Engpässe. So sei in dem Flüchtlingslager "Robar" in der Kurdenregion Afrin am ersten Weihnachtstag ein 15 Tage altes Baby an Unterkühlung gestorben. In der bergigen Region schneit es seit einiger Zeit und die Flüchtlinge müssen in kaum beheizbaren Zelten und Notunterkünften ausharren.

Afrin von der Außenwelt so gut wie abgeschnitten. Bewaffnete islamistische Gruppen blockieren die Zufahrtsstraßen auf der syrischen Seite der Grenze, die türkische Armee lässt an ihrer etwa 100 Kilometer langen Grenze zu der Region keine humanitäre Hilfe durch. Von der Türkei aus sind es nur 18 Kilometer bis zum Flüchtlingslager Robar. "Es wäre für professionelle Helfer ein Leichtes, Konvois mit Lebensmitteln, Medikamenten, Zelten, Decken und Kleidung von der Türkei aus nach Robar zu organisieren. So wird die türkische Regierung unter Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan mitschuldig an Not und Elend der dort untergebrachten Flüchtlinge und der einheimischen Bevölkerung", kritisierte Sido.

In Afrin sollen nahezu 400.000 Schutzsuchende aus Aleppo und ganz Syrien aufgenommen worden sein. Sie werden unter größten Anstrengungen von der lokalen Bevölkerung versorgt. Die meisten Flüchtlinge sind sunnitische Araber aus Aleppo und aus benachbarten arabischen Regionen. Afrin gehört zu der sogenannten autonomen Region Rojava-Nordsyrien, ist aber vom Rest des nordsyrischen Kurdengebiets abgeschnitten.

Die deutsche Bundesregierung legt ein Hilfsprogramm von 15 Millionen Euro für das zerstörte Aleppo auf. Das Programm soll 30 Monate lang die Arbeit von etwa 1.000 syrischen Ärzten und Krankenpflegern sichern. Außerdem sollen rund 200 Helfer in Trauma-Bewältigung weitergebildet werden.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 27. Dezember 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Dezember 2016

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