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ASIEN/697: China - 500 Nonnen und Mönche in Tibet aus buddhistischem Lehrinstitut Larung Gar ausgewiesen


Presseerklärung vom 28. Dezember 2016

Zerstörung des tibetischen Lehrinstituts Larung Gar hält an:
Chinas Behörden weisen Weihnachten 500 Nonnen und Mönche aus


Chinas Behörden haben Weihnachten erneut 500 Nonnen und Mönche dauerhaft aus dem Kloster und buddhistischen Lehrinstitut Larung Gar in Tibet ausgewiesen, berichtet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Damit erhöht sich die Zahl der seit August 2016 aus Larung Gar ausgewiesenen buddhistischen Nonnen und Mönche auf 5.100. "Chinas Religionsbehörden können Über-Planerfüllung nach Peking melden", sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. "Neun Monate vor Ablauf der offiziell gesetzten Frist, innerhalb der die Zahl der Bewohner Larung Gars halbiert werden sollte, haben sie ihr Ziel bereits erreicht. Das ist ein trauriger Rekord bei Zwangsmaßnahmen gegen freie Glaubensausübung. Die Zerstörung Larung Gars ist der folgenreichste Einschnitt in die Religionsfreiheit der Tibeterinnen und Tibeter seit in den 90er Jahren mit der Gleichschaltung und massiven Kontrolle der buddhistischen Klöster sowie mit der Umerziehung der Nonnen und Mönche begonnen wurde."

Bis September 2017 sollte die Zahl der Bewohner des 1980 gegründeten Lehrinstituts Larung Gar von rund 10.000 dauerhaft auf 5.000 Personen reduziert werden. Die am 24. Dezember 2016 ausgewiesenen Nonnen und Mönche stammen überwiegend aus der Tibetischen Autonomen Präfektur Golog in der Provinz Qinghai. Sie wurden mit Bussen und Militär-Lastwagen zu einem provisorischen Auffanglager gebracht. Zeitgleich wurden ihre rund 400 Häuser in Larung Gar mit Bulldozern zerstört.

"Die chinesischen Behörden haben niemals ernsthaft versucht, gemeinsam mit den Betreibern von Larung Gar eine Lösung für die zeitweilige Überfüllung des Lehrinstituts zu finden", berichtete Delius. "Wenn die Religionsfreiheit geachtet würde, dann wäre es den in Larung Gar neu ankommenden Nonnen und Mönchen erlaubt worden, Häuser auch außerhalb des offiziell mehrmals reduzierten Siedlungsgebietes zu errichten." Doch die chinesische Regierung will um jeden Preis den Einfluss des Dalai Lama und des tibetischen Buddhismus verringern. So wurden nun auch strenge Auflagen erlassen, um den Zuzug von Tibeterinnen und Tibetern nach Larung Gar zu regeln. Jeder Mönch und jede Nonne muss zukünftig eine politische Aufnahmeprüfung absolvieren und beim für seine Repression in Tibet gefürchteten offiziellen "United Front Work Department" einen Antrag auf Übersiedlung nach Larung Gar stellen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 28. Dezember 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Dezember 2016

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