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ASIEN/705: Burma - Unabhängige Untersuchung von Mord an muslimischem Rechtsanwalt gefordert


Presseerklärung vom 1. März 2017

Burma (Myanmar):
Einen Monat nach Mord an führendem Regierungsberater sind Hintergründe noch immer ungeklärt - Unabhängige und transparente Untersuchung von Gewaltverbrechen gefordert


Einen Monat nach dem Mord an dem führenden muslimischen Berater der Regierung in Burma (Myanmar) hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch die schleppenden Ermittlungen der Behörden kritisiert und eine unabhängige und transparente Untersuchung der Hintergründe des Gewaltverbrechens gefordert. In einem Schreiben an Staatsrätin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi wertete die Menschenrechtsorganisation die dürftige Informationspolitik des Innenministeriums als deutliches Zeichen dafür, wie schlecht es um Demokratisierung, Rechtsstaatlichkeit und Transparenz staatlichen Handelns in Burma steht. Ko Ni war am 29. Januar 2017 am Flughafen von Yangon ermordet worden. Die Tat erregte weltweit Aufsehen, weil der Rechtsanwalt als scharfer Kritiker des Militärs und des buddhistischen Nationalismus galt und deren "Religions- und Rasse-Gesetze" zur Ausgrenzung von Muslimen und Christen ablehnte.

"Die Hintergründe des Mordes müssen unverzüglich und rückhaltlos aufgeklärt werden. Denn die desaströse Informationspolitik schürt den Verdacht, dass politische Motive der Hintermänner des Attentats und Verwicklungen des Militärs verheimlicht werden sollen", erklärte der GfbV-Asienexperte Ulrich Delius in Göttingen. So hätten Innenminister Kyaw Swe und Polizeichef Generalmajor Zaw Win auf ihrer ersten Pressekonferenz zu der Gewalttat am 25. Februar als Tatmotive "extremen Nationalismus" und "persönlichen Groll" genannt. "Dringend besteht hier Aufklärungsbedarf, denn ein politisch motivierter Mord an einem prominenten muslimischen Rechtsberater der Regierung, in den auch noch ehemalige Militärs verstrickt sind, hat eine enorme Brisanz für Burma. Wird das Land doch international immer massiver wegen seines Umganges mit der muslimischen Rohingya-Minderheit kritisiert", sagte Delius.

Bislang bekannt gewordene Details der Ermordung offenbaren, dass die Gewalttat mindestens ein Jahr lang geplant und mehr als 100.000 Euro dafür bereit gestellt wurden, um Auftragsmörder anzuwerben, Schießtrainings zu organisieren und Fluchtwege zu sichern. Drei Personen - unter ihnen der Mörder - wurden verhaftet, nach einer vierten Person wird gefahndet. Zwei der Festgenommen sind ehemalige Militärs. Der Auftraggeber sei über die politischen Aktivitäten Ko Ni's "verärgert" gewesen und habe ihn deshalb eliminieren wollen, erklärten die Ermittler lakonisch.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 1. März 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. März 2017

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