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AFRIKA/485: Nigeria - Boko Haram will keinen Waffenstillstand


Presseerklärung vom 1. November 2014

23 Tote bei Anschlag von Boko Haram - Islamisten lehnen Waffenstillsand und Freilassung entführter Schülerinnen ab

Katastrophales Versagen von Nigerias Regierung im Kampf gegen den Terror



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Nigerias Regierung katastrophales Versagen im Kampf gegen den Terror der Sekte Boko Haram und einen mangelnden Schutz der Zivilbevölkerung vor der islamistischen Gewalt vorgeworfen. "Boko Harams Dementi, einen Waffenstillstand mit Nigerias Regierung aushandeln zu wollen, bedeutet nicht nur für die verschleppten 219 Mädchen und ihre Familien eine Katastrophe, sondern ist auch ein Desaster für Nigerias Präsidenten Jonathan Goodluck", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Samstag in Göttingen. "Goodlucks Chancen für eine zweite Präsidentschaft sind damit auf den Nullpunkt gesunken. Denn die Führung eines der bedeutendsten Länder Afrikas hat sich zweieinhalb Monate lang von vermeintlichen Unterhändlern der Terrorgruppe täuschen lassen und steht heute umso blamierter dar.

Sektenführer Abubaker Shekau hat in einem gestern verbreiteten Video Verhandlungen über einen Waffenstillstand mit der Regierung und eine bevorstehende Freilassung der im April 2014 entführter 219 Schülerinnen kategorisch geleugnet. Shekau behauptet in dem Video, er kenne den angeblich für Boko Haram auftretetenden Verhandlungsführer nicht und fühle sich nicht an seine Zusagen gebunden. Zugleich unterstrich die Terrorgruppe mit einem neuerlichen Bombenanschlag ihren Willen, systematisch Nigerias Rechts- und Staatsordnung auszuhöhlen. Bei dem gestrigen Anschlag auf einen Busbahnhof der Stadt Gombe (Bundesstaat Gombe) kamen mindestens 23 Menschen zu Tode.

"Nigerias Regierung hat sich zweieinhalb Monate lang von einem angeblichen Vertreter Boko Harams düpieren lassen und Hoffnungen in der Öffentlichkeit geweckt, die nicht erfüllt werden konnten", erklärte Delius. "Dies ist nicht nur ein Debakel für Nigerias Sicherheitsdienste, sondern schädigt das Ansehen des Staates bei seinen Bürgern. Boko Haram führt den nigerianischen Staat in seiner ganzen Unfähigkeit vor. Genau dies will diese Terrorgruppe auch, die sich die Zerstörung des demokratischen Staates zum Ziel gesetzt hat, und erreicht damit einen doppelten Sieg."

Der Boko Haram-Führer hat auch bekräftigt, seine Organisation habe einen entführten Deutschen in ihrer Gewalt. "Damit will Boko Haram seinen Kampf internationalisieren und Nigerias Image weltweit beeinträchtigen. Es ist ein deutliches Zeichen an Deutschland, dass der Kampf gegen Boko Haram nicht nur ein Problem Nigerias ist."

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 1. November 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. November 2014


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