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AFRIKA/461: Zentralafrikanische Republik - Trotz Friedenstruppen gibt es keine Sicherheit


Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. - Presseerklärung vom 14. Mai 2014

Mehr als 2.000 Tote seit Dezember 2013:
Trotz Friedenstruppen gibt es keine Sicherheit in der Zentralafrikanischen Republik

Internationaler Krisengipfel muss über neue Hilfen beraten



Nach neuen politisch motivierten Morden und Massakern an der Zivilbevölkerung in der Zentralafrikanischen Republik fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) einen internationalen Krisengipfel, um über wirksamere Maßnahmen zur Eindämmung der eskalierenden Gewalt zu beraten. "Trotz des Einsatzes einer rund 7.000 Mann starken Friedenstruppe aus der Europäischen Union und Staaten der Afrikanischen Union kommt die Zentralafrikanische Republik nicht zur Ruhe. Jede Woche fallen durchschnittlich rund 90 Menschen politisch motivierter Gewalt zum Opfer", berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. "In weiten Landesteilen sind staatliche Ordnung und Wirtschaft zusammengebrochen. Ohne ein umfassendes Hilfs- und Wiederaufbauprogramm und tiefgreifende politische Reformen wird die Gewalt in dem Bürgerkriegsland noch mehr eskalieren."

Am Dienstagabend war bekannt geworden, dass eine französische Journalistin bei einer Fotoreportage über bewaffnete Milizen in der Zentralafrikanischen Republik ermordet wurde. Erst Ende April 2014 waren dort zwei Journalisten bei ihrer Arbeit getötet worden. Aus Protest gegen die eskalierende Gewalt gegen Medienvertreter hatten Journalisten am 7. Mai zu einem landesweiten eintägigen Streik aufgerufen.

Besonders in ländlichen Gebieten gibt es noch immer keinen ausreichenden Schutz für die Zivilbevölkerung vor Angriffen von Seleka- oder Anti-Balaka-Milizen. Beide Milizen kämpfen vor allem um die Kontrolle von Gold- und Diamanten-Minen, um mit dem illegalen Verkauf von Rohstoffen ihren bewaffneten Kampf zu finanzieren oder um sich persönlich zu bereichern.

Erst am vergangenen Samstag sind bei einem Massaker von Seleka-Milizonären und Kämpfern vom Volk der Peulh in dem Dorf Dissikou 13 Menschen bei lebendigem Leib verbrannt worden. Die Kämpfer hatten die Dorfbewohner in einer Hütte eingesperrt und dann das Haus in Brand gesetzt. "Jede Woche erreichen uns Berichte von neuen Massakern an der Zivilbevölkerung. Während Seleka-Kämpfer vor allem Christen ermorden, jagen Anti-Balaka-Milizionäre Muslime und Pygmäen", sagte Delius.

Seit mehr als sechs Monaten sind zwei Drittel der Schulen in der Zentralafrikanischen Republik geschlossen. Rund 2,5 Millionen der 4,6 Millionen Einwohner sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, 600.000 Menschen sind im Land auf der Flucht, 360.000 haben in den Nachbarländern Zuflucht gesucht. Die Vertreibung von rund 90.000 Muslimen, die vor allem als Händler arbeiteten, ließ die Wirtschaft zusammenbrechen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 14. Mai 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Mai 2014