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ASIEN/228: Regenwaldzerstörung bedroht Indonesiens Ureinwohner und Klima


Presseerklärung vom 30. November 2007

UN-Klimakonferenz auf Bali (3.-14.12.2007)

Regenwaldzerstörung bedroht Indonesiens Ureinwohner und Klima


Anlässlich der am Montag beginnenden UN-Klimakonferenz auf der indonesischen Insel Bali weist die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) darauf hin, dass die fortschreitende Zerstörung der Wälder in Indonesien nicht nur das Weltklima, sondern auch das Überleben von 45 Millionen Ureinwohnern in dem südostasiatischen Land bedroht. "Der Kahlschlag zerstört die traditionelle Lebens- und wirtschaftsweise von mehr als 300 indigenen Völkern", warnte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. Die Waldzerstörung in Indonesien trage entscheidend dazu bei, dass der Inselstaat heute zu den drei bedeutendsten Verursachern von Treibhausgasen weltweit zähle. Denn als eine der letzten "grünen Lungen" der Erde seien die indonesischen Wälder von entscheidender Bedeutung für das Weltklima.

Seit 1990 seien in Indonesien 28 Millionen Hektar Regenwald für die Anlage von Plantagen vernichtet worden. Doch nur ein Drittel dieses gerodeten Landes werde tatsächlich intensiv landwirtschaftlich genutzt. Der Rest liege, nach dem Kahlschlag verwüstet, brach. Zu den größten Waldzerstörern gehöre die Palmölindustrie. Seit Herbst 2007 sei Indonesien der wichtigste Palmölproduzent der Welt. Nur in den seltensten Fällen würden die betroffenen Ureinwohner über neue Palmöl-Projekte informiert. Ihre traditionellen Landrechte würden entweder ganz ignoriert, oder würden nur unzureichend entschädigt. Meist würden die Ureinwohner einfach vertrieben.

Zwar habe die Palmölindustrie vergangene Woche die Einführung eines freiwilligen Zertifizierungssystems angekündigt, das den nachhaltigen Anbau dieses Rohstoffes garantieren soll. "Doch mehreren Firmen, die erklären, nachhaltig Palmöl zu produzieren, konnten bereits illegale Rodungen nachgewiesen werden", berichtete Delius. "Doch angesichts von mehr als 600 Landrechtskonflikten durch Ölpalmplantagen seit 1998 ist nicht zu erwarten, dass nun plötzlich die Rechte indigener Völker beachtet werden. Es mangelt nicht an Gesetzen und Vorschriften zum Schutz der Wälder, sondern an ihrer Umsetzung. Viele neue Plantagen entstehen ohne Genehmigung der Behörden."

Die Ureinwohner verlieren durch die Rodungen nicht nur ihr Land, sondern fürchten nach Informationen der GfbV auch die Verseuchung ihres Lebensraumes. Beim Pressen der Palmöl-Früchte entstehen Abfälle, die ungeklärt in die Flüsse eingeleitet werden. So wird das Wasser überdüngt und Fische, die für einige indigene Völker Nahrungsgrundlage sind, können darin nicht mehr leben. Immer mehr indigenen Gemeinschaften leisten Widerstand gegen die Zerstörung ihres Lebensraumes. Mit Protesten, Blockaden, Petitionen und Gerichtsverfahren wenden sie sich gegen die Vernichtung ihrer Lebensgrundlage. Oft wird ihr Widerstand jedoch von Polizei oder Militär brutal niedergeschlagen.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 30. November 2007
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-0, Fax: 0551/58028
E-Mail: info@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Dezember 2007