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NAHOST/072: Zur Hinrichtung von Saddam Hussein


Presseerklärung vom 30. Dezember 2006


Zur Hinrichtung Saddam Husseins:

Die Chance vertan Genozid und Massenmord vor Gericht zu
dokumentieren und aufzuklären - Beide deutsche Staaten
haben Saddams mörderische Politik unterstützt.

"Mit der Hinrichtung des ehemaligen irakischen Diktators haben die Regierungen des Irak, der USA und Großbritanniens die Chance vertan Saddam und seine Helfer für ihre schwerwiegendsten Verbrechen, die Massenmorde an den Shiiten und Marscharabern (1991-1993), die Hinrichtung von 8000 Knaben und Männern des kurdischen Barzani-Stammes (1983) und den Völkermord an 180.000 Kurden, unter ihnen assyro-chaldäische Christen, Yeziden und Turkmenen während der sogenannten Anfal-Offensive vor Gericht zu dokumentieren und aufzuklären", sagte der Generalsekretär der Gesellschaft für bedrohte Völker Tilman Zülch.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker lehnt die Todesstrafe auch für Kriegsverbrecher grundsätzlich ab. Allerdings wären die Erklärungen von Bundesregierung und Parteien zur Hinrichtung Saddam Husseins glaubwürdiger ausgefallen, wenn man sich wenigstens nach dem Sturz des Diktators (2003) mit den langjährigen Waffenlieferungen beider deutscher Staaten an den Irak und der Mitwirkung einzelner deutscher und europäischer Firmen am Aufbau der irakischen Giftgasfabriken und dem Bau der Skutraketen befasst hätte. Allein bei dem Giftgasangriff auf die Stadt Halabja sind 1988 5.000 kurdische Kinder, Frauen und Männer ermordet worden. Etwa Zehntausend Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Zülch appellierte an die Bundesregierung ein Wiederaufbau- und Hilfsprogramm für die Stadt Halabja. Im autonomen irakischen Bundesstaat Kurdistan einzuleiten. Die politischen Parteien werden gleichzeitig mit Schreiben gebeten, sich für ein solches Programm einzusetzen.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 30. Dezember 2006
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