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ASIEN/710: Indonesien - Keine Pressefreiheit für Papua, Filmteam wurde ausgewiesen


Presseerklärung vom 16. Mai 2017

Indonesien weist Filmteam aus Westpapua aus

Keine Pressefreiheit für Papua


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Indonesiens Regierung vorgeworfen, die Pressefreiheit in der Unruheregion Westpapua zu verletzen. "So wird ausländischen Journalisten meist die Einreise nach Westpapua verweigert und lokale indigene Medienvertreter leiden unter Übergriffen der Sicherheitskräfte", erklärte der GfbV-Asienexperte Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Nachdrücklich verurteilte die Menschenrechtsorganisation die gestrige Ausweisung eines sechsköpfigen japanischen Filmteams, das einen Filmbeitrag über indigene Völker drehte. "Indonesiens Regierung verspricht seit zwei Jahren einen leichteren Zugang von ausländischen Journalisten nach Westpapua, doch den vollmundigen Ankündigungen folgen keine Taten", erklärte Delius. "Für Südostasiens größte Demokratie ist der Umgang mit der Pressefreiheit in den zwei Papua-Provinzen beschämend. Noch immer handelt das Land so, als ob es in Westpapua Menschenrechtsverletzungen zu verbergen gelte."

Das sechsköpfige japanische Filmteam war am 8. Mai in Wamena festgenommen worden, nachdem es unter den indigenen Völkern der Korowai und Mamuna im abgelegenen Südosten Westpapuas einen Filmbeitrag gedreht hatte. Den Filmemachern werden Visavergehen vorgeworfen, da sie nur über Touristenvisa verfügten. "Doch Journalistenvisa sind für Medienvertreter fast nicht zu bekommen, so dass nur wenige ausländische Journalisten nach Westpapua in den letzten Jahren einreisen konnten", erklärte Delius.

Indonesiens Regierung behauptet, 39 ausländische Journalisten hätten seit Mai 2015 nach Westpapua einreisen dürfen. Der unabhängige Journalistenverband Indonesiens, die "Alliance of Independent Journalists", bezweifelt diese offiziellen Angaben und erklärt, nur 15 ausgewählten ausländischen Medienvertretern sei in den letzten zwei Jahren die Einreise nach Westpapua gestattet worden. Erst im März 2017 waren zwei französische Journalisten wegen Visavergehen ausgewiesen worden. Indonesiens Außenministerium hatte im Jahr 2015 zugesichert, den Zugang für Journalisten zu erleichtern und eine Behörde aufzulösen, die die Visa-Anträge von Journalisten restriktiv überprüft. Im Mai 2017 musste das Ministerium einräumen, dass die Zensurbehörde noch immer ihre Arbeit verrichtet.

Auch einheimische Papua-Journalisten werden massiv von Sicherheitskräften bedrängt, wenn sie über Proteste der indigenen Völker gegen die indonesische Herrschaft über Westpapua oder über den Raubbau an der Natur berichten. So wurde der Journalist und Pressefotograf Yance Wenda bei einer Demonstration in der Stadt Jayapura am 1. Mai 2017 verhaftet und von der Polizei geschlagen, nachdem er Fotos von der Protestkundgebung gemacht hatte.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 16. Mai 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Mai 2017

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