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ASIEN/622: Südostasien - Malaysia und Indonesien schicken 1200 Rohingya-Boatpeople wieder auf hohe See


Presseerklärung vom 14. Mai 2015

Flüchtlingsdrama in Südostasien - Malaysia und Indonesien schicken 1200 Rohingya-Boatpeople wieder auf hohe See

Schwere Vorwürfe gegen ASEAN-Staaten - Menschenrechtserklärung ist nur eine Farce


Nach der Abweisung von mehr als 1200 burmesischen Rohingya-Boatpeople durch Malaysia und Indonesien hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) der Südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN kollektives Versagen in Menschenrechtsfragen vorgeworfen. "Die ASEAN ist mitverantwortlich für die Massenflucht muslimischer Rohingya, da sie jahrelang die eskalierende Rohingya-Krise weitestgehend ignorierte, statt sich für eine politische Lösung des Konflikts in Burma einzusetzen. Der Gipfelpunkt des Versagens ist nun die unmenschliche Abweisung der Rohingya-Boatpeople. Es ist ein Armutszeugnis für die ASEAN-Staaten", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. "Es ist aber auch eine Quittung für jahrelange Ignoranz und eine Vogel-Strauß-Politik der ASEAN gegenüber den Menschenrechtskonflikten in Burma, die sich nun bitter rächt."

"Wir erwarten jetzt deutliche Worte des UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon, um klarzustellen, dass die nach Ansicht der UN am meisten verfolgte ethnische Minderheit in der Welt nicht so unmenschlich von der internationalen Staatengemeinschaft im Stich gelassen werden darf", erklärte Delius. Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge kritisierte bereits scharf das Verhalten von Burmas Nachbarstaaten. Malaysias Marine hat heute zwei Boote mit mehr als 800 Rohingya-Flüchtlingen daran gehindert, an der Küste zu landen und die Schiffe wieder auf hohe See geschleppt. Gestern hatte sich ein ähnlicher Zwischenfall bereits in Indonesien ereignet und die Marine schleppte ein Boot mit 400 Flüchtlingen auf hohe See.

Die Begründung des malaysischen Marine-Sprechers, man könne es sich nicht leisten "nett" zu sein, bezeichnete die GfbV als zynisch und haltlos. "Malaysia und Indonesien tragen eine Mitverantwortung für die Massenflucht, weil sie trotz der Verabschiedung einer Menschenrechtserklärung der ASEAN im November 2012 nichts tun, um zumindest grundlegende Menschenrechte in der Staatengemeinschaft zu schützen", erklärte Delius. Auch haben sie sich für die Aufnahme Burmas in die ASEAN eingesetzt, obwohl Rohingya seit Jahrzehnten in Burma massiv verfolgt und ausgegrenzt werden.

Seit der jüngsten Eskalation der Gewalt im Rohingya-Konflikt im Juni 2012 sind mehr als 100.000 Angehörige der verfolgten muslimischen Minderheit aus Burma geflohen. Seit Januar 2015 haben mindestens 25.000 Rohingya Burma verlassen. Mehr als 6.000 Rohingya-Boatpeople werden zurzeit noch auf See vermutet. Ihnen droht nun der Tod durch Ertrinken, da ihnen die ASEAN-Staaten die Aufnahme verweigern.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 14. Mai 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Mai 2015

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