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ASIEN/701: Ermordung eines führenden muslimischen Verfassungsrechtlers in Burma


Presseerklärung vom 30. Januar 2017

Ermordung eines führenden muslimischen Verfassungsrechtlers in Burma (Myanmar)

- Hintergründe der Ermordung müssen aufgeklärt werden
- Schwerer Rückschlag für religiöse Toleranz


Als schweren Rückschlag für die Bemühungen um mehr religiöse Toleranz bezeichnete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die gestrige Ermordung eines führenden muslimischen Rechtsanwalts und Verfassungsrechtlers in Burma (Myanmar). "Noch sind die Motive des von den Behörden gefassten Täters unbekannt, doch der gewaltsame Tod eines so gewichtigen Fürsprechers der religiösen Minderheiten bedeutet eine tiefe Zäsur für das Land", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. Denn der ermordete Ko Ni war ein erklärter Kritiker der umstrittenen Religions- und Rasse-Gesetze, die die Rechte religiöser Minderheiten in dem überwiegend buddhistischen Land einschränken. Feinde hatte sich der Rechtsberater von Aung San Suu Kyi und ihrer NLD-Partei auch gemacht, als er im Juni 2016 den "Verband der Muslimischen Rechtsanwälte Myanmars" gründete, um die Rechte bedrängter Muslime wirksamer zu verteidigen.

"Dringend müssen die Hintergründe des Mordes schnell und rückhaltlos aufgeklärt werden, da das Attentat die Demokratisierung Burmas nachhaltig beeinträchtigen könnte", erklärte Delius. "Sollte die Ermordung einen politischen Hintergrund haben, drohen Burma noch mehr Instabilität und religiöse Spannungen." Doch ohnehin erschüttert der Mord tief das gesamte Land, in dem politisch motivierte Verbrechen bislang selten waren.

Der Rechtsanwalt war am Sonntagabend am Flughafen von Yangon durch einen Kopfschuss gezielt getötet worden, als er mit einer Regierungsdelegation von einer offiziellen Mission aus Indonesien zurückkehrte. Auf seinem Arm trug er seinen Enkel, der ihn am Flughafen abholte und bei dem Attentat unverletzt blieb. Bei dem Anschlag wurde auch ein Taxifahrer ermordet, der den Attentäter bei seiner Flucht verfolgte. Bei dem von der Polizei gefassten Mörder soll es sich um einen 53 jährigen Mann aus Mandalay handeln.

Rechtsanwälte aus Mandalay hatten Ko Ni im Juni 2016 stark angefeindet, nachdem er gemeinsam mit 70 anderen Juristen den "Verband der Muslimischen Rechtsanwälte Myanmars" gegründet hatte. In einer an das Innenministerium gerichteten Petition hatten buddhistische Rechtsanwälte sogar gefordert, den muslimischen Verband zu verbieten. Das Innenministerium lehnte ein Verbot jedoch ab. Die muslimischen Juristen hatten sich vorgenommen, gegen die Diskriminierung von Muslimen in Burma juristisch vorzugehen. "Mit der Ermordung von Ko Ni ist ihre prominenteste Stimme nun verstummt. Für den Kampf gegen religiöse Intoleranz in Burma bedeutet nichts Gutes", erklärte Delius.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 30. Januar 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Januar 2017

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