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AFRIKA/590: Mali - Bundeswehreinsatz wird immer gefährlicher


Presseerklärung vom 25. Juli 2016

Mali: Bundeswehreinsatz wird immer gefährlicher

Mehr als 50 Tote bei politisch motivierter Gewalt in den vergangenen sieben Tagen


Die Sicherheitslage in Mali hat sich nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) im Juli 2016 massiv verschlechtert. "Allein in den vergangenen sieben Tagen sind im Norden und im Zentrum des westafrikanischen Landes mehr als 50 Menschen bei politisch motivierter Gewalt zu Tode gekommen", berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. "Diese Gewalt macht den Bundeswehreinsatz immer gefährlicher. Denn die MINUSMA-Friedenstruppe der Vereinten Nationen hat nun die Schlüsselaufgabe bekommen, die Einhaltung des Waffenstillstands in der umkämpften Tuareg-Hochburg Kidal zu sichern."

Nach Einschätzung des Menschenrechtlers ist die eskalierende Gewalt der vergangenen Woche auch ein schwerer Rückschlag für die deutschen Militärausbilder, die die Armee Malis schlagkräftiger machen sollen. Denn bei der Erstürmung der Garnison Nampala am 19. Juli 2016 durch islamistische Terroristen wurden 17 Soldaten getötet. "Das ist ein neuer Tiefpunkt für Malis Armee", erklärte Delius. "Die demütigende Niederlage von Nampala erinnert fatal an den Überfall auf die Garnison Aguelhoc im Januar 2012. Damals wurden 97 Soldaten getötet. Jetzt muss man sich fragen, wie effektiv die Ausbildungsmission der EU, in deren Rahmen die deutschen Ausbilder tätig sind, überhaupt ist." Die EUTM-Ausbildungsmission begann vor drei Jahren. 8.000 malische Soldaten, das sind zwei Drittel der malischen Armee) wurden inzwischen fortgebildet.

Der Stützpunkt Nampala ist ohne nennenswerten Widerstand in die Hände islamistischer Terroristen gefallen. Weder die malische Armee noch die MINUSMA hatten die Kolonne von 18 schwerbewaffneten Geländewagen und 30 Motorrädern bemerkt, mit denen die Terroristen auf die Garnison vorrückten. "Wie soll eine so schlecht aufgestellte Armee mittelfristig den Frieden garantieren?", fragte Delius. In Mali wird bereits der Ruf nach dem Rücktritt von Verteidigungsminister Tiéman Hubert Coulibaly laut.

Mehr als 30 Menschen sind in der vergangenen Woche in der Stadt Kidal auch bei Kämpfen zwischen unterschiedlichen Tuareg-Gruppen der Ifoghas und Imghads getötet worden. Während sich die Imghads in der regierungsnahen Gatia-Miliz organisiert haben, engagieren sich die meisten Ifoghas auf Seiten von regierungskritischen Tuareg. Seit Jahren schwelen Konflikte zwischen beiden Gruppen. "Nur mit Waffengewalt wird die MINUSMA diese Spannungen nicht abbauen können. Dringend sind mehr Initiativen zur Vermittlung zwischen beiden Tuareg-Gruppen notwendig", erklärte Delius.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 25. Juli 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juli 2016

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