Presseerklärung vom 8. Februar 2014
Bosnien brennt!
Berlin und Brüssel - schauen nur zu!
- Bosnien brennt, und die Bundesregierung in Berlin sowie wie die EU in Brüssel schauen zu - schon wieder!
- Erstmals seit dem Krieg gegen Bosnien brennen wieder Regierungsgebäude in Sarajevo!
Von Tuzla über Zenica bis Sarajevo haben Menschen aus blanker Verzweiflung und steigender Wut die Sitze der Regierung belagert. Sie haben sie beschädigt und in Brand gesteckt, weil ihre Not wirtschaftlich und gesundheitlich das nackte Überleben gefährdet - und die korrupten Eliten dies kalt ignorieren.
Die Eskalation wurde von Beobachtern vorher gesagt. Die Regierung in Berlin und die EU waren gewarnt - Bundeskanzlerin Merkel und andere Regierungschefs in Europa haben dies geduldet. Auch während des brutalen Krieges gegen die Zivilbevölkerung von 1992 - 1995 mit über 100.000 Ermordeten, zehntausenden vergewaltigten Frauen, Millionen Vertriebenen, grausamsten Konzentrationslagern und zerstörten Städten und Dörfern - hat Europa dem Genozid tatenlos zugesehen.
Bosnien, dem Opfer von Angriffskrieg und Völkermord, wurde nur halbherzig geholfen. Bosnien wurde ein ungerechter Frieden und der Kompromiss mit den Kriegsverbrechern Milosevic, Karadzic und Mladic aufgezwungen. Das Land wurde aufgeteilt, politisch amputiert, erhielt eine Verfassung aufgezwungen, die jedes Land, auch Deutschland, unregierbar machen würde. Ein Skandal: das erst 1990 wiedervereinigte Deutschland beteiligte sich 1995 daran, den hilflosen Staat aufzuteilen. Der heutige Chef der Münchner "Sicherheitskonferenz", Ischinger, rühmt sich sogar, als führender Diplomat daran mitgewirkt zu haben.
Über 20 Jahre hat die politische Elite Europa die Opfer des Genozides in Bosnien auch nach Kriegsende kalt ignoriert. Sie ein von totalem Krieg zerstörtes Land mit zerstörter Basis und verstörten und verzweifelten Überlebenden sich selbst überlassen - und in die Verelendung gedrängt. Die Menschen, dem Völkermord knapp entronnen, blieben ohne ausreichende Hilfe völlig auf sich gestellt. Vergewaltigte Frauen, kriegsversehrte Männer, elternlose Kinder und Witwen wie Rentner und Arbeiter mit zerstörten Fabriken: der Zynismus der Sieger und der Eliten Europas hat Bosnien nie eine Chance gelassen.
Deutschland selbst hat hunderttausend Kriegsflüchtlinge nach dem Ende dieses totalen Krieges zurück in ein völlig zerstörtes Land geschickt und weitere hunderttausend sind von deutschen Behörden zur Emigration nach Amerika und Australien gezwungen worden. Für die Verantwortung Europas an dem schlimmsten Krieg seit Hitler haben sich die europäischen Diplomaten und Politiker nie wirklich interessiert. Es ist höchste Zeit, diesen Zynismus zu stoppen.
Tilman Zülch, Generalsekretär der GfbV, Träger des Menschenrechtspreises Sloboda des Antikriegszentrum Sarajevo 2006, "Srebrenica Award against Genocide" der Mütterbewegungen von Srebrenica 2006, 1996 Silberorden des Wappens des (multiethnischen) Präsidiums der Republik Bosnien und Herzegowina Stefan Schwarz, ehem. Mitglied des Deutschen Bundestages, Ehrenbürger von Sarajevo 1993
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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 8. Februar 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Februar 2014