Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER

ASIEN/605: China - Abbau Seltener Erden gefährdet mongolische Nomaden


Presseerklärung vom 22. Januar 2015

China: Nomaden aus der Inneren Mongolei protestieren gegen Landraub und Umweltzerstörung

Memorandum dokumentiert: Abbau Seltener Erden gefährdet mongolische Nomaden in China



Chinas Nomaden in der Inneren Mongolei sind akut von Landraub und den Folgen des Bergbaus bedroht. "Wenn die deutsche Wirtschaft wegen der jüngst von China beschlossenen Freigabe des Exports von Seltenen Erden jubelt, dann ist dies verständlich. Für die Nomaden in der Inneren Mongolei bedeutet dies aber das Aus, weil sie massiv unter den Folgen des Bergbaus leiden", berichtete der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen bei der Vorlage eines 25-seitigen Memorandums zu den Folgen des Bergbaus für die Nomaden in der Inneren Mongolei. Seit neun Tagen demonstrieren mehr als 70 Nomaden aus der Inneren Mongolei in der chinesischen Hauptstadt gegen Landraub, Zwangsumsiedlung und unzureichende Entschädigungszahlungen.

"Die mongolischen Nomaden leiden unter den katastrophalen ökologischen Folgen des Abbaus von Seltenen Erden und Kohle und müssen deshalb mit bedrohlichen gesundheitlichen Problemen kämpfen", sagte Delius. "Viele, die in der Nähe von Minen leben, sind an Krebs oder Osteoporose erkrankt oder haben Zahnausfall." Der Menschenrechtler mahnte: "Die Mongolen dürfen nicht zu den Opfern unseres industriellen Wachstums werden. Dringend müssen die Mongolen besser in die Planungen der Bergbau-Industrie einbezogen, Abwässer besser entsorgt und die Luftverschmutzung eingedämmt werden."

Die Bayan-Obo-Mine in der Inneren Mongolei gilt weltweit als bedeutendste Abbaustätte Seltener Erden. Zur Gewinnung der Mineralien werden große Mengen Säuren verwendet und hochradioaktives Thorium freigesetzt. Eines der größten Umweltprobleme ist der beim Abbau entstehende Klärschlamm. Er wird in riesigen Absetzbecken aufgestaut, aus denen ständig giftige Substanzen ins Erdreich und Grundwasser sickern und in nahe Gewässer wie den Gelben Fluss fließen. Mongolische Bewohner umliegender Dörfer sind auch akut durch giftigen Staub gefährdet, der bei der Verdunstung von Flüssigkeit in den Absetzbecken entsteht.

Die Volksrepublik deckt rund 90 Prozent des weltweiten Bedarfs an Seltenen Erden. Sie werden in der Hochtechnologieindustrie beispielsweise zum Bau von Smartphones, LED-Bildschirmen, Windkrafträdern und Solaranlagen benötigt. Die größten Vorkommen an Seltenen Erden und Minen befinden sich in der Inneren Mongolei. China hat Anfang Januar 2015 Exportbeschränkungen für Seltene Erden aufgehoben, nachdem sich die Welthandelsorganisation (WTO) in einem Schiedsspruch für die Freigabe des Exports der Mineralien ausgesprochen hatte.

In der Inneren Mongolei leben rund 24 Millionen Menschen. Durch eine massive Politik der Besiedlung durch Han-Chinesen stellen die Mongolen heute mit 17 Prozent der Bevölkerung nur noch eine Minderheit. Mehr als zwei Millionen mongolische Nomaden wurden seit dem Jahr 2001 zwangsweise angesiedelt.

*

Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 22. Januar 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Januar 2015


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang