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AFRIKA/694: Zentralafrika - 16 Tote in Kirche und Moschee


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 2. Mai 2018

Zentralafrikanischen Republik: Gewalt eskaliert Mindestens 16 Tote bei Angriffen auf Kirche und Moschee - Neues Sicherheitskonzept entwickeln! UN-Friedensmission ist überfordert


Göttingen, den 2. Mai 2018 - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat einen wirksameren Schutz der Zivilbevölkerung vor der erneut eskalierenden Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik gefordert. "Die UN-Friedensmission Minusca scheint selbst in der Hauptstadt Bangui mit der Sicherung des Friedens überfordert zu sein. Dringend muss ein neues Sicherheitskonzept entwickelt werden, um ein Abgleiten des Landes in einen neuen Bürgerkrieg zu verhindern", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen.

Am 1. Mai starben mindestens 16 Menschen und 99 Personen wurden verletzt, als nach Schusswechseln zwischen Bereitschaftspolizisten und einer Miliz Kämpfer dieser Rebellengruppe die katholische Kirche Notre-Dame von Fatima in Bangui angriffen. In der vollbesetzten Kirche hielten sich mehrere hundert Gläubige auf, um in einer Messe des heiligen Sankt Josephs zu gedenken. Bei dem Überfall wurden zahlreiche Gläubige und der katholische Priester Albert Tonugoumalé-Baba getötet. Aufgebrachte Gläubige zogen daraufhin mit dem Leichnam des Geistlichen zum Palast des Staatspräsidenten. Auf dem Weg dorthin zündeten sie eine Moschee nieder, in der zwei Muslime bei lebendigem Leib verbrannten. Der Demonstrationszug wurde später von Sicherheitskräften aufgelöst.

"Wieder einmal eskaliert die Gewalt zwischen Christen und Muslimen in der Zentralafrikanischen Republik, obwohl dem Konflikt nicht primär religiöse Spannungen zugrunde liegen. Doch Milizen mobilisieren entlang der Konfessionen, um sich als christliche oder muslimische Kämpfer auszugeben. So wird im Kampf um die Macht und den Zugang zu lukrativen Diamanten-Minen Religion von allen Seiten missbraucht", kritisierte Delius.

Führende katholische Geistliche und muslimische Imame setzen sich seit Jahren gemeinsam für Frieden und Verständigung zwischen den Religionsgemeinschaften ein und wehren sich gegen den Eindruck, dass der seit dem Jahr 2013 eskalierenden Gewalt ein Glaubenskrieg zugrunde liegt. Der am Montag getötete christliche Geistliche hatte sich sehr für ein besseres Zusammenleben mit Muslimen eingesetzt. Der Pfarrer hatte sich für einen Nicht-Angriffspakt engagiert, der Muslimen im Nachbarviertel Ruhe und Frieden garantierte, solange sie ihre Toten bestatteten.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 2. Mai 2018
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Mai 2018

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