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EUROPA/530: Ex-General Ratko Mladic in Serbien festgenommen


Presseerklärung vom 26. Mai 2011

Ex-General Ratko Mladic in Serbien festgenommen:
Srebrenica-Mörder trägt auch Mitschuld für Konzentrationslager, Massenvergewaltigungen und andere Kriegsverbrechen


Zur Festnahme des international gesuchten Kriegsverbrechers Ratko Mladic in Serbien am heutigen Donnerstag erklärt der Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker International, Tilman Zülch:

"Mit Ratko Mladic ist der Letzte der drei Hauptverantwortlichen für den Völkermord an den bosnischen Muslimen festgenommen worden. Mit seinem Namen wird für alle Zeit die Massenerschießung von 8.372 Knaben und Männern in der ostbosnischen Drina-Stadt Srebrenica verbunden sein. Weiter trägt Mladic gemeinsam mit Radovan Karadzic und Slobodan Milosevic auch die Mitschuld für die Errichtung von Konzentrations- und Internierungslagern wie Omarska, Manjaca, Keraterm, Trnopolje, Susica, Foca und Luka Brcko, in denen Tausende Häftlinge ermordet wurden, sowie für die systematischen Vergewaltigungen, die bis zu 20.000 bosnische Frauen erleiden mussten. Dazu kommt die systematische Verhaftung und Ermordung der Angehörigen der akademischen und administrativen Eliten, die Vertreibung von etwa 2,2 Millionen Bosniern und deren Zerstreuung über vier Erdteile, das vierjährige Bombardement in sogenannten UN-Schutzzonen (Tuzla, Gorazde, Srebrenica, Zepa, Sarajevo und Bihac), dem allein in Sarajevo 11.000 Einwohner der Stadt zum Opfer fielen, unter ihnen 1.500 Kinder, für die Massaker und Massenerschießung in zahlreichen Dörfern und Städten Nord-, West- und Ostbosniens, für die systematische Zerstörung von weit über 1.000 Moscheen und islamischen Heiligtümern.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker International erinnert daran, dass die deutsche Bundesregierung Kohl/Kinkel, aber auch politische Parteien, Kirchen und Gewerkschaften zwar immer die Verbrechen der Vergangenheit beschworen und verurteilt haben. Doch während des Bosnienkrieges haben sie überwiegend oder in ihrer großen Mehrheit zum Völkermord an den bosnischen Muslimen und den mit ihnen aushaltenden Angehörigen anderer bosnischer Nationalitäten geschwiegen und sich gegen jede militärische Intervention zur Beendigung des Genozids gewandt. Gleichzeitig haben die Regierungen Major in Großbritannien und Mitterand in Frankreich die serbische Aggression offen gefördert und begünstigt. Wir sind besonders beschämt, weil bis zu 100.000 weitgehend gut integrierte bosnische Flüchtlinge, die nicht in ihre serbisch besetzten Heimatorte zurückkehren konnten, von den deutschen Innenministern aus dem Lande gejagt und dann von Kanada, USA und den Australiern aufgenommen wurden."


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 26. Mai 2011
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Mai 2011