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ASIEN/768: Indien - Übergriffe gegen Muslime und Christen müssen bestraft werden


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 26. Juli 2018

Terror gegen Muslime und Christen in Indien: Hindu-Nationalisten schüren Gewalt gegen Minderheiten - Übergriffe dürfen nicht straflos bleiben


Göttingen, den 26. Juli 2018 - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Indiens Regierung aufgefordert, konsequenter gegen Übergriffe von Hindu-Nationalisten auf Muslime und Christen vorzugehen. "Es ist Asiens größter Demokratie nicht würdig, dass religiöse Minderheiten um ihr Leben fürchten müssen. Indiens Muslime und Christen brauchen Schutz und ein Ende des willkürlichen Terrors von Hindu-Fanatikern", forderte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. Extremisten dürften nicht länger von Straflosigkeit profitieren, nur weil sie vorgeben, für den Schutz heiliger Tiere einzutreten. Ihre Hassverbrechen müssten endlich angemessen geahndet werden. Polizisten nur zu versetzen, wenn sie untätig zuschauten, wie Angehörige religiöser Minderheiten ermordet werden, sei eine viel zu milde Maßregelung.

Erst am vergangenen Freitag wurde im Bundesstaat Rajasthan ein 28 Jahre alter Muslim von aufgebrachten Hindu-Nationalisten unter den Augen der Polizei erschlagen. Fanatiker der Jugendorganisation der Hindu-nationalistischen Regierungspartei BJP hatten Akbar Khan fälschlicherweise beschuldigt, heilige Kühe geschmuggelt zu haben.

Am 18. Juni 2018 hatten Hindu-Nationalisten zwei Muslime im Uttar Pradesh angegriffen, weil sich das Gerücht verbreitet hatte, sie hätten heilige Kühe geschlachtet. Hier wurde der extremistische Hindu-Mob sogar von Polizisten angeführt, wofür sich die Polizeiführung vier Tage später entschuldigte. Bei dem Übergriff wurde der 45 Jahre alte Viehhändler Quasim erschlagen. Sein 65 Jahre alter Bekannter Samiuddin wurde an seinem Bart durch den Ort geschleift. Sein Leben konnte nur mit einer Notoperation gerettet werden.

Am 17. Juli 2018 hat das Oberste Gericht Indiens die massive Zunahme öffentlicher Lynchaktionen verurteilt und das Parlament aufgefordert, drakonischere Strafen für Selbstjustiz gesetzlich zu verankern. Studien belegen, dass unter der Regierung von Narendra Modi seit dem Jahr 2014 Hassverbrechen wegen heiliger Kühe um 97 Prozent zugenommen haben. Um weitere Gewalt zu verhindern, sollten die Menschen aufhören, Kalbfleisch zu essen, empfahl jüngst zynisch Indresh Kumar, der Sprecher der Hindu-nationalistischen RSS-Bewegung. "Doch geht es nicht um den Schutz heiliger Tiere, sondern um den Hass gegen Andersgläubige", sagte Delius.

Auch Christen werden Opfer der Gewalt des Mobs. So wurde ein Pastor einer Pfingstler-Gemeinde in Uttar Pradesh am 20. Juli 2018 sowie seine Ehefrau und sein Sohn von einem Mob angegriffen und bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen, nachdem sie einen streunenden Hund aus ihrer Kirche vertrieben hatten.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 26. Juli 2018
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juli 2018

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